300 – Rise of an Empire ✍

Seit 31.07.2014 auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray im Handel erhältlich.

Acht Jahre ist es bereits her, dass sich die 300 Spartiaten um König Leonidas in der gleichnamigen Comicverfilmung gegen eine Übermacht von Feinden behaupteten. Diese kleine Streitmacht fand bekanntermaßen ihr stolzes Ende im Tode und eine Fortsetzung hatte vorerst keiner erwartet. Frank Miller, erfolgreicher Comiczeichner und –Autor, hatte immer hohe Ansprüche an die Verfilmungen seiner Werke. Eine Realisierung von Sin City war beispielsweise nur möglich, da ihm Robert Rodriguez die Co-Regie neben ihm einräumte. Im Filmgeschäft war er aber schon länger beschäftigt, schrieb er doch die Drehbücher für zwei RoboCop-Filme und führte selbst bei der The Spirit-Leinwandadaption Regie. Mit 300 setzte Zack Snyder auch eine Graphic Novel von Miller um, ebenfalls sehr an die Vorlage gebunden. Das brachial-elegante Schlachtengemälde überzeugte mit Kampfchoreographien, die diesen, mit Testosteron überfütterten Film, fast zu einem Action-Arthaus-Werk wandelten.

Das Sequel 300 – Rise of an Empire spielt vor, während und nach den Ereignissen des Vorgängers. Zugrunde liegt dem Miller-Comic Xerxes (man blieb aber aus Gründen der besseren Werbung bei einem 300-Titel) somit erfahren wir zu Beginn auch mehr über den Werdegang des selbsternannten Gottkönigs und seiner Absichten Griechenland zu unterwerfen oder es gegebenenfalls aus der Geschichtsschreibung zu tilgen. Im Fokus steht der Athener Themistokles, ein gestandener Krieger, der gegen die Perser kämpft und der Auslöser für den Zorn Xerxes sein wird. Der sich gedemütigt fühlende Herrscher schickt seine Kampfamazone Artemisia in die Schlacht gegen die Demokratie und seinen erkorenen Erzfeind. Dem Rest der Geschichte einen tieferen Inhalt zuzusprechen wäre naiv, letzten Endes geht es ohne hin nur um eines: Gemetzel, Vergewaltigung und epische Motivationsreden.

Unglaubliche 110 Millionen US-Dollar steckte Warner in dieses Projekt und bis auf einige Kleinigkeiten hat sich das optisch auch rentiert. Die großen Schlachten finden hier auf dem Meer statt und die Animation der Schiffe und des Wassers ist überaus gut gelungen. Häme und Kritik wurden oft gegenüber dem reichlich verwendeten CGI-Blut laut. Man hat hier keine physikalisch/biologisch korrekte, sondern eine comichafte Darstellung gewählt. Diese Entscheidung war aber gut und passt an dieser Stelle auch besser hinein, als bei Stoffen die in einem realeren Umfeld spielen und das Computer-Blut meistens störend auffällt. Schließlich ist 300 – Rise of an Empire eine Comicverfilmung und darf deshalb auch gerne so aussehen. Die Kampfszenen werden wie im ersten Teil ausgiebig zelebriert und durch die viel verwendeten Zeitlupen darf sich der Zuschauer auch an ihnen sattsehen.

Mit Sullivan Stapleton verpflichtete man für die Hauptfigur des Themistokles einen Leinwandneuling und auf der Gegenseite verortete man Eva Green als Gegnerin, welche irgendwie deplatziert wirkt, aber immer schön anzusehen ist, besonders in den Szenen in denen sie unbekleidet daherkommt. Viele Charaktere aus dem Erstling wurden auch mit eingebunden und verdeutlichen den aktuellen Bezug zur der im Jahr 2006 erzählten Geschichte.

Auf dem Regiestuhl nahm Noam Murro Platz, der bislang nur eine prominent besetzte Romcom als abendfüllende Regiearbeit vorweisen kann. Bei diesem Umstand ist es fast unheimlich, das dies seine erste Gewaltorgie ist, denn Erfahrungen in dem Bereich hat er inszenatorisch noch nicht gesammelt.

In der Filmzeitschrift Epd-Film gibt es einmal im Jahr einen Fragebogen, den man ausfüllen darf. Dort gibt es die Frage nach dem persönlich peinlichsten Lieblingsfilm. Auch gestandene Autoren haben da mal Werke wie Battleship oder Transformer stehen. Bei mir ist es dieses Jahr (bis jetzt) 300 – Rise of an Empire. Mit diesem Outing werde ich viel Spott von meinen Radio-Kollegen ernten, aber Ehrlichkeit ist mein investigativer Trumpf.
Zur Ansicht zu empfehlen ist der neue 300 natürlich denen die bereits Nummer eins gesehen haben und jene Gruppe von Zuschauern die sich an, nach Abtrennung, fliegender Körperteile erfreuen können. Ob Erwartungen gehalten werden, bleibt abzuwarten. Ich hatte keine und vielleicht ist genau das der Grund warum er mir gut gefiel.

Warner Home Video bringt den Streifen natürlich auch auf 3D-Blu-Ray ins Heimkino und so darf man sich Köpfe, Extremitäten und Blut um die Ohren fliegen lassen. Die 2D-Version bedeutet qualitativ, für alle die in Sachen Entertainment außerhalb der dritten Dimension existieren, keinen Abbruch.