Alleluia ✍

Ab 16.10.2015 auf DVD und Blu-ray

Erst vor kurzem stellten wir euch Fabrice Du Welz Actionfilm Colt 45 vor. Doch Hr. Du Welz scheint momentan recht aktiv zu sein. Eigentlich ist er ja hierzulande kaum bekannt, bzw. sind seine beiden Filme Calvaire und Vinyan nur einem kleineren Publikum von Begriff. Doch 2014 sollten es gleich zwei Werke sein, die er ins französische Kino gebracht hat. Und neben Colt 45 ist auch Alleluia unter seiner Regie im letzten Jahr entstanden. Beim Blick auf das Cover, zumindest auf das Deutsche, könnte man zudem meinen, man bekommt es mit Horror zu tun. Doch das ist falsch. Denn Alleluia ist eher ein Drama mit Thrillerelementen und in der Hinsicht sogar visuell überragend. Schade nur, dass das Treiben auch überragend langweilig geraten ist.

Die Geschichte selbst handelt von einem mörderischen Pärchen. Sie, Gloria, ist eine eher unscheinbare Person, welche den charismatischen Michel kennenlernt und sich in ihn verliebt. Nur leider entpuppt sich Michel schnell als Heiratsschwindler. Doch Gloria möchte ihre Errungenschaft nicht verlieren und Michel ist Gloria letztlich auch nicht ganz abgeneigt. Also einigt sich das Paar nun darauf, gemeinsame Sache zu machen. Michel wird weiterhin vermögende Witwen umgarnen und diese dann entsprechend ausnehmen, während Gloria immer an der Seite von Michel steht und in verschiedenen Rollen bei ihrem Geliebten ist. Doch Glorias Eifersucht kennt keine Grenzen und sie wird immer gewalttätiger, wenn Michel mal wieder etwas weiter gehen muss, als es Glorias Verstand ertragen kann. Bis das Ganze in einem blutigen Finale endet…

Dass Alleluia kein reinrassiger Horror ist, erkennt man als Zuschauer schon nach den ersten zehn Minuten. Denn weder kann der Film mit irgend einer überirdischen schaurigen Suspence aufwarten, noch mit allzu blutigen Momenten oder gar mit fantastischen Elementen. Nein, Alleluia arbeitet lange Zeit vor allem auf der dramatischen Ebene. Er stellt seine kaputten Figuren vor und lässt den Zuschauer vor allem an ihrem Leid und ihrer inneren Zerrissenheit teilhaben. Die wirklichen Spannungsmomente beziehen sich eher auf die kurzen Augenblicke bei Akt zwei bis vier, in denen Gloria zum Schluss über die Stränge schlägt und die Frauen, die Michel zuvor um den Finger gewickelt hat, auf irgend eine Art und Weise umbringt. Mal durch Erwürgen und auch schon mal mit einer Axt.  Ansonsten ist das ganze Treiben aber meist sehr stark auf seine Figuren konzentriert.

Nun gut, diese Tatsache ist prinzipiell nicht von vorneherein schlecht, doch Alleluia schafft leider nicht den Bogen, diese Fixierung auf seine Figuren in irgend einer Weise interessant zu gestalten. Im Gegenteil, es geht größtenteils eher regelrecht langweilig zu. Du Welz inszenierte seinen Streifen ruhig, ja sogar extrem ruhig. Abgesehen von den bereits angesprochenen mörderischen Momenten passiert fast gar nichts zwischen diesen. Es wird viel geschwiegen, sich gegenseitig angesehen oder das langsame Aufsteigen von Glorias Eifersucht porträtiert, ohne dass dies beim Zuschauer jedoch irgend eine Emotion auslöst. Nicht selten versucht man sich in irgend einer Weise abzulenken, da einfach nichts auf der Leinwand passiert, was wirklich dazu einlädt dabeizubleiben. Hier wäre ein Ticken weniger Betulichkeit dann doch wünschenswert gewesen.

Daher sollte man sich lieber auf die visuellen Aspekte des Ganzen konzentrieren, denn die Schauwerte des Streifens sind, trotz aller Belanglosigkeit, nicht zu übersehen. Von den Mordszenen einmal abgesehen schafft es Du Welz auch immer wieder mit gewissen visuellen Spielereien das Bild auszufüllen und dann doch zu überzeugen. Ob es nun eine heiße Liebesszene vor loderndem Feuer ist oder das immer wieder aufblitzende rot-blaue Kontrastverhältnis, ja mann muss einfach ehrlich gestehen, dass man gerne hinsieht.

Ansonsten sollten auch noch die Schauspieler eine Erwähnung finden. Laurent Lucas ist als Heiratsschwindler, welcher zwischen seiner Geliebten Gloria und seinem „Job“, sowie dem eigentlich sonst nicht unbedingt vorhandenen mörderischen Drang, hin und her gerissen ist genauso toll wie Lola Duenas, die über Leichen geht, wenn es nicht so läuft, wie sie sich das ganze (schwierige) Unterfangen vorgestellt hat. Beiden nimmt man ihr gestörtes Verhältnis ohne Mucken ab und auch das rettet den Film letztlich in den soliden Mittelbereich.

Alles in allem sieht Alleluia somit nach mehr aus als er eigentlich ist. Eine schlaff erzählte Geschichte von einem zwiespältigen Pärchen, die inhaltlich kaum überzeugt, weder auf dramatischer- noch auf spannungstechnischer Seite. Dafür sieht aber alles soweit ganz schick aus und die kurzen Mordsszenen können einen dann doch davor bewahren, sich gedanklich zu sehr vom Film zu entfernen. Dennoch ist auch hier das Ausleihen des Films eher zu empfehlen als der direkte Kauf.

Bei der Blu-ray von Pierrot Le Fou kann man dagegen kaum meckern. Bild- und Ton sind auf hohem Niveau und bei den Extras kann man ein paar interessante Fakten zu erfahren. Zudem ist ein FSK-Wendecover mit an Bord.