Almost Human ✍

Seit dem 27.06.2014 auf DVD & Blu-ray im Handel erhältlich!

Hach ja, die guten alten Zeiten. Damals als es noch keine digitalen Effekte  gab, wurden die blutigen Momente in einem Horrorfilm noch von Hand gemacht. Mit Pappmaschee, roter Farbe und mit vielen möglichen und unmöglichen Ideen wurde das Grauen, welches einem im wahren Leben lieber nicht über den Weg läuft, umgesetzt. Und das Publikum erfreute sich an Blut und Gedärm Marke Dawn of the Dead, Freitag der 13. oder Blood Feast, den Urvätern der Splatterunterhaltung. Heutzutage, wo mit Computern so gut wie alles geregelt wird, muss leider auch der handgemachte Blutspritzer dem digitalen roten Pixeln weichen. Ein Dorn im Auge der Gorehounds von einst. Wenn sich jedoch Nerds daran machen, einen Horrorfilm zu drehen, dann kann man sich meist doch noch darauf verlassen, Handgemachtes zu bekommen. Das funktioniert zwar nicht immer so gut, doch im Fall von Almost Human haben wir es mit einem Glückstreffer zu tun.

Das britische Schauerstück dreht sich um einen jungen Mann namens Mark, welcher eines Tages spurlos verschwindet. Ein Jeder hält ihn für tot, bis das Gerücht die Runde macht, dass er von Aliens entführt wurde. Zwei Jahre später taucht Mark plötzlich wieder auf und ist nicht mehr wieder zu erkennen. Aus dem freundlichen jungen Mann ist eine Killermaschine geworden und jeder der sich ihm in den Weg stellt muss dran glauben. Was hat ihn nur so sehr verändert?… Diese Frage stellt sich dem Zuschauer nicht wirklich, denn schon das Cover bzw. das Artwork des Posters lässt schnell auf die Vermutung kommen, dass der Gedanke mit den Außerirdischen alles andere als weit entfernt ist. Darüber hinaus bietet die Story allerdings einen durchaus ansehnlichen Mix aus Alienfantasie und schönem harten Old-School-Horror.

Wenn Mark sich mit allerhand Mordwerkzeugen daran macht, seine einstigen Freunde, Nachbarn und Weggefährten zu dezimieren, bekommt der freudig erregte Splatterfan eigentlich genau das was er erwartet, bzw. was er so sehr an den Filmen der 70er und 80er geliebt hat. Blutige Einschüsse, abgetrennte Körperteile und noch so einiges mehr, wird dem Filmfan hier auf gelungene Weise präsentiert. Mit viel Liebe zum Detail haben die Macher  um Regiedebütant Joe Begos die kruden aber stets passenden Goremomente auf die Beine gestellt, und ihre Liebe zum Genre spürt man in jeder Filmminute.

Aber auch über die Splattereffekte hinaus kann man sich mit Almost Human gut anfreunden. Die Atmosphäre wird gekonnt geschürt, wenn die Opfer vor ihrem Mörder davon rennen und dabei auch mal nicht allzu unlogisch vorgehen. Was ja bei vielen Filmen dieser Art ein rechtes Crux ist, wird hier meist gekonnt gemeistert, auch wenn es sicher dennoch die ein oder andere Lücke gibt. Zudem ist es auch schön anzusehen, dass Begos eigentlich komplett auf glattgeleckte Optiken verzichtet und seinen Film von Anfang an wie einen Old-School-Film aus den 80ern wirken lässt. Sprich dunkel, verrauscht und ohne auch nur einen Moment der Komik. Das mag zwar hier und da etwas aufgesetzt wirken, ist im Grunde aber auch begrüßenswert konsequent.

Zudem werden mit Almost Human nicht nur die Slasher- und Splatterfans bedient, auch die Freunde des übernatürlichen kommen auf ihre Kosten. Wie schon die Story vermuten lässt, werden neben Filmen wie Halloween oder Texas Chainsaw Massacre auch Sci-Fi-Streifen ala Das Ding aus einer anderen Welt oder Body Snatchers als Vorbild genommen und zu einem gelungenen Ganzen vermischt. Denn das Gemetzel hat durchaus seinen Grund, den man im Verlauf der Handlung erkennen wird. Man merkt es Begos und seinem Team wirklich an, dass sie alle wohl als Kids nicht genug von fantastischen Streifen bekommen haben und hier nun endlich einmal selbst so einen Film auf die Beine stellen wollten. Und dies ist ihnen, im Gegensatz zu vielen anderen, auch wirklich gelungen.

Was die ungekürzte Blu-ray aus dem Hause Mad Dimension angeht, haben wir es erneut mit einer soliden Veröffentlichung zu tun. Das Bild dürfte HD-Fanatikern nicht gefallen, ist es doch stark grieselig und auch nicht besonders scharf. Hier muss man jedoch bedenken, dass der Film nicht nur mit sehr günstigen Mitteln realisiert wurde, sondern auch wie ein alter Streifen aussehen möchte und unter diesen Gesichtspunkten kann man mit dem Bild zufrieden sein. Der Ton ist zudem sauber abgemischt und kommt perfekt abgestimmt aus allen Rohren. Sogar die Synchro, welche bei diesem Label immer mal daneben geht, kann sich größtenteils hören lassen. Nur in Sachen Extras werden wir mal wieder mit Trailern abgespeist …