Branded to Kill ✍

Seit 07.11.14 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Branded to Kill, dessen Originaltitel Koroshi no rakuin lautet, ist ein japanischer Gangsterfilm vom Nikkatsu-Studio, welches sich nach der Entstaatlichung 1954 mit kontroversen Produktionen einen Namen machte. Diese Filmgesellschaft brachte neben den begehrten Yakuza- und den konventionellen Monsterstreifen anderer Studios, außergewöhnliche Werke in die Kinos, die nicht selten durch ihre explizite Darstellung von Gewalt und Sexualität für Aufmerksamkeit sorgten. Orientiert am ausländischen (vorzugsweise amerikanischen) Action- und Krimigenre wurden am Fließband Filme gedreht mit harten Kerlen, leichten Frauen und wenig traditionellen Werten wie Ehre und Loyalität.

Seijun Suzuki inszenierte innerhalb seiner Schaffensphase für Nikkatsu bis zu vier Filme im Jahr und galt als schwieriger Regisseur. Er hatte seine eigenen Vorstellungen und obgleich im Bereich des B-Movies die Freiheiten großzüger ausfielen, als in den A-Produktionen, so waren seine Visionen dem Firmenvorstand oft zu krass. Branded to Kill ist solch eine Vision und markiert 1967 seine letzte Arbeit für dieses Studio, bevor er entlassen wurde. Bereits im Vorfeld gestand man ihm nur Schwarz-Weiß-Filmmaterial zu. Heute verbindet man Schwarz-Weiß-Filme mit Kunstanspruch und er gilt als besonderes Element, damals deutete es eher auf Sparmaßnahmen hin. Immerhin durfte er in Cinemascope aufnehmen, was dem Gesamtwerk letztlich doch eine gewisse optische Größe verleiht. Suzuki ließ sich aber nicht beirren und schuf eine durchtriebene Killer-Ballade mit kinetischen Actionszenen und hartem Sex.

Hanada ist ein stilbewusster Mann, liebt den Geruch von gekochtem Reis und schwärmt neben seiner Frau auch für andere Vertreterinnen des schönen Geschlechts. Seine Berufung ist der Mord auf Bestellung und er gilt als Japans Nummer 3 im Killergewerbe. Bei einem Auftrag, der ihm von der rätselhaften wie attraktiven Misako erteilt wird, führen unglückliche Umstände dazu, dass das Opfer lebend davon kommt und lediglich ein Passant den schnellen Tot findet. Hanada fällt in Ungnade und steht jetzt selbst auf der Abschussliste. Alles riecht verdächtig nach einer Verschwörung und auf der Flucht muss er seine einstigen Kollegen aus dem Weg räumen und nebenbei ergründen welche mysteriöse Rolle Misako bei seinem letzten Hit spielte, bis er sich letztlich der gefürchteten Nummer 1 entgegenstellen muss.

Beeindruckend stechen die ausgeklügelten und perfekt choreographierten Schusswechsel ins Auge. Ebenfalls die Auftragsmorde, bei denen beispielsweise ein Klient durch den Ausguss seines Waschbeckens erschossen wird, sind mit großem Einfallsreichtum umgesetzt worden. Oft entfesselt der Kameramann Kazue Nagatsuka sein Werkzeug und verleiht dem Geschehen ein Mittendrin-Gefühl. Die Geschichte ist zu Beginn nicht sonderlich originell, zum Ende hin entpuppt sich der finale Zweikampf zwischen den hochkarätigen Killern aber zu einem nervenaufreibenden Spiel der besonders raffinierten Art.

Jeijin Suzuki geht in diesem Thriller auch an die Grenzen der visuellen Möglichkeiten jener Epoche. Brutal und gefühlskalt sind seine Killer. Das sind natürlich typische Charakterzüge für Menschen in diesem Tätigkeitsfeld, nur überträgt beispielsweise Hanada diese auch auf seine Frau. Ihr Sexleben ist für sie geprägt von Gewalt und Erniedrigung. Explizit hält die Kamera in Momenten wie diesen schamlos drauf. Auch die Darstellung der Tötungen wirkt sehr direkt und lässt so eine rüde Aura um das Werk entstehen. Branded to Kill ist eine stilvolle Variante von Action und Thriller die alle Sinne zufriedenzustellen vermag.

Rapid Eye Movies und Alive präsentiert Branded to Kill in einem würdigen Gewand mit einem informativen Booklet und langen Interviews, unter andern mit Suzuki und Hauptdarsteller Jô Shishido. Hier ist eine würdige Veröffentlichung gelungen.