Der Medicus ✍

Ab 22.05.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Die moderne Medizin ist eine Errungenschaft, die im Laufe ihrer Geschichte oft mystifiziert und von Glaubensgemeinschaften oder Herrschern als Teufelswerk beschimpft wurde. Wissenschaftler wurden als Ketzer beschimpft und die medizinische Forschung fand im Untergrund statt. Einen Leichnam zu obduzieren, um das Innere des Menschen zu ergründen, galt als unmoralisch und war verboten. Die ethischen Richtlinien haben sich mit den Jahrhunderten geändert und so ist es heute kein Problem,  sich den Blinddarm chirurgisch entfernen zu lassen.

Im 11. Jahrhundert hieß diese Erkrankung „Seitenkrankheit“ und für gewöhnlich bedeutete dass das Todesurteil für den Betroffenen. So auch für die Mutter des Jungen Chris Cole (Tom Payne). Hilflos müssen er und seine Geschwister mit ansehen, wie sie im Beisein eines Mediziners stirbt, der nichts unternimmt, aus Angst von einem Geistlichen als Ketzer entlarvt zu werden.

Später wird der verwaiste Chris von seinen Geschwistern getrennt und geht mit einem Jahrmarktsarzt (Stellan Skarsgård) auf die Reise durch das mittelalterliche England. Die beiden werden enge Vertraute und Chris wird langsam in die medizinischen Halbweisheiten seines Meisters eingewiesen. Bald wird in den herangewachsenen Mann der Drang erweckt, mehr über die Heilung Kranker zu erfahren. Eine besondere Fähigkeit wohnt ihm inne, wodurch ihm sich, dem Tode nahe stehende Menschen offenbaren. Er trennt sich von seinem Begleiter und beginnt die lange Reise in den Orient. Ein erfahrener Jude berichtete ihm, dort bei Ibn Sina (Ben Kingsley), die höhere Kunst der Heilung erlernt zu haben. Der Weg an sein Ziel ist beschwerlich und voller Gefahr, zumal er als Christ, im Morgenland nicht erwünscht ist.

Der Medicus ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans (1987 in Amerika als „The Physician“ erschienen), des US-amerikanischen Schriftstellers Noah Gordon. Dieser gilt als Weltbestseller und wurde von den Produzenten Wolf Bauer und Nico Hoffmann, in Deutschland und Afrika verfilmt. Für die Regie zeichnete sich Philipp Stölzl verantwortlich, der mich schon mit seinem Bergsteigerdrama Nordwand beeindruckt hatte. Der Cast reicht von genannten internationalen Größen bis zu deutschsprachigen Talenten wie Elyas M´Barek, der seine Karriere mit Fack ju Göthe ordentlich beschleunigt hatte oder Fahri Yardim, der neben Til Schweiger bereits zweimal im Hamburger Tatort zu sehen war. Den großen Aufwand des Filmes bekommt man zu jeder Zeit zu spüren. Nur sehr selten wirken die Spezial Effekte unglaubwürdig, wovon die prächtigen Kulissen problemlos abzulenken wissen. Mit kräftigen Farben zeichnete der bayrische Regisseur seinen großpublikumstauglichen Abenteuerfilm, der in unserer Heimat mehr als 3 Million Zuschauer in die Kinos strömen ließ.

Heiter bis ernst werden auch aktuelle Themen reflektiert. Zu einem großen Thema des Werkes gehört religiöser Fundamentalismus und das Zusammenleben von unterschiedlichen Weltansichten im Allgemeinen. Einige Figuren aus Der Medicus haben tatsächlich existiert, historische Korrektheit sollte man aber nicht erwarten. Man hat sich zu Gunsten des Unterhaltungswertes einige Fakten zurechtgebogen um mehr Dramatik zu erzeugen.

Universal Pictures und UFA Cinema präsentieren ein deutsches Großprojekt, das sich sehen lassen kann und sogar den zweiten Hobbit-Film nach nur kurzer Zeit vom Kinochart-Thron verweisen konnte.