Die Normannen kommen ✍

Seit 14.08.14 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Seit 13.03.15 innerhalb der Vikings Collection zusammen mit Outlander und Escape – Vermächtnis der Wikinger auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

„Cherchez la femme!“ – das wussten schon die Normannen, als sie sich in Nordfrankreich ansiedelten und ihre Familien größtenteils mit dort einheimischen Frauen gründeten. Warum sollte da ein alter Kämpe wie Chrisagon (Charlton Heston) anders verfahren, dem als Belohnung dafür, jahrelang den Kopf für seinen Herrn hingehalten zu haben, ein wenig begehrtes Lehen an der Küste zur Verfügung gestellt wurde? – Einzig die schöne, junge Bronwyn (Rosemary Forsyth) kann seine verbitterte Miene aufhellen, während sein hinterhältiger Bruder Draco (Guy Stockwell), der am Hofe zuvor ein bequemes Leben führte, ständig etwas zu meckern hat. Selbst die Übernahme des Lehens erweist sich als mühselig, da erst die Friesen vertrieben werden müssen, die gerade den kleinen Ort plündern wollten, um danach die Leichen und den Müll aus dem Turm zu entsorgen, der als neue Behausung dienen soll. Vom Topfschnitt, der die Köpfe der Männer ziert, über die Architektur bis zur armseligen Umgebung atmet im Film alles das 11.Jahrhundert, nur die süße Bronwyn könnte einem aktuellen Model-Katalog entstammen mit ihren schönen blonden Haaren und den perlweißen Zähnen. Da vergisst ein Normanne auch mal seine christliche Erziehung, derentwegen er sonst Heiden niederknüppelt falls sie sich nicht bekehren lassen, und nutzt das alte heidnische Ritual, als Anführer das Recht der ersten Nacht am Hochzeitstag zu fordern. Womit The Warlord  – wie der Film im Original wesentlich stimmiger heißt – Mitte der 60er Jahre angekommen war, denn das ein Held eine Jungfrau zu sich ins Bett nimmt, die kurz zuvor einen anderen Mann geheiratet hatte, wäre ein paar Jahre vorher in Hollywood nur schwer vermittelbar gewesen.

Charlton Heston spielte den Chrisagon zudem mit solch griesgrämiger Konsequenz, dass es lange dauert, bis sich hinter dieser Fassade sympathische Züge zeigen. Zu verdanken ist diese so glaubwürdige, wie zunehmend anrührende Charakterisierung, die viel von der Tragik eines Ritter-Lebens vermitteln kann, einer ruhigen Inszenierung, die sich nach dem turbulenten Auftakt viel Zeit lässt, die inneren Geflechte sowohl unter den Dorfbewohner als auch in der Gruppe um den neuen Lehnsherrn auszuarbeiten und damit differenzierte Betrachtungsweisen zulässt. So ist die Wut des Häuptlingssohns darüber, dass Chrisagon ihm die Frau stiehlt, ebenso verständlich, wie dessen Sehnsucht nach ein wenig Liebe und Geborgenheit. Selbst Draco, der Fiesling vom Dienst, kann mit seiner rationalen Denkweise gegenüber dem emotional beeinflussten, nicht immer logisch reagierenden Bruder in manchen Momenten punkten.

 

Entsprechend gelang Die Normannen kommen ein seltenes Kunststück im ansonsten gewohnt geradlinig erzählten Helden-Film – er bleibt in der Entwicklung unberechenbar, nimmt nicht nur ständig an Spannung zu, sondern steigert auch die Identifizierung mit einem Helden, um den es immer einsamer wird. Der sich in der zweiten Hälfte des Films zuspitzende Kampf wird so nicht nur zu einem optischen Spektakel, sondern schürt die Hoffnungslosigkeit um das Schicksal Chrisagons, dass begleitet von einer fesselnden Filmmusik den Betrachter am Ende nachdenklich zurücklässt.