Gangster Chronicles ✍

Paul Walkers letzter Kinofilm Brick Manson, setzte dem beliebten Schauspieler, welcher vor allem durch die Fast & Furious-Filme berühmt wurde und Ende des letzten Jahres viel zu früh von uns gegangen ist, kein sonderlich gutes Denkmal. Auch wenn manche Action- und Stuntszene sich sehen lassen konnte, so war das Drehbuch leider wirklich der hinterletzte Mist und ließ unterm Strich einen Film übrig, den man sich kaum schmerzfrei ansehen kann. Doch nicht nur dieser Streifen gehört zu Walkers letzten Momenten, auch Gangster Chronicles wurde noch veröffentlicht. Die Hoffnung stieg also, dass Walker zum Schluss doch noch in einem guten Film mitgespielt hat. Leider ist diese Hoffnung vergebens.

Gangster Chronicles, welcher im Original Pawn Shop Chronicles heißt, ist ein Ensemblefilm, welche drei unterschiedliche Handlungsstränge besitzt, die alle irgendwie mit einem Pfandleihhaus zu tun haben und sich nebeneinander abspielen, dabei aber auch immer wieder kreuzen. Da hätten wir zwei Meth-Junkies (Paul Walker und Kevin Rankin), die planen ihren eigenen Dealer zu beklauen. Dann einen frisch verheirateten Ehemann (Matt Dillon), der im Pfandhaus den Ehering seiner Ex-Frau wiederfindet, sich auf die Suche nach ihr macht und dabei auf einen widerlichen Perversling (Eliah Wood) trifft, der diese und weitere Frauen in einem Käfig gefangen hält. Und einen in die Jahre gekommenen Elvis-Imitator (Brendan Fraser), der auf der Suche nach seinem letzten Gig ist und hier diesen zu finden scheint. Alle Geschichten beginnen irgendwie in dem besagten Pfandhaus und sind für sich genommen auch gar nicht so schlecht. Im Gesamtkonstrukt scheitern der Film jedoch kläglich.

Denn Gangster Chronicles versucht irgendwie von allem ein bisschen zu sein. Die Geschichte um die beiden Meth-Dealer ist fraglos die Witzigste von allen. Auch wenn es hier nicht wirklich zimperlich zugeht, so machen die beiden depperten Typen doch Laune und sorgen für so manchen Lacher, bei ihrem fragwürdigen Vorhaben. Im krassen Gegensatz dazu dann die Story um den Ehemann, der auf einen wirklich abartigen Kerl trifft und diesen dann aufs brutalste auseinander nimmt. Selbst Anflüge von Folterelementen sind hier plötzlich auszumachen und jeglicher Humor ist verschwunden, wenn der Eine den Anderen z. Bsp. mit Angelhaken den Mund aufreißt und dann mit dem Hammer diesem die Zähne blutig zertrümmert. Aus dem läßigen Spiel vom Anfang wird dem Zuschauer dann hier ein Schlag in die Magengrube versetzt, auf den er einfach nicht vorbereitet ist.

Und dann kommt mit Brendan Fraser als Elvis Imitator wieder ein tragisch-komischer Charakter zum Zug, welcher jedoch weder wirklich witzig ist, noch so glaubwürdig dramatisch gezeichnet wurde, dass man mit ihm mitfühlen kann. Im Gegenteil, der Elvis-Part ist hier fraglos der langweiligste Teil, bei dem man sich irgendwie die ganze Zeit fragt, was er überhaupt in diesem Film zu suchen hat. Höhepunkt des langweilligen Treibens ist dann eine fast 7-minütige Szene, in der „Elvis“ „Amazing Grace“ vorträgt und das Lied dabei in einer derartig langsamen Trägheit von sich gibt, dass man am liebsten die Vorspultaste betätigen will, nur um zu merken, dass der Song lang, ja wirklich lang ist. Das mag ja dann immer noch verschmerzbar sein, wenn der Gesang wenigstens ins Ohr gehen würde. Doch so ein lasches Gesangsinstrument, wie die Stimme von Fraser, hat man schon lange nicht mehr gesehen bzw. gehört.

Zudem hat Regisseur Wayne Running Scared Kramer auch nicht wirklich ein Gespür dafür, wie man drei unterschiedliche Geschichten so zusammensetzt, dass man über die gesamte Laufzeit bei allen drei Handlungslinien am Ball bleibt. Während er am Anfang noch einigermaßen gut die einzelnen Stränge vermischt, wird ab der ca. 30 Minute dann plötzlich jeder Strang für sich erzählt, nur ab und an taucht dann noch mal eine Szene aus einem anderen Bereich auf. Eine clevere Verknüpfung der Handlungen findet nicht statt, selten passt der soeben eingespielte Moment zum gerade Gezeigten. Vielleicht soll ja gerade dadurch der Zuschauer aufgefordert werden, ein wenig mitzudenken, nur ist dieser bis dahin schon längst eingeschlafen oder mit etwas anderem beschäftigt.

 


Somit ist Gangster Chronicles leider ein recht misslungenes Beispiel für einen Episodenfilm geworden genauso wie für einen Ensemblefilm. Dem filmischen Erbe von Paul Walker wird damit jedenfalls nichts Brauchbares hinzugefügt und allen anderen (B-)Stars dieses Streifens dürfte der Sprung zurück auf die große Leinwand dadurch auch nicht glücken. Schade um das verbrauchte Potenzial.

Die Blu-ray aus dem Hause Universal Film macht dagegen eine ganz ordentliche Figur. Bild- und Tonqualität sind auf hohem Niveau und besitzen kaum Grund zur Kritik. Anders dagegen die Extras, welche lediglich aus einem Audiokommentar, sowie dem Filmtrailer in deutsch und englisch, sowie einigen Werbetrailern besteht. Aber das dürfte wohl eher ein Verschulden des Films sein, der auch in Amerika kaum Beachtung erhalten hat und ein großer Flop geworden ist. Nach Ansicht des Ganzen leider kein Wunder…