Grand Piano – Symphonie der Angst ✍

Ab 08.05.2014 im Handel (DVD, Blu-ray und VoD) erhältlich.

Elijah Wood hat nach seiner Karriere als Frodo alles dafür getan, um nicht auf ewig auf das Rollenprofil eines netten Hobbits festgenagelt zu werden. Denn er stürzte sich förmlich in der Folge auf Engagements, die in eine ganz andere Richtung tendierten. So spielte er 2005 in Hooligans einen ehemaligen Studenten, der am Fussballrowdytum gefallen findet und in Sin City einen eiskalten Serienkiller, der selbst im Tod sein frostiges Grinsen nicht verliert. Einige Jahre später konnte er dann letztgenannte Mentalität wieder aufnehmen und in sein Spiel als frauenmordender Psychopath in Alexandre Ajas Maniac (2012) einfließen lassen.

Dazwischen und danach drehte er einige Komödien, Kurzfilme, Fernsehserien, arbeitete vermehrt als Sprecher für Animationsfilme und -serien und trat auch hin und wieder in kleineren Genre-Produktionen wie The Oxford Murders (2008) oder Revenge for Jolly (2012) in Erscheinung.

Grand Piano – Symphonie der Angst ist nun Woods aktuellster Film, der sich in unserem Heimkino anschickt genug Freunde unter den Genreliebhabern zu machen. Ein Vorhaben, welches er aller Voraussicht nach auch solide meistern wird. Denn die Geschichte klingt vielversprechend und die Umsetzung ist aus technischer Sicht über alle Zweifel erhaben. Zwar werden Genrefans bei der Story sofort an einige ähnlich gestrickte Filme (Stichwort: Speed (1994) oder Nicht Auflegen (2002)) und Muster denken, dennoch gibt es genug Variationen im Plot, die die Handlung innovativ und außergewöhnlich genug erscheinen lassen um sich von der Masse abzuheben.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der (ehemalige) Starpianist Tom Selznick (Elijah Wood) welcher sich nach einer fünfjährigen Schaffenspause voller Selbstzweifel und Versagensängste, dazu entschlossen hat, seine Karriere wieder aufzunehmen. Trotz schwerem Lampenfiebers soll das Comeback in einem großen chicagoer Konzerthauses stattfinden und die komplette klassische Musikwelt fiebert diesem Ereignis entgegen. Denn schließlich zählt er zu den weltbesten Klavierspielern und ist ein Schüler des großen Patrick Godureaux. Auf dessen ehemaligen und extra eingeflogenem Flügel soll das Konzert gespielt werden und so ziemlich jeder ist gespannt, ob Tom auch „La Cinquette – Das Unspielbare Stück“ des Meisters im Programm haben wird.

Denn bisher hat es noch niemand außer Godureaux selbst vermocht dieses fehlerfrei darzubieten und auch Tom hat nicht vor nach fünf Jahren der Bühnenabstinenz den Versuch zu wagen. Bis er seinen Plan abrupt ändern muss, als ein ominöser Fremder (John Cusack) ihm mittels verschiedener Nachrichten in seinem Notenbuch und über das Handy mitteilt, dass er seine Freundin Emma (Kerry Bishe aus Argo) erschießt, sollte dieser nicht „La Cinquette“ fehlerfrei vorführen. Ein psychologisches Katz- und Maus-Spiel zwischen den beiden beginnt, von dem die Besucher im Konzerthaus so gut wie nichts mitbekommen und dem Zuschauer vor dem Fernseher sich das eigentliche Motiv des Attentäters erst nach und nach erschließt.

Bis dahin ist Grand Piano – Symphonie der Angst ein kurzweiliger und aufgrund seiner Struktur auch spannender Film, der in seinen besten Momenten sehr nach einem Giallo aus der Hand Dario Argentos aussieht. Genau wie beim italienischen Horrormeister liegt der Fokus oft auch mehr auf der visuellen Komponente (Gesichter, Detailaufnahmen, Splitscreens, Kamerafahrten, farbliche Überzeichnungen) des Films, als auf der erzählerischen.

Denn der Plot hat natürlich Lücken und wirkt, wie oft bei dieser Art von Geschichten zu konstruiert und wenig glaubwürdig. Dies ist aber zu verkraften, denn der treibende Soundtrack, welcher hier nicht nur die Handlung begleitet, sondern ein Teil von ihr ist und die gute und engagierte Leistung von Elijah Wood in Kombination mit einem geschickten Editing – man könnte meinen er hätte das Piano selbst gespielt – entschädigen für die erzählerischen Unzulänglichkeiten. Auch muss man vor der Inszenierung des Films durch Regisseur Eugenio Mira, den Hut ziehen, denn die Aufnahmen waren sicher alles andere als Leicht, dadurch, dass über weite Strecken des Films das Orchester im Einsatz ist.

Etwas zu leicht ist allerdings die Blu-ray zu Grand Piano – Symphonie der Angst von Koch Media, denn diese kommt leider ohne Extras aus, ist in Sachen Bild und Ton aber voll auf der Höhe ihrer Zeit.