Here comes the Devil ✍

Seit 30.05.14 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Verleih: Pierrot Le Fou/ Alive
Extras: Making of und Trailer

Here comes the Devil, im Original Ahí va el diablo, erzählt die Geschichte von Sol (Laura Caro) und Felix (Francisco Barreiro), die genau das führen, was der Volksmund wohl als eine normale Ehe bezeichnen würde. Ein Haus, zwei Jobs, zwei Autos, zwei Kinder, nicht mehr so viel Sex und ab und an mal einen Urlaub oder zumindest einen Ausflug um dem Alltag zu entfliehen.

Aktuell befinden sie sich auf einem Trip nach Tijuana, bei dem ihre Kinder Sara und Adolfo während eines Zwischenstopps das Bedürfnis äußern, in einem Felsenlabyrinth zu spielen. Müde von der Fahrt willigen Felix und Sol ein und lassen die beiden ziehen, während sie selbst im Auto nach längerer Zeit mal wieder sexuell aktiv werden. Doch als Sara und Adolfo sich nicht zur vereinbarten Zeit zurückmelden, wächst die Sorge der Eltern und das schlechte Gewissen die Kinder in der fremden Gegend allein gelassen zu haben. Die alarmierte Polizei vertröstet die beiden mit einem möglichen Beginn der Suche auf den kommenden Morgen und auf Felix und Sol wartet eine lange Nacht im Hotel, voller Ungewissheit, gegenseitiger Vorwürfe und Schuldzuweisungen.

Am nächsten Tag tauchen die Kinder jedoch wieder auf und die Situation scheint sich zum Guten zu wenden. Wenn da nicht dieses merkwürdige Verhalten wäre, dass den beiden so gar nicht ähnlich sieht. Denn auf einmal sind sie, im Gegensatz zu früher vollkommen ruhig, fast stoisch und immer irgendwie abwesend, somit kaum wieder zu erkennen. Nur ihre vormals bereits starke geschwisterliche Bindung, scheint nach dem Vorkommnis noch enger geworden zu sein.

Ein Grund mehr für Sol und Felix über den Ort des Verschwindens Nachforschungen anzustellen, deren Ergebnisse allerdings ungemütliche Fakten zu Tage fördern.

Denn was der Zuschauer schon indirekt bereits seit der sehr blutigen und brutalen Eröffnungssequenz weiß, erschließt sich den Protagonisten von Here comes the Devil erst später.

An dieser Stelle plottechnisch noch mehr ins Detail zu gehen, würde von der eh schon recht übersichtlichen Handlung zu viel verraten. Wobei man fairerweise anmerken muss, dass der Film von Regisseur und Autor Adrián García Bogliano seinen Fokus mehr auf die audiovisuelle Komponente legt, als auf das Erzählen einer ausgefallenen Geschichte. Und so wundert es auch nicht, dass Spannung eher über den leicht experimentell anmutenden Mix aus Bild und Ton kreiert wird, als durch die Story und in ihr liegende Plottwists oder gar größere Überraschungen.

Wenige harte Splatterszenen zerschneiden hin und wieder die durchaus ungemütliche Atmosphäre und sorgen dafür, dass man als Zuschauer seine Aufmerksamkeit wieder steigert, nachdem man sie doch stellenweise aufgrund des langsamen Erzähltempos zu verlieren droht. Somit sollten Klappentexte wie: „Einer der interessantesten, erschreckendsten und lebendigsten Horrorfilme der letzten Jahre.“ nicht überinterpretiert werden, denn in Sachen Horror ist Here comes the Devil doch eher nur Durchschnitt.

Was ihn aber am Ende dann doch heraushebt aus dem breiten Mittelmaß des Gruselkinos ist sein Umgang mit Sexualität, was einen weiteren Klappentext als durchaus passender erscheinen lässt, der wie folgt lautet: „Ein Horror-Film für Liebhaber von Sex, Satan und Filmemachen ohne Regeln“.

Das Thema Sexualität wird ganz im Gegensatz zum Splatter in der Tat etwas expliziter und ausgefallener behandelt und umgesetzt. Denn gleich zu Beginn gibt es eine doch sehr zeigfreudige Liebesszene zwischen zwei Frauen und auch das spontane Stelldichein zwischen Sol und Felix im Auto kann auch eher als ausgefallen bezeichnet werden. Denn es kommt nicht zum Verkehr und blank gezogen wird schon mal gar nicht, lediglich verbal und manuell geht die Post ab. Dabei erfährt zur Abwechslung allerdings mal nicht der Mann die Befriedigung, sondern sie. Die gegenseitig erzählten Scharfmachergeschichten vom jeweils ersten Mal sorgen in der Sequenz für mehr knisternde Erotik, als so manches nackt-wilde Geräckel in anderen Filmen.

 

Die spannende Frage für uns als Zuschauer, oder besser Voyeure, bezogen auf diese Szene ist, ob wir auch sexuell erregt sein dürfen anhand der Schilderung vom unschuldigen Liebesspiel Dreizehnjähriger.

Eine Frage die Empfindung und Verstand wohl unterschiedlich beantworten würden.