Houston ✍

Ab 20.06.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Clemens Trunschka wirkt verloren in der viertgrößten Stadt der Vereinigten Staaten. Er ist im Auftrag seiner Firma von Deutschland nach Amerika geflogen, um dort eine bestimmte Person an- bzw. abzuwerben. Um an diesen mysteriösen CEO, wie man im englischen einen Geschäftsführer bezeichnet, heranzukommen, muss Clemens zum Detektiv werden. Dabei schreckt er auch vor unlauteren Methoden nicht zurück, denn der Druck von den Chefs aus der Heimat wird immer größer.

Ulrich Tukur verkörpert den Suchenden, auf der Jagt nach dem begehrten Geschäftsmann, der als MacGuffin fungiert. Höhepunkte gibt es auf seiner Odyssee nicht, Houston bewegt sich langsam aber oft mit guten Momentaufnahmen. Diese können einen dann auch fesseln, beispielsweise wenn Trunschka von seinem Wagen aus die Nachforschungen vorantreibt und seine Beute ins Visier nimmt. Das ist nicht besonders aufregend, wirkt aber äußerst authentisch und wird somit sehr interessant. Regisseur Bastian Günther drängt seinen Hauptcharakter sehr in die Ecke. Neben der Ungeduld seiner Arbeitgeber hat er auch Probleme mit seiner Familie und dem Alkohol. Der deutsche Filmemacher will den Zuschauer hinters Licht führen. Zunehmend fragt man sich ob die Realität abgebildet ist oder ein Tagtraum. Immer wiederkehrende Elemente lassen vermuten, dass manche Situationen in einer berauschten Vorstellung stattfinden. Die Grundhandlung könnte aus einem Hitchcock-Klassiker stammen, nur lässt uns Günther am Ende ohne plausible Auflösung zurück, die der Meister selten schuldig blieb.

 

Die stärkste Rolle in der deutschen Produktion hat der amerikanische Schauspieler Garret Dillahunt, der mich schon in der HBO-Serie Deadwood begeisterte. Seine Darstellung des verrückten Sidekicks, den Clemens nach einer Begegnung in einer Hotelbar am Bein hat, ist hier herausragend. Die Szenen mit ihm sind die, die am längsten im Gedächtnis bleiben, vermutlich auch weil er ebenfalls einen mysteriösen Part beziehen wird.

Houston gehört in der modernen Filmbranche zu den seltenen Projekten, die noch oder wieder auf Zelluloid gedreht wurden. Im respektablen Bonusmaterial geht auch Tukur explizit auf die Besonderheit dieser Arbeitsweise ein. Was vor zehn Jahren noch ganz normal war, gilt heute schon als Steinzeit und der Leihe findet eh keinen Unterschied zwischen Digital und Analog, was man sich vom Regisseur im Making Of erklären lassen darf. Unabhängig von der Wahl der Waffen, sind Kameramann Michael Kotschi schöne Bilder gelungen. Die hellen Aufnahmen der texanischen Metropole mit ihrer sterilen Architektur haben einen besonderen Reiz. Auch in anderen Einstellungen ist er experimentierfreudig und ohne seine Arbeit wäre der Film auch nur halb so gut.

 

Das Ende wird viele ratlos zurücklassen. Fast möchte man diesem Film, neben dem bereits genannten Meister, einen leichten David Lynch-Touch zugestehen. Die Mischung in Houston ist gut, hält sich leider zu sehr mit Spannung zurück, was jedoch die Bildgestaltung wieder herauszureißen vermag. Somit bleibt der Blockbuster-Autist sicher unbefriedigt, aber bei Genießern undurchsichtiger Stoffe, wird der Heimkinoauftritt sein Publikum finden und zur mehrmaligen Ansicht kommen.