Monsters: Dark Continent ✍

Tödliches Kommando – The Hurt Locker meets Cloverfield – so verspricht  die Werbung auf der Blu-Ray-Hülle. Kleiner ging es wohl nicht – warum nicht Unternehmen Petticoat trifft E.T.? – Hat auch irgendetwas mit Krieg und Außerirdischen zu tun.

Doch zuvor wäre die Frage zu klären, warum Monsters: Dark Continent nicht einfach das sein wollte, was es mit seinem Filmtitel behauptet – die Fortsetzung von Monsters. Gareth Edwards hatte 2010 mit kleinem Budget ein düsteres Zukunfts-Szenario entworfen, in dem sich eine Alien-Population von Mexiko aus Richtung USA fortbewegt und sich auch von den überdimensionalen Grenzanlagen nicht aufhalten lässt. Die Besonderheit lag darin, dass die tentakelartigen-Riesenwesen keineswegs aggressiv vorgingen, sondern sich wie eine Krankheit unaufhaltsam ausbreiteten. Die menschliche Gegenmaßnahme – die Einrichtung einer überwachten „Infizierten Zone“ – erwies sich als untauglich. Gareth schilderte diese beunruhigenden Ereignisse aus der Sicht einer jungen Frau und eines jungen Mannes, die zu einem Paar werden. Er verband die Intimität einer Liebesgeschichte mit einer apokalyptischen Vision.

Monsters:Dark Continent setzt zehn Jahre später ein mit der Behauptung, dass sich die Aliens inzwischen weltweit verbreitet haben – bis in die Wüstengegend des Mittleren Ostens, wo sich die US-Army seit ihres Irak-Einsatzes bekanntlich bestens auskennt. Eine vorstellbare Entwicklung, aber in Detroit, wo der Film um den Protagonisten Michael Parkes (Sam Keeley) beginnt, ist nichts davon zu bemerken, dass die Monster am Ende des Erstlings zuerst in die USA eindrangen. Zwar sieht Detroit aus, als läge der letzte Alien-Angriff erst kurze Zeit zurück, aber mit den Bildern verwaister Industrieanlagen und verfallender Betonbauten wollte Regisseur und Autor Tom Green nur den wirtschaftlichen Niedergang der ehemaligen Autometropole betonen und damit die Hoffnungslosigkeit der hier lebenden jungen Männer, die nur die Wahl zwischen Kriminalität und US-Army haben. Parkes und seine Kumpels verpflichten sich deshalb für zwei Jahre, um weit entfernt vom Heimatland gegen Aliens zu kämpfen.

Mit diesem Eingangsszenario, dass den jungen Männern noch eine letzte Sause mit Nutten und Drogen gönnt, versuchte Green einen gesellschaftskritischen Ansatz, den er im weiteren Verlauf des Films aber nicht weiter verfolgte – sieht man von der gängigen These einmal ab, dass das Vaterland seine Söhne in der Fremde für einen nicht zu gewinnenden Kampf verheizt. Doch warum eigentlich? – Anstatt Monsters: Dark Continent konsequenterweise in den USA spielen zu lassen, wo sich die „weit verbreiteten“ Aliens theoretisch auch aufhalten müssten, verklausuliert der Film nur die bekannten Stereotypen aus dem Irak-Krieg: Patrouillen laufen inmitten von Wohngebieten, wo jedes Kleinkind plötzlich mit der Waffe oder einem Sprengstoffgürtel vor den Soldaten stehen kann, und die klassische Befreiungsaktion einer kleinen Gruppe, die sich auf ihrem Weg durch Feindesland Bombenattentaten und Angriffen aus dem Hinterhalt ausgesetzt sieht.

Was das mit den Aliens zu tun hat? – Im Grunde nichts, aber da der Irak-Krieg bekanntlich vorbei ist und der Film in der Zukunft spielt, müssen die Aliens für den erneuten Einsatz der US-Army herhalten. Angeblich sind die Einheimischen sauer, weil beim Bombardement auf die Monster keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung genommen wurde, weshalb sie die US-Soldaten bekämpfen. Soweit noch verständlich, aber gleichzeitig müssten die Einheimischen auch dankbar sein, dass Jemand die Monster auf ihrem Territorium vernichtet. Doch auf solch komplexes Terrain lässt sich der Film gar nicht erst ein, sondern gibt nur die Blaupause für ein typisches Irakkrieg-Szenario, begleitet von einer bedeutungsschweren Stimme aus dem Off, in dem hin und wieder ein paar Aliens durch den Hintergrund huschen.

Besitzt man ein gewisses Faible für trostlose Kriegs-Action in schmutzig-braunen Farben und mit schnell-geschnittenen Schusswechseln, ließe sich dem mit zwei Stunden Laufzeit zu langen Film noch ein gewisser Reiz abgewinnen, aber dafür fehlt ihm die Tiefe in den Charakterisierungen. Das Schicksal der Protagonisten kann nicht fesseln. Wer aber mehr auf Alien-Filme steht, sollte um Monster:Dark Continent einen großen Bogen machen. Die wenigen Momente, in denen die langsamen Ungetüme zu sehen sind, wurden fast alle schon im Trailer verwurstet – mehr bedarf es nicht.


Seit dem 11.09.2015 auf DVD und Blu-ray