The Loreley’s Grasp – Die Bestie im Mädchen-Pensionat ✍

Auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich

Der spanische Regisseur Amando de Ossorio dürfte sicher nur wenigen ein Begriff sein, zumindest unter denen, die sich bisher nicht sonderlich mit den Horrorproduktionen aus seinem Land beschäftigt haben. Und dabei hat De Ossorio durchaus einige sehr bekannte Filme abgeliefert, die auch der durchschnittliche Horrorfan kennen sollte. Vor allem Die Nacht der reitenden Leichen, sowie dessen Nachfolger, gehen auf das Konto des Iberers. Als wirkliche Qualitätsprodukte werden die Leichen-Filme allerdings im Allgemeinen nicht angesehen, auch wenn man vor allem dem Original eine durchaus gruselige Atmosphäre nicht absprechen kann. Das Label Shock-Entertainment hat sich nun dem Regisseur angenommen und mit The Loreley’s Grasp einen Film des Regisseur veröffentlicht, welche bis vor kurzem noch nie bei uns zu haben war, aber bei Kennern bekannt und beliebt ist. Weshalb, will mir nach persönlicher Ansicht jedoch nicht ganz klar werden.


The Loreley’s Grasp
ist eigentlich ziemlicher Trash. Die Geschichte erzählt von einer kleinen Ortschaft, in der eine grauenhafte Bestie ihr Unwesen treibt. Nacht für Nacht sucht sich das Monster seine Opfer und reißt ihnen das Herz raus. Der Jäger Sigurd wird deshalb darauf angesetzt, dem Biest den Garaus zu machen. Doch nach und nach muss er erkennen, dass die Bestie gar nicht aus eigenem Antrieb zu morden scheint, sondern dass eine mysteriöse Dame namens Loreley dahinter steckt, welche sich die Herzen der Menschen holt. Ein aussichtsloser Kampf beginnt …

Die Geschichte von Loreley’s Grasp basiert auf einer alten deutschen Sage, welche nun von De Ossorio als Horrorstoff verarbeitet wurde. Taktisch klug spielt seine Handlung daher auch am Rhein und die Dreharbeiten wurden anscheinend in Deutschland durchgeführt (wenn auch nicht wirklich am Rhein), so dass viele deutsche Namen und Beschriftungen während des Films zu entdecken sind. Wie groß nun allerdings die Unterschiede zwischen der Sage und dem Film sind mag ich nicht zu beurteilen, da ich die Sage selbst nicht kenne, bzw. nicht wirklich erkenne, welche Erzählung gemeint ist. (Siegfried – Der Drachentöter?) Interessanter als De Ossorios Interpretation ist diese aber sicher allemal.

Denn Loreley’s Grasp ist leider kein guter Film geworden. Obwohl auf dem Cover versprochen wird, dass das Gezeigte „Atmosphärisch genial“ bzw. „Ein Gruselschocker der Superlative“ wäre und zudem „Extrem graphische Gewaltdarstellungen“ enthalten würde, trifft davon so gut wie nichts zu. Die Handlung plätschert nur so vor sich hin und bietet kaum irgendwelche Höhepunkte oder Momente, auf die man als Zuschauer hinfiebern würde. Atmosphärisch mag die ein oder andere Sequenz zwar sein, doch wirklich halten kann sich diese letztendlich nicht. Und auch von graphischer Gewalt gibt es nicht viel zu sehen. Zwar werden hier, vornehmlich einigen Damen, die Herzen aus der schönen Brust gerissen, doch wirklich blutig ist das Ganze dabei nicht, bzw. wird in den meisten Fällen nur kurz angedeutet was geschieht.

Und wenn es dann einmal etwas zu sehen gibt, wirken selbst diese Momente alles andere als hart. Denn die Effekte an sich sind billig und weit von dem entfernt, von dem was. ein Tom Savini oder Herschell Gordon Lewis an Bluteffekten auf die Beine zu stellen vermag. In jeder Sequenz, in welcher z. Bsp. kurz aufgezeigt wird, dass unsere Bestie gerade einen Brustkorb aufschlitzt um das Herz zu entnehmen, wird mit den günstigen Mitteln gearbeitet und die Plaste oder das Pappmaschee, welches hier in Wirklichkeit zertrennt wird, ist deutlich zu erkennen. Man hat sich kaum die Mühe gegeben, diese Effekte wenigstens ein bisschen echt wirken zu lassen. Zudem wird hier und da auch mit Wiederholungen gearbeitet, was ebenfalls deutlich auffällt. Und selbst wenn man die schlechten Bluteffekte noch verschmerzen kann, spätestens bei den Verwandlungsmomenten ist dann aber der Ofen aus.

Somit sei The Loreley’s Grasp vor allem jenen empfohlen, die sich mit der spanischen Horrorfilmgeschichte oder de Ossorio im allgemeinen beschäftigen oder es immer wieder gerne einmal schön trashig mögen. Diese Zielgruppe dürfte durchaus ihren Spaß daran haben, wenn ein schlecht kostümierter Schauspieler als Monster durch die Gegend zieht und sich in billigen Bluteffekten suhlt. Alle Anderen dürfen sich jedoch von dem wirklich extrem „auf die Kacke“ hauenden Cover nicht täuschen lassen. Die FSK 16-Freigabe dürfte manch einen bei den vorhandenen Ankündigungstexten eh schon leicht verwundert haben und diese Verwunderung ist auch nur gerechtfertigt. Schade eigentlich…

… vor allem, weil die DVD aus dem Hause Shock Entertainment gar nicht schlecht geworden ist. Gerade das sehr scharfe, saubere und farbenfrohe Bild sticht einem deutlich ins Auge. Hinzu kommt auch das ausgefeilte Menü, welches man so aufwendig animiert schon länger nicht mehr gesehen hat. Beim Ton muss man dagegen leichte Abstriche machen, denn sowohl die deutsche, wie auch die englische Synchronisation taugen nicht viel und die spanische Tonspur wirkt stellenweise a-synchron. Als Extras bekommen wir ein paar Trailer, sowie den spanischen Vor- und Abspann und eine Fotogalerie spendiert.