The Returned ✍

Ab 15.07.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Es fällt mir langsam schwer, bei jedem neuen Zombiestreifen eine andere Formulierung zu finden um meine Besprechung einzuleiten. Zu oft fallen da Phrasen wie „ völlig neue Betrachtungsweise“ oder „revolutioniert das Genre seit Romero mit neuen Aspekten“. Während im Low-Budget-Bereich eine Veröffentlichung die nächste jagt, hatten wir es in letzter Zeit auch vermehrt mit Produktionen für den großen Markt zu tun. Mit World War Z brannten Mark Foster und Brad Pitt letztes Jahr einen ganzen Berg an Produktionskosten ab. Das Ergebnis wurde von vielen Kritikern zerrissen, wobei ich durchaus meine Sympathien diesem Blockbuster zusprechen muss. Der zweite Teil ist in Fertigung, allerdings ist zu diesem Zeitpunkt nur bekannt, dass der Spanier Juan Anton Bayona (Das Waisenhaus, 2007)Regie führen soll und man sich für einen Farbfilm entschieden hat. Erst kürzlich durfte ich dann auch den französischen Kicker-Splatter Goal of the Dead erörtern, wo ebenfalls ein ganz neues Thema, mehr oder weniger erfolgreich, ins Genre implementiert wurde.

The Returned versucht ebenfalls einen neuen Weg zu gehen und der Autor Hatem Khraiche hat dabei viel Politik einfließen lassen und hält auch einen Spiegel zum vorhalten parat. Unter der Regie von Manuel Carballo, womit der Kopf der Produktion einmal mehr ein spanischer ist, drehte diese Version in Kanada mit englischsprachigen Darstellern.

In nicht allzu ferner Vergangenheit, gab es eine Zombieepidemie, welche aber erfolgreich vom Menschen überlebt wurde. Auswirkungen von damals sind nicht erkennbar, die Großstadt als Handlungsort wirkt sauber und intakt. Nicht alle Opfer von Infizierungen mussten dabei sterben. Ein Medikament wurde entwickelt, das die Ausbreitung des Virus im Körper aufhält. Jeden Tag eine Spritze und man bleibt ein Mensch. Lässt man sie mindestens 36 Stunden weg, wird man irreversible zum blutrauschgetriebenen Monster. Wer in diesen Umständen lebt, wird als „Returned“ bezeichnet. Die Betroffenen leben weitestgehend anonym, ihre Dosen des Präparates müssen sie regelmäßig an militärisch überwachten Ausgabestellen erbitten. Das ist auch nötig, denn die „normalen“ Menschen machen zunehmend Jagt auf die tickenden Zeitbomben. Immer radikaler gestaltet sich die Angst vor den Fast-Zombies, zu einer faschistischen Bewegung, die selbst vor Kindermord nicht zurückschreckt. Dies spitzt sich zu, als bekannt wird, dass es einen Engpass bei der Versorgung mit den Anti-Zombie-Medis geben soll und führt zur gesellschaftlichen Eskalation.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht das Ehepaar Kate und Alex. Sie ist Ärztin und arbeitet auf der Returned-Station im Krankenhaus, er ist ein Returned und gemeinsam schweigen sie zu diesem Missstand in ihrem Umfeld. Carballo verfolgt die Beiden in den Wirren der Ausschreitungen und stellt sie immer wieder vor heikle Situationen, vor die sie ein Staat stellt, welcher sich zunehmend mit Methoden des Dritten Reiches seines „Problems“ entledigen möchte. Diese Dystopie funktioniert gut und vermag es auch, eine innere Anspannung beim Betrachter zu verursachen. Man entschied sich für eine technische und intelligente Darstellung und kommt somit dem früheren Anliegen des Zombiefilms näher, eine Kritik an Mensch und System zu sein.

Unter all dem Ernst gibt es natürlich auch Goreffekte, welche Dezent verwendet wurden und kein zu großes Gewicht haben. Es hätte vermutlich auch gar nicht gestört, wenn sie gefehlt hätten. Beinahe hat man hat das Gefühl, sie wurden wie ein alter Kumpel eingeladen, einfach nur damit er da ist. Somit stellt sich The Returned frei von Erwartungshaltungen, die sich nur auf den bestmöglichen Zombie-Kill beschränken. Der spanisch-/kanadischen Produktion ist sehr viel mehr gelungen und watet auch mit großen Bildern und einem Look, fernab einer Billigproduktion, auf. Dabei standen dem Team auch nur fünf Millionen Dollar zur Verfügung. Die Wahl der Akteure ist gut ausgefallen. Emily Hampshire und Kris Holden-Ried, welche mit den Hauptrollen betraut wurden, sind zwar keine Unbekannten, aber ihre Gesichter sind noch nicht so sehr verbraucht und wirken bei diesem realistischen-anmutenden Szenario authentisch.

Eine Sichtung lohnt sich und hier wird tatsächlich mal ein neuer, geschickter Aspekt ins Subgenre eingefügt, so dass George A. Romero vor Neid zum Zombie mutieren könnte, im Anbetracht dessen, wie er seine klassische Trilogie in den letzten Jahren fortgesetzt hat.