137 Karat – Ein fast perfekter Coup ✍

Ab  04.12.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Das Genre des Heist-Movie ist immer wieder bemüht dem Publikum neue, geschickt ausgetüftelte Gaunereien zu präsentieren. Seit Steven Soderberghs Elf-Personen-Bande um George Clooney gab es keine besonders populären Filme mehr um einen Raub. Aus Frankreich kommt nun ein ebenbürtiger Vertreter, der allerdings die humoristische Komponente, auf die Ocean´s Eleven setzte, auslässt und einen ernsten Ton in der Erzählung wählt.

Simon (Yvan Attal) ist ein talentierter Gauner und hält sich mit Einbrüchen in Hotelzimmer über Wasser. Als ihm das Angebot gemacht wird, sich an einem Diamanten-Coup zu beteiligen, willigt er schnell ein. In Antwerpen soll ein 40 Millionen Euro teurer Edelstein entwendet werden, der bei einer Auktion unter maximaler Sicherheit ausgestellt wird und einen trickreichen Raub erforderlich macht. Als Teil eines großen Teams ist es Simons Aufgabe das Vertrauen der Hauptauktionatorin Julia (Bérénice Bejo) zu gewinnen. Mit viel Charme ist das für den gerissenen Kleingängster kein Problem und das ist der Startschuss zur Ausführung eines cleveren Plans bei dem eine Raffinesse nach der Anderen zum Einsatz kommt. Natürlich läuft nicht alles glatt und bald treten Schwierigkeiten auf die mit rüden Mitteln gelöst werden müssen und auch die attraktive Julia wird für Simon schnell zum Schwachpunkt.

Mit 137 Karat – Ein fast perfekter Coup ist Eric Barbier, ein Regisseur der sehr sporadisch Filme für die Leinwand erarbeitet, eine geschickte Montage gelungen, die nach ihrem Plottwist zwar an Spannung verliert, aber rasch wider an Fahrt aufnimmt. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich, wenn man auf die neu entstandene Situation umdenken muss. Wie es beim Heist-Film üblich ist, steht der Diebstahl des begehrten Objektes im Mittelpunkt und die Darstellung der ausgeklügelten Taktik um sich an diesem zu bereichern. Barbier zieht alle klassischen Register in seinem Werk und sieht am Ende über einige Logiklücken hinweg, wählt ein gradliniges Ende. Trotz dieser Beliebigkeiten überzeugt Le dernier Diamant (Der letzte Diamant), wie der Film im Original heißt, durch seine dichte Inszenierung und seine beiden Hauptakteure, die bezaubernde Oscar-Nominée (für The Artist) Bérénice Bejo und der kernige Yvan Attal.

Interessant ist der Umstand der Altersfreigabe. In Deutschland ist der Film ab 16 Jahren freigegeben, was daran liegt, dass es in zwei Szenen eine explizite Gewaltdarstellung bei Schusswechseln gibt. Das blaue Siegel ist in dieser Hinsicht völlig berechtigt. Der Rest der Handlung wäre tauglich für eine FSK-6-Freigabe. In Frankreich selbst erhielt 137 Karat das Prädikat „Tous Publics“. Das bedeutet „frei für alle Altersstufen“. An diesem Beispiel kann man einmal mehr sehen, wie unterschiedlich europäische Länder mit visueller Gewalt in den Medien umgehen. In seinem Heimatland könnte also auch ein Sechsjähriger den Film legal sehen oder gar erwerben, inklusive mehrerer Kopfschüsse mit Blutregen. Verrückte Welt.

Nach dieser Randstudie bleibt zu sagen, dass dieser Thriller eine Empfehlung ausgesprochen bekommt. Unser Nachbarland ist uns im Kino um einiges voraus, besonders in Optik und Darstellung. Im Bonusmaterial finden sich kurze Interviews mit Schauspielern und Regisseur sowie ein 20-minütiges Making Of, das leider wenig informativ ist, was dem Gesamtprodukt letztlich aber nicht im Wege stehen sollte.