Automata ✍

Es war niemand geringeres als Stephen Hawking, der vor nicht all zu langer Zeit die Feststellung tätigte, dass der Untergang unserer Gesellschaft entweder durch einen Zombievirus oder durch die fortschreitende Entwicklung der künstlichen Intelligenz erfolgen wird. Beide Theorien wurden von der Unterhaltungsindustrie inflationär aufgearbeitet und sind zweifellos ein Phänomen unserer Zeit, dessen logische Hintergründe sich jeder selbst erschließen kann.

Zumindest hinsichtlich Mutmaßung Nummer 2 vertraue ich unserem Vorzeigepokerface voll und ganz, ist er doch selbst das digitalste aller Genies. Womit ich nun die Brücke schlage zu meiner heutigen ersten Filmbesprechung: Automata von Regisseur Gabe Ibánez

Wir schreiben das Jahr 2044. Ungünstige stellare Wetterverhältnisse ließen jeden Geigerzähler in den Dramastatus verfallen und sorgten für das Ableben des Großteils der humanen Spezies (und höchstwahrscheinlich auch von jeglicher anderer). Inmitten der verstrahlten Wüste zogen sich, mehr oder minder, Privilegierte in eine abgeschirmte Stadt zurück, bewacht vor der stetigen radioaktiven Gefahr von außen. Die meisten Arbeitsplätze wurden von optisch menschlich wirkenden Robotern eingenommen, den so genannten Automata Pilgrim 7000.  Sie sind programmiert und protokolliert, um die Einwohner zu schützen und zu unterstützen.

Unser Hauptprotagonist Jacq Vaucan (ich musste spicken), gespielt von Antonio Banderas, ist ein Versicherungsagent, angestellt von der Herstellerfirma ROC Corporation, der mit abnehmender Leidenschaft jegliche Reklamationen hinsichtlich dieser bewegungslegasthenierten Helferchen bearbeitet.

Er selbst befindet sich nicht gerade am Optimum seiner lebensbejahenden Phase und selbstverständlich gibt es auch noch eine Ehekrise um die Belange der existenziellen Grundlagen. Soll sein ungeborenes Kind HIER aufwachsen, in einer Stadt voller Verzweiflung, zusätzlich geplagt von Dunkelheit und saurem Regen? Ist’s woanders überhaupt besser?

Plötzlich häufen sich Fälle, in denen die Roboter, entgegen ihres Sicherheitsprotokolls, ein seltsames Eigenleben entwickeln. Es baut sich eine latente Gefahr auf, die aber nicht genau zugeordnet werden kann.

Woher kommt diese Veränderung? Eine Verschwörung?

Der Star des Films ist zweifellos das Setting. Ich fühlte mich ein wenig an Bladerunner erinnert. Die Atmosphäre ist absolut stimmig. Der Dreck der Slums, schwach beleuchtet durch futuristische Neonlichter. Wahrlich kein Ort, um sich freiwillig niederzulassen.

Herr Banderas fügt sich in der Rolle des desillusionierten Mittelschichtlers hervorragend ein und verleiht seiner Figur Glaubwürdigkeit, obwohl er später über weite Strecken (darf wörtlich genommen werden) unterfordert ist. Wo wir gerade beim Thema „Verheizen“ sind: Melanie Griffith hat in ihrer (nicht uninteressanten Rolle) eine gefühlte Leinwandzeit von 5 Minuten. Schade! Letztendlich galt es wahrscheinlich, so viele Existenzfragen und Moralitäten wie möglich unterzubringen, auf Kosten der Charaktere. All diese angeschnittenen Philosophien (Fragen über Menschlichkeit, Evolution, Leben und Emotion) sind nett verpackt und finden im Film ihre Momente, sind jedoch für Genrekenner längst verschlissen.

Diese Worte muten vernichtender an, als sie gemeint sind. Ich hatte tatsächlich Spaß an dem Film. Besonders das erste Drittel ist in seiner atmosphärischen Dichte und seinem langsamen und behutsamen Voranschreiten echt stark. Nicht zu vergessen sei auch der eigenwillige Soundtrack, der besonders in den Suspensemomenten durch ungewöhnliche Trommelklänge zu gefallen weiß. Das Finale, dessen Konventionalität man schon kilometerweit durch die verstrahlte Wüste erahnt, fällt leider etwas ab und wird dem tollen Story- und Charakteraufbau nicht gerecht.

Dennoch bewahrt sich Automata den Eindruck einer netten kleinen, optisch beeindruckenden Dystopie, die im Nachhinein durchaus die verrosteten Zahnrädchen des Blockbusterkonsumenten in Rotation zu versetzen vermag.

Von mir gibt’s daher 3 von 5 möglichen Blechmännchen (ja… und Weibchen). — (Ein Gastbeitrag von Frank)