Banklady ✍

Im Hamburg der frühen 60er Jahre gab es eine Bankraubserie der ganz besonderen Art. Eine attraktive, stets modisch gekleidete Frau betrat Banken, zwecks deren Ausbeutung. Mit Androhung von Waffengewalt erleichterte sie dann die verdutzten Angestellten um die Einlagen der Ersparnisanstalten.

19 Banken kamen zu der Ehre, von ihr besucht zu werden. Circa 400.000 DM erbeuteten sie und ihre Komplizen. Somit stellten sie einen zweifelhaften Rekord auf. Mit reißerischen Schlagzeilen und Berichten, stilisierten die Medien die Kriminelle zum glamourösen Vamp, während die Polizei lange im Dunkeln tappte.

Der Film Banklady erzählt die wahre Geschichte von Gisela Werler, welche von Nadeshda Brennicke dargestellt wird. Andreas Schmidt und Charly Hübner spielen ihre Mitstreiter Uwe und Hermann. Am Anfang steht die Entwicklung von Gisela, von einem schüchternen Mauerblümchen zu einer skrupellosen Lebefrau. Sie lässt den öden Alltag in einer Tapetenfabrik hinter sich zurück und gerät mit der Hilfe des charmanten Hermanns ins gefährliche Geschäft des Bankraubs. Natürlich ist das reale Leben wie ein Film und so verlieben sich die beiden.

Wie Bonnie und Clyde ziehen sie durch Norddeutschland und machen die Finanzwelt unsicher. Kommissar Fischer (Ken Duken) bleibt dabei dicht auf ihren Fersen. Unter dem Druck seines Vorgesetzten Kaminski (Heinz Hoenig), soll er zu einem schnellen Abschluss der Verbrechensserie kommen. Am Ende spitzen sich auf beiden Seiten die Situationen dermaßen zu, das kein guter Schluss in Aussicht zu stehen scheint.

Mit reichlich deutscher Starpower inszeniert, der international bekannte Regisseur, Christian Alvart seinen ersten deutschen Kinofilm seit Antikörper (2005). In Hollywood drehte er Genrefilme wie Pandorum und Fall 39 (beide 2009) die er sehr atmosphärisch umsetzte. Mit seinen Schweiger-Tatorten und anderen TV-Produktionen ist er sehr aktiv und machte sich einem größeren Publikum in seiner Heimat bekannt. Auf angekündigte Projekte wie einer Captain Future-Verfilmung darf man gespannt sein.

Alvart ist bei seinen Arbeiten die Optik sehr wichtig und sein Stil zitiert dabei, nicht selten Vorbilder aus dem amerikanischen Genrefilm. Das gibt seinen Erzählungen oft einen interessanten Reiz und auch in Banklady kann man diesen verspüren. Die Story ist eine unglaubliche Tatsache, verliert aber leider oft an Spannung. Keine Frage: Man möchte wissen wie es aus geht. Einige Szenen hätten besser der Schere zum Opfer fallen sollen um eine dichtere Erzählweise zu erzielen. Dass macht Banklady nicht zu einem schlechten Film, jedoch zu einem Guten der teilweise Sitzfleisch abverlangt. — Benedikt


Christian Alvart hat es geschafft. Bereits mit seinem zweiten Langfilm Antikörper konnte er allgemeine Begeisterung auf sich ziehen und durfte in Hollywood u.a. Fall 39 drehen. Mittlerweile dreht er wieder in Deutschland und wurde von der ARD u.a. für die Millionen schweren Till Schweiger-Tatorte angeheuert. Die Meinungen dazu gehen auseinander, doch an Alvarts künstlerischem Können selbst, gibt es nur wenig zu kritisieren. Kein Wunder also, dass er auch für das deutsche Kino wieder tätig wurde. Und mit Banklady beweist er einmal mehr sein Talent fürs Filmemachen.

Banklady erzählt die wahre Geschichte von Gisela Werler, welche als die erste deutsche weibliche Bankräuberin in die Geschichte eingehen sollte. Eigentlich ist Gisela ein Mauerblümchen, doch durch einen Zufall gerät sie an den zwielichtigen Ganoven Hermann Wittorff, welcher sich auf Bankraub spezialisiert hat. Schon bald ist sie seiner Anziehungskraft erlegen und macht bei den Räubereien mit. Da noch niemand Erfahrungen mit einer weiblichen Gaunerin wie ihr sammeln konnte, hat Gisela auch lange kaum Probleme mit der Polizei etc. Doch der eiserne Kaminsky ist ihr schon bald auf den Fersen.

In hohem Tempo und schicker Inszenierung jagt Alvart seine Figuren durch den Film. Auch wenn sich genug Zeit genommen wird, um die Charaktere vorzustellen, so ist die Handlung doch flott inszeniert und gefällt vor allem durch die Auswahl der Kulissen, Kostüme und seinen Darstellern. Perfekt wird der Zuschauer in die 60er versetzt und erlebt einen durchaus glaubwürdigen Ablauf der Dinge.

Dabei sind vor allem die Actionszenen auf hohem Niveau und die Auswahl der Farbfilter, welche die Handlung oft in ein tristes Orange färbt, erhebt das Treiben auch zu einem visuellen Schmaus. Hier und da zielt Alvart zwar über das Ziel hinaus, doch im Großen und Ganzen bleibt Banklady unterhaltsam, ohne das das Treiben zu sehr ins Unglaubwürdige abrutscht.

Letztenendes ist Banklady somit ein Bankraubthriller auf hohem Niveau geworden, welcher durchaus spüren lässt, dass die Macher schon so einige Erfahrungen in Hollywood sammeln konnten und diese nun in den Film einfließen. Auch wenn man dem Film den Stempel „Typisch deutsch“ dennoch stellenweise aufdrücken kann, so sollte dies hier kaum als negativ erachtet werden. Letztendlich dürfte so sowohl Freunde des deutschen Kinos, als auch Anhänger knalliger Hollywood-Kost zufrieden sein. — David