Black Sails – Staffel 1 ✍

Seit 05.12.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Wenn man eine Epoche bestimmen müsste, in der das Thema „Piraten“ am begehrtesten in den Lichtspielhäusern war, so könnte man sicher die 30er, 40er und 50er Jahre nennen. Zahlreiche Abenteuerfilme brachten die Majorstudios in die Kinos. Der plakativste Star in diesem Genre bleibt Errol Flynn, obgleich er nur in drei Filmen mitwirkte, die Piraten- oder zumindest Seefahrer-Elemente inne hatten. Später testete Hollywood sporadisch die Relevanz des Genres, allerdings mit hohen Budgets und namhaften Regisseuren. Der Vorläufige Schlusspunkt war Renny Harlins Die Piratenbraut (Cutthroat Island, 1995) der bis heute zu den größten finanziellen Flops der Filmgeschichte zählt und das produzierende Studio in den Ruin trieb. Acht Jahre später gelang Disney mit Fluch der Karibik (Pirates oft he Caribbean: Curse of the Black Pearl, 2003) die erfolgreiche Wiederbelebung mit gut besuchten Fortsetzungen. Dabei geht es dem Piratenfilm definitiv schlechter als dem Western, welcher auch gerne totgesagt wird, obwohl er häufig wieder auftaucht. Mit Black Sails geht nun ein karibisches Abenteuer in Serie.

Captain Flint (Toby Stephens) hat es auf seinem Schiff nicht leicht. Die Besatzung steht nicht bedingungslos hinter ihm und eine Meuterei ist nicht auszuschließen. Die Beutezüge seiner Piraten sind mager und erste Mannen erheben sich zum Aufstand und Umsturz. Flint jedoch ist auf der Jagd nach einer Karte, die die Route der berüchtigten Urca de Lima beschreibt. Sie ist ein gewaltiges Schatzschiff und würde der gesamten Crew den ersehnten Reichtum bringen und seinen Stand festigen.

Das ist der Haupfhandlungstrang in der von Michael Bay produzierten Serie. Es tauchen nebenbei noch andere wichtige Figuren auf wie Eleanor Guthrie (Hannah New), die als Hehlerin für die Gesetzlosen wichtig ist, aber von vielen gehasst wird. Flints feindlicher Kollege Captain Charles Vane (Zach MaGowan), der mit ihm einen Packt bei der Jagd auf das spanische Gold eingeht ist ein weiterer fester Charakter. Insgesamt sind es aber mindestens zehn Personen, der beinahe die gleiche Präsenz zugestanden wird, womit sich ein spannendes Netz von Intrigen, Abkommen und Interessenkonflikten zusammenspinnt. Die beinahe traditionelle Handlung würzen die Erfinder und Drehbuchautoren Robert Levine und Jonathan E. Steinberg (beide haben zusammen an Jericho – Der Anschlag oder Human Target gearbeitet) zusammen mit dem Produzenten Team mit reichlich nackter Haut und brachialen Ausbrüchen. Schwache und Frauen haben, trotz starker weiblicher Charaktere, nicht viel zu lachen und das wird auch der historischen Realität entsprechen. Ganz im Gegensatz dazu sehen die „wichtigen“ Piraten alle sehr durchgestylt aus, tragen schicke Bärte, coole Klamotten oder sogar eine antik anmutende Sonnenbrille. Die Damen wirken alle samt wie aus Porzellan gegossen und sind so sauber als würden sie aller 15 Minuten ein Bad nehmen. Natürlich sind verdreckte Kerle und unattraktive Frauen kein Magnet für die große Quote, was man leider auch bei der großartigen Westernserie Deadwood sehen konnte, die geschichtlich weitestgehend korrekt gestaltet war, nach drei Staffeln aber mit Cliffhanger abgesetzt wurde. So extrem glattgebügelt, wie es in Black Sails jedoch zugeht, bewirkt es nur die komplette Unglaubwürdigkeit zu Handlung und Figuren.

Mann besinnt sich eben auf den abenteuerlichen Aspekt und bedient sich auch literarischer Helden. Captain Flint und Teile seiner Crew sind beispielsweise bekannt aus Robert Louis Stevensons Roman „Die Schatzinsel“, welche selbst mehrfach verfilmt wurde. Die Geschehnisse in der Serie handeln dabei circa 20 Jahre vor den Ereignissen in dem Literaturklassiker. Mann mischt Fiktion mit Fetzen von realen zeitgeschichtlichen Begebenheiten. Das Schiff Urma de Lima gab es wiederum wirklich. Sie sank bei einem Hurrikan vor der Küste Floridas und man darf gespannt sein wie das in die Abläufe eingebunden wird.

Die erste Staffel startete auf Internetplattformen und im TV sehr erfolgreich. Man verpflichtet den britischen Regisseur Neil Marshall (The Descent, 2005 – Doomsday, 2008) zum Staffelauftakt und ließ dann serienerprobte Kollegen fortfahren. Der US Kabelsender Starz gab die Produktion ohne Piloten in Auftrag, was aber heute öfter vorkommt, wenn man sich sicher ist, einen guten Stoff an der Hand zu haben. Im Fahrwasser von Fluch der Karibik kann das natürlich funktionieren, auch wenn man sich den Humor gespart hat. Die zweite Staffel ist bereits in Arbeit und eine dritte ist von Starz bestellt.

Allgemein betrachtet bietet Black Sails eine Story die vom Serienformat getragen werden kann, optisch etwas zu modern wirkt, aber mit genug Härte und Verstrickungen spannend zu erzählen weiß. Die Special-Effects wirken an manchen Stellen zwar etwas (finanziell) sparsam, werden aber an anderer Stelle durch besseres CGI wieder gut gemacht. In Zeiten von The Shield, Breaking Bad, Game of Thrones und Co. liegt die Latte sehr hoch und wird hier auch nicht erreicht. Mann kann Black Sails aber auch nicht als missglückt bezeichnen, dafür möchte man nach Anbruch der Staffel doch zu sehr wissen wie es weiter geht.