Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte ✍

Seit  19.02.2015 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Filme die für das Fernsehen produziert werden, stoßen oft beim Kinopublikum auf Spott und Ablehnung, vorerst wird die Nase gerümpft und die Relevanz dieser Werke bezweifelt. Diese These erstelle ich für die deutsche TV-Landschaft, schließlich arbeiten gefestigte Hollywoodgrößen in den USA nicht erst, seit dem in den 90ern neu entfachten, Serienboom Hand in Hand mit den Kollegen aus der Flimmerkiste zusammen. In der Bundesrepublik ist die Qualität in dem Bereich klar geteilt, durch die öffentlich rechtlichen und die privaten Sendeanstalten. Wo letztere häufig auf leichte und spaßige Kost getrimmt sind, gibt es aber auch vermehrt tiefgreifendere Werke bei gebührengestützten Kanälen. Dort gibt es natürlich auch genug Schmalz, der dem Konsumenten auch zusteht, aber die Anzahl von guten und intensiven Dramen, Krimis und Thrillern steigt an. Gerade in der Rubrik „Das kleine Fernsehspiel“ präsentiert das ZDF sehenswerte co-produzierte Streifen. Hier kommt es dann auch gerne mal zu einer Optik, die sonst nur dem Kino vorbehalten ist. Mit aufwendiger Kameraarbeit und auch mal in Cinemascope werden hier Projekte realisiert, die über die loser werdenden Grenzen des Fernsehens hinausgehen.

In Großbritannien erarbeitete der Regisseur und Drehbuchautor David Hare einen ebenso auffälligen Film, besetzt mit einer Armada an renommierten Schauspielern seiner Insel, der ein wahres Cinema-Gefühl erzeugte. In Die Verschwörung – Verrat auf höchster Ebene (Page Eight, 2011) brillierten neben Bill Nighy auch Rachel Weisz, Ewen Bremner und Ralph Fiennes vor der Kamera. In der nun erscheinenden Fortsetzung Die Verschwörung – Tödliche Geschäfte (Turks & Caicos, 2014) schließt Hare direkt an seinen Vorgänger an und weiß erneut mit einer ruhigen Inszenierung zu punkten die trotz ihrer Nüchternheit mit einer fesselnden Spannung zu überzeugen weiß.

Im ersten Teil des Spionage-Thrillers um den MI5-Agent Johnny Worriker deckte er einen politischen Skandal auf, der vom Premier Minister ausging und internationale Reichweite besaß. Am Ende seiner Ermittlung wird er aus dem Staatsdienst entlassen und flüchtet vor seinen, ihn nun ächtenden, ehemaligen Vorgesetzten ins Exil. Der zweite Teil beschreibt zu Beginn das entspannte Leben des Zwangspensionärs in seiner neuen Wahlheimat, den Turks- und Caicosinseln. Diese karibische Inselgruppe liegt unter britischer Flagge und ist royales Hoheitsgebiet, für Johnny eine weit entfernte Zuflucht die dennoch Heimat bedeutet. Sein Frieden währt nicht lange, als ein ehemaliger Kollege bzw. Konkurrent des CIA ihm über den Weg läuft und ihn in eine dubiose Verhandlung zwischen Staat, Wirtschaft und Hintermännern einfädelt.

In diesem Geheimdienst-Krimi regiert der Dialog und Hare, dessen prominentestes Drehbuch 2008 mit Der Vorleser verwirklicht wurde, erreicht in jedem Gespräch eine Glaubwürdigkeit die einem die Charaktere sehr gut verinnerlichen lassen. Besonders Bill Nighy erscheint als Ex-Spion Worriker durch sein höfliches und etikettentreues Auftreten als Sympath in einem unwirtlichen Geheimstaatssystem. Er wirkt am menschlichsten, mit seiner zurückhaltenden Art und seinen kleinen Wutausbrüchen die er stets zu unterdrücken vermag. Erneut scharrt sich ein Pulk von bekannten Gesichtern um ihn. Besonders positiv sticht dabei Helena Bonham Carter hervor, die einen ihrer wenigen Auftritte als „normale“ Person hat und nicht mit irgendwelchen durchgeknallten Macken belastet ist. Nighy zählt zum britischen Schauspieladel und ist in amerikanischen Blockbustern ebenso aktiv, wie in kleinen Arthausproduktionen. Mann nimmt ihm den Vampirfürsten in der Underworld-Reihe bedingungslos ab, genau so wie seine Darstellung in Pride wo er einen alternden Dorfbewohner mimmt, der seine Homosexualität über Jahrzehnte vor seiner Gemeinde verborgen hielt. Ob böse oder schrullig, er verkauft dem Publikum gestalterisch jede seiner Rollen. Selten tritt er als Hauptprotagonist auf, steht meistens in der dritten Reihe, als Johnny darf er aber seinen ganzen Charme spielen lassen und alles dreht sich um ihn. Alle Kraft steckt in den Personen der Geschichte und die umliegenden Schauplätze treten dabei in den Hintergrund. Man sparte sich eine aufwändige Belichtung von Städten, Gebäuden oder Kulissen. Die Ausstattung steht hinter dem Cast und versucht nicht von ihm abzulenken. Selbst die exotische Südseelocation bleibt blass hinter dem Geschähen zurück. Möglicherweise liegt das auch daran das der Film in der Gegenwart handelt uns nicht in einem vergangenen Jahrzehnt, wo vermehrt auf detailgetreue Kostüme und ein zeitlich korrektes Produktion Design gesetzt wird. Hinzu kommen politisch und wirtschaftlich aktuelle Bezüge die des Weiteren die Authentizität des Stoffes widerspiegeln.

Beide Filme sind bei Koch Media erschienen und es empfiehlt sich beide chronologisch zu sehen um Wirrungen zu vermeiden. Worriker wird beispielsweise eher im ersten Auftritt umschrieben und dieses Wissen um seine Person sind wichtig für die weiterführende Story im jetzt erschienen Werk. Allgemein lohnt sich die Ansicht auf jeden Fall, präsentiert sich hier eine britische Spionagekollage weit entfernt vom Bond-Bombast und der Trägheit einer Le Carré- Adaption a la Dame, König, Ass, Spion (Tinker Tailer Soldier Spy, 2011). Im englischsprachigen Veröffentlichungsraum wird bereits der dritten Part Salting the Battlefield einzeln oder in einer Worriker-Triologie- Box zusammen mit den anderen Beiden angeboten. Der wird sicher bald in Deutschland folgen und man darf sich freuen die elegante Spielweise von Bill Nighy weiter zu verfolgen. Aktuell darf diese Reihe zu den interessantesten britischen TV-Produkten gezählt werden und wir wünschen uns davon auch sehr gern mehr, auch auf unseren heimischen Empfangsgeräten.