Geheimcode Wildgänse ✍

Seit 13.05.14 auf  Blu-ray im Handel erhältlich.

Nach drei Abenteuern im vietnamesischen Dschungel hatte der Schweizer Produzent Erwin C. Dietrich offensichtlich noch nicht genug von Antonio Margheritis Kriegsfilmen und verpflichtete das komplette Kreativ-Team für einen erneuten Söldner-Aufguss, nachdem er sein fast 20jähriges Engagement im Erotik-Genre beendet hatte. Mit seinem Kameramann Peter Baumgartner gehörte sein langjähriger Mitstreiter ebenso zur Crew von Geheimcode Wildgänse wie eine Vielzahl damals unbekannter deutscher Schauspieler, die unter dem als neuen Hauptdarsteller verpflichteten englischen TV-Star Lewis Collins (Die Profis 1977-1983) Mitglieder der Söldner-Truppe mimten. Manfred Lehmann, Thomas Danneberg oder Frank Glaubrecht haben heute einen hervorragenden Ruf als Synchron-Sprecher, als Stars wurden von Dietrich aber die leicht gealterten Ernest Borgnine und Lee Van Cleef engagiert, dazu noch die US-Mimin Mimsy Farmer und fast obligatorisch Klaus Kinski, der nach seinen vielen Italo-Western-Einsätzen nun auch im italienischen Action-Film der 80er Jahre sein Talent als Finsterling beweisen durfte.

So vorhersehbar diese Konstellation klingt, muss man Dietrich zugestehen, Margheritis Dschungel-Action-Filmen damit neuen Schwung verliehen zu haben. Zwar entstand Geheimcode Wildgänse (italienischer Verleihtitel Arcobaleno selvaggio) ebenfalls auf den Philippinen, aber nicht mehr der Vietnam-Krieg stand im Mittelpunkt, sondern die Herstellung von Heroin im sogenannten „Goldenen Dreieck“ in den angrenzenden asiatischen Staaten Thailand, Laos und Burma, kombiniert mit klassischen Elementen der Militärdiktatur, dabei konkrete Anspielungen auf tatsächliche Ereignisse vermeidend. Eine Vorlage, die der Film für ein buntes Gemisch aus Guerilla-Kämpfen, Militär-Aktionen und den Interessen internationaler Multis am einträglichen Drogen-Geschäft nutzte.

Diese agieren von Hongkong aus, wo auch die Handlung beginnt, in der Wesley (Lewis Collins) und seine Spezialeinheit den Auftrag erhalten, schwer bewachte Drogen-Camps inmitten eines Gebiets zu zerstören, in dem die heimische Guerilla gegen die Militär-Diktatur kämpft. Zwar bekommen sie Unterstützung von den Guerilla-Kämpfer, aber nachdem sie ein erstes Drogen-Camp ausgeschaltet haben, erweist sich ihre Aufgabe zunehmend als Todeskommando, da auch ihre Auftraggeber eigene Interessen verfolgen, wie sich schon in Hongkong ankündigte, als Wesley nur knapp einem Anschlag entging.

Ein zu tiefes Eindringen in die inhaltliche Logik erweist sich als ebenso wenig sinnvoll, wie die häufig geäußerten Vorwürfe von Rassismus und Gewaltverherrlichung, denen sich Margheritis Dschungelfilme während ihrer Entstehungszeit ausgesetzt sahen. Trotz typischer Klischees – hier die europäischen/us-amerikanischen Kämpfer für die richtige Sache, dort die asiatischen Despoten – erstaunt aus heutiger Sicht die Ausgewogenheit in der Schuldfrage international agierender Banden und der fehlende Heroismus in den Aktionen der Söldner trotz ihrer ständigen Kämpfe, Schusswechsel und Explosionen.

Selbst die Gewaltdarstellungen wirken mit dem zeitlichen Abstand von drei Jahrzehnten weniger explizit oder sadistisch, sondern reihen sich angemessen in ein gut inszeniertes Abenteuerspektakel – wie gewohnt überzeugte Margheriti mit atemberaubenden Stunts und knalligem Feuerwerk – das trotz seiner linearen Erzählform und den üblichen Kriegsfilm-Charakteren unterhaltend und im Detail überraschend bleibt, weshalb die Blue-Ray von Ascot-Elite für Genre-Liebhaber uneingeschränkt empfohlen werden kann, zumal diese auch optisch überzeugt. Mit Kommando Leopard (1985) und Der Commander (1986) ließen ähnlich gestrickte Nachfolger nicht lange auf sich warten, die hier demnächst näher in Augenschein genommen werden.