Good Vibrations ✍

Bundesstart: 08.05.2014

Belfast in den 70er Jahren. Es sind harte Zeiten. Straßenkämpfe und Bombenanschläge führen im Norden Irlands zu zahllosen Todesopfern. Die Mehrheit, der britischen Provinz Nordirland, sind Protestanten. Die Bewohner des Freistaats Irland sind Katholiken. Durch die Forderung des Nordens unabhängig zu werden und treu zur britischen Krone zu stehen, führte dies zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen zu einem 30 Jahre andauernden Streit, der einem Bürgerkrieg gleichkam.

In dieser turbulenten Zeit legt Terri Hooley in Belfasts Clubs Platten auf. Die Nächte sind gefährlich und kaum jemand traut sich nach draußen, geschweige denn in ein Tanzlokal. Die Beschäftigungen bleiben für den DJ also aus und so beschließt er einen Plattenladen zu eröffnen. Da das Geld knapp ist und er schon immer an das Gute in den Menschen geglaubt hat, sucht er sich als Standort einen ganz besonderen Platz aus. Die Great-Victoria-Street hat günstige Mieten, da hier fast alle Gebäude von Bomben zerstört sind. Hier wohnt keiner mehr und flaniert wird auch nicht. Die Geschäfte gehen denkbar schlecht und sein Sortiment von Reggae, Pop und Rock sind auch nicht der Reißer.

Bei einem abendlichen Kneipenbesuch, spielt auf der Bühne eine Punkband. Hooley verliebt sich sofort in diese wilde, freche und revolutionäre Musik. Als er die Band nach Alben fragt, die er in seinem Laden verkaufen kann, lachen sie ihn aus. Mit The Undertones wollte zu der Zeit niemand Aufnahmen machen. Hooley aber setzt sie ins Tonstudio und finanziert mit der Hypothek auf sein Haus ihren ersten Tonträger.

Terri Hooley gilt in Irland als der Pate des Belfaster Punks. Er brachte viele Punkrock-Gruppen auf den Weg, von denen heute noch einige Legenden sind und weltweit gehört werden. In diesem Biopic, inszeniert vom Ehepaar Lisa Barros D´Sa und Glenn Leyburn, wird seine Lebensgeschichte mit viel Liebe zum Details ins Licht gerückt. Mit Richard Dormer wurde der scheinbar perfekte Interpret für die Hauptrolle gefunden. Der Star des Films bleibt jedoch die Musik und der Livestyle einer Jugendbewegung, die zu jener Zeit keiner verstehen konnte oder wollte. Die Unbeschwertheit mit der Terri durch seine lebensbedrohliche Umwelt geht, ist inspirierend, auch wenn dabei seine Frau und das gemeinsame Kind vernachlässigt wirken.

Good Vibrations, so auch der Name seines Ladens, ist ein sehenswertes Werk. Es gibt einige Momente die Gänsehaut erzeugen und eine Stimmung entwickeln, die einen die Zeit vergessen lässt, wie es im Kino auch sein sollte. Insiderwissen ist nützlich, jedoch nicht zwingend erforderlich. Oft scheinen biographische Filme überflüssig oder werden schnell durch das abarbeiten von Fakten langweilig. Hier nicht! Terri Hooley hat ein Denkmal verdient und Good Vibrations kommt dem schon sehr nah. „New York has their haircuts, London has the trousers, but Belfast has the reason!” Terri Hooley