Housebound ✍

Ab 24.03.15 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Nachdem ich dieses Jahr nur einen Abend Zeit hatte um auf das Fantasy Filmfest in München zu gehen, habe ich mir nach zwei ziemlich unterhaltsamen Filmen (Suburan Gothic und The Voices), die Frage gestellt, ob ich den dritten Film an dem Abend noch ansehen soll oder nicht. Die Inhaltsangabe klang jetzt nicht so wahnsinnig aufregend und von dem Regisseur war mir bislang auch noch nichts bekannt, aber da ich bis dahin selten von Filmen aus Neuseeland enttäuscht worden bin, gab ich ihm eine Chance. Also blieb ich sitzen und sah den besten Film des Abends.

Kylie (Morgana O´Reilly) wird beim dilettantischen Versuch einen Geldautomaten zu knacken verhaftet und anstelle sie auf Staatskosten ins Gefängnis zu stecken, schickt man sie ins abgelegene Haus ihrer Mutter und legt ihr eine elektronische Fußfessel an. Um sicher zu gehen, dass sie sich nicht einfach aus dem Staub macht, wird sie vom Securitymann Amos überwacht, der sofort angerast kommt, wenn die Fußfessel manipuliert wird oder Kylie versucht das Grundstück zu verlassen. Da Kylie alles andere als freundlich und umgänglich ist, dauert es nicht lange bis sie ihre arme Mutter und deren neuen Ehemann terrorisiert. Als die Mutter dann auch noch behauptet, dass auf ihrem Haus ein Fluch liege und sie Stimmen höre, ist Kylie klar, dass die neun Monate Hausarrest kein Zuckerschlecken werden.

Es kommt, wie es kommen muss und auch Kylie hört unerklärliche Geräusche und macht sich mit Amos auf die Suche nach deren Ursprung. Die Beiden wühlen in alten Zeitungsberichten und verdächtigen alsbald einen Nachbar, für all die unerklärlichen Vorfällen verantwortlich zu sein. Doch dann kommt alles anders als erwartet.

Housebound“ startet fulminant mit der missglückten Geldautomatenaktion, Kylies Verurteilung und ihrem Einzug bei der Mutter (Rima Te Wiata), dann muss man sich etwas an die äußerst kratzbürstige und unglaublich angepisste Hauptfigur gewöhnen, was mir persönlich anfangs nicht so leicht fiel. Die Einführung der Personen nimmt ein wenig Zeit in Anspruch, in der nicht allzu viel passiert. Trotzdem wird hier einiges nebenbei erzählt, das später noch wichtig wird. Und dann schaffen Gerard Johnstone und Morgana O´Reilly etwas, das nicht so oft vorkommt: ohne die Figur der Kylie, mit ihren Ecken und Kanten, abzuschwächen, fiebert man plötzlich mit ihr mit. Ebenso wachsen einem die meisten anderen Figuren ans Herz. Die naive Mutter, der gutmütige und schweigsame Stiefvater, der Securitymann, der sich als treuer Unterstützer beweist, etc.

Und noch etwas gelingt dem Regisseur: Er macht aus einer netten Horrorkomödie, die anfangs recht harmlos daherkommt, einen Film der unglaublich spannend wird und trotzdem noch wahnsinnig witzige Elemente hat. Spätestens mit der „Entlarvung“ des Nachbarns weiß man nicht mehr genau was man eigentlich guckt. Einen Paranormal-Activity-Film, einen Horrorfilm, einen klassischen Who-Dunnit oder doch nur einen Thriller mit mehr oder weniger rationaler Erklärung?

Auf der optischen Seite ist es sehr angenehm, dass hier mal keine Billig-Found-Footage-Bilder gibt, sondern eine schön klassisch fotografierte Geschichte erzählt wird. Das Haus, in dem der größte Teil der Handlung spielt, passt wunderbar zu den zwei Personen die hier wohnen sollen und sorgt für eine stimmige Kulisse. Musik und Tonbearbeitung unterstreichen Handlung und das Bild nahezu perfekt. Kein Wunder, dass Peter Jackson zu „Housebound“ nur „Bloody brilliant“ zu sagen hat.

Die Frage, die sich mir mal wieder stellt ist: wie schaffen es die Neuseeländer immer wieder mit unbekannten und z.T recht unerfahrenen Regisseuren und Schauspielern solche Filme zu machen? Aus jedem anderen Land kommt mehr filmische Grütze als echte Entdeckungen, nur hier ist es umgekehrt.

Mein einziger Abend auf dem Fantasy Filmfest hat toll geendet. Daraufhin habe ich beschlossen, dass es ab jetzt nur noch bergab gehen kann und das Festival für mich für beendet erklärt.

Housebound erscheint im Verleih von Ascot Elite.