Kite ✍

Seit 02.10.14 auf DVD und Blu-ray im Handel.

Der Anime Kite aus dem Jahre 1998 gehört zu den absoluten Kultklassikern seines Genres. Obwohl es sich eigentlich nur um einen zweiteiligen 50 Minüter handelt, schlug er seinerzeit ein wie eine Bombe. Die sehr krasse Vermischung von harten, brutalen Actionsequenzen auf der einen Seite und nicht wenigen Hardcore-Sexszenen auf der anderen Seite, ließ Anime- bzw. Hentai-Herzen höherschlagen. Hierzulande erhielt Kite sogar eine Ausstrahlung im deutschen Free-TV, gekürzt selbstverständlich. Vor einiger Zeit ist Kite dann sogar ungekürzt mit KJ-Freigabe in den deutschen Handel gelangt. Im Jahre 2014 kommt nun ein amerikanisches Real-Remake aus dem Hause der Weinsteinbrüder daher und die Aufschreie könnten nicht lauter sein. Denn selbst für ein R-Rating müsste die Vorlage enorme Federn lassen. Und das Endergebnis stellt dann auch nicht wirklich zufrieden, wenngleich es sicher schlimmer hätte ausgehen können.

Storytechnich hält sich die amerikanische Version doch recht ordentlich an die Vorlage. Kite erzählt die Geschichte von Sawa, einem Teenie-Girl, dessen Vater, ein Polizist, von einem korrupten Kollegen getötet wird. Nun sinnt Sawa nach Rache. Hilfe erhält sie dabei von Karl Acker, dem ehemaligen Partner des Vaters. Er bildet sie zur Killerin aus und hilft ihr bei der Suche. Doch auch Aker ist in schmutzige Geschäfte verwickelt und Sawa muss sich schon bald entscheiden, wie weit sie Aker vertrauen kann. Und dann taucht auch noch ein mysteriöser anderer Lehrling von Aker auf… Auch wenn sicher die ein oder andere Änderung vorhanden ist und das japanische Umfeld deutlich amerikanisiert wurde, so ist in Kite doch noch genug an Handlung vorhanden, die den Inhalt der Vorlage atmet. Die Namen der Figuren sind größtenteils identisch und auch die Beziehungen zu einander stimmen. Von daher kann man nicht viel meckern, was die Geschichte angeht.

Und auch was den Gewaltgrad angeht, darf man durchaus überrascht sein. Denn trotz R-Rating bzw. FSK-16 Freigabe geht es doch ziemlich brutal und blutig zur Sache, wenn Sawa ihrem Handwerk nachgeht und so manchen Peiniger ins Jenseits befördert. Die bereits aus der Vorlage bekannte Waffe, mit der Sawa explosive Kugeln in ihre Gegner befördert, welche dann im Inneren explodieren und somit Köpfe und andere Körperteile zum platzen bringen, ist auch hier vorhanden. Dazu ein ganzes Arsenal an Messern und Macheten, mit denen Sawa schon mal die ein oder andere Rübe abschlägt. Kurzum, viel brachialer als hier, geht es im Original auch nicht zu.

Doch was ist mit dem Sex? Wie man sich denken kann, ist hier der Dreh- und Angelpunkt zu finden, weshalb das Remake bei den Kennern des Originals dennoch keine Chance haben dürfte. Denn Sex gibt es hier so gut wie überhaupt nicht, geschweige denn gar irgendwelche Hardcore-Szenen. Nackte Haut, Lustschreie und Stellungskriege sind hier nicht auszumachen, dieser Teil wurde ganz und gar aus der Geschichte gestrichen. Das mag denen, die mit solchen Szenen eh nichts anfangen können, vielleicht sogar zusagen, Fakt ist aber auch, dass dadurch bestimmte Charakterzüge der Figuren, welche für die eigentliche Geschichte durchaus wichtig sind, komplett getilgt werden und die Charaktere somit harmloser erscheinen lassen, als sie letztenendes sind. Und das ist einfach schade. Denn selbst wenn es keine HC-Szenen sein dürfen, die ein oder andere softe Sequenz hätte es auch schon gemacht.

Somit bleibt bei Kite noch die Inszenierung erwähnenswert, welche vor allem durch ihre tristen Farben, in denen meist nur die rote Perücke von Sawa durchsticht, eine gute Atmosphäre erzeugen kann, die zeitweise sogar eine gewisse Endzeitstimmung aufkommen lässt. Der Soundtrack ist gut gewählt und auch der Score hämmert stellenweise ordentlich rein. Dazu kann Samuel L. Jackson als Aker überzeugen, wenngleich er seinen Stempel des coolen Bullen mit dunklem Geheimnis ja irgendwie nie so richtig loswerden wird. India Eisley gibt zudem eine erstaunlich knackige Sawa von sich und auch der Rest des Casts kann überzeugen.

Ähnlich überzeugen kann auch die DVD von Sunfilm, welche mit einem sauberen Bild aufwartet, die den Look des Films korrekt rüberbringt. Dazu ein gut ausgepegelter Sound, welchem es nur hier und da etwas an Druck fehlt. Extras gibt es hingegen, außer ein paar Trailer, keine. Es sei erwähnt, dass der Film zudem auf Blu-ray und auf einer (überflüssigen, da vom DVD-Label selbst konvertierten) 3D-Bluray zu haben ist.


Unterm Strich ist Kite somit nicht das Desaster geworden, welches man im Vorfeld vermuten könnte, aufgrund des kompletten Fehlens der Umsetzung des Hentai-Parts jedoch dennoch weit hinter dem Original anzufinden ist. In Sachen Story und Gewaltpegel kann man jedoch zufrieden sein und der Look des Films gefällt. Somit also durchaus eine Sichtung wert, sofern meine seine Erwartungen ordentlich zurückschrauben und den Film für sich betrachten kann.