In dem brasilianischen Independentfilm Portos Dos Mortos war es das Anliegen des Regisseurs einen herausstechenden Beitrag zum bereits sehr bemühten Zombie-Comedy-Genre zu kreieren. Besonders im Kreis junger Filmemacher scheint diese Kombination einen besonderen Reiz auszumachen. Auch wenn der Gore häufiger mit guten Ideen und Umsetzungen für ein zustimmendes Nicken sorgen kann, so bleiben meist die Drehbücher auf der Strecke. Witz und Timing sind in den meisten Fällen abwesend und locken dann nur ein klägliches Gähnen hervor.
Regisseur und Autor Davi de Oliveira Pinheiro distanziert sich in seiner Variante von dieser Problematik indem er nicht ausschließlich mit der gut gemeinten Pointe wedelt, sondern oft einfach obskure oder gar sehr menschliche Situationen beschreibt. Der schlichte Luxus eines Lippenstiftes für ein kleines Mädchen nach dem Zombie-Holocaust ist in der Form auch nicht neu, wird aber unaufdringlich eingefügt. Des Weiteren fällt auf, dass es vergleichsweise wenig untote Hirnfresser in sein Script geschafft haben und er verstärkt die gesellschaftlichen Reibungen beleuchtet, so wie es einst auch Romeros Art war. Der harte Einzelgänger, welcher zuerst im Mittelpunkt der Figuren steht, begibt sich in eine Koalition mit anderen Überlebenden die auf einem Landgut hausen. Lösungen werden diskutiert und Positionen bestritten. Am Ende geht die Bedrohung auch nicht von den Zombies aus, sondern von raffgierigen Rowdies, die die kleine Gemeinde tyrannisieren. Der Mensch bleibt immer der größte Feind seiner selbst. Das trifft als Grundaussage in Beyond the Graves (internationaler Verleihtitel) am ehesten zu. Natürlich wird hier auch mit den bekannten Albernheiten kokettiert, aber man konzentriert sie nicht, so wie es sein Landesnachbar Pablo Pares im argentinischen Splatter-SciFi-Klamauk Zona Mutante auf die Spitze trieb. Davi ist auch sensibel, selbst wenn die Glaubwürdigkeit diesbezüglich nicht wirklich ausreicht.
Sehr auffällig ist die Kameraarbeit der eine professionelle Führung nicht abzusprechen ist. Nicht selten umschleicht sie das Geschehen und entledigt sich so vieler steifen Sequenzen wie möglich. Wo in anderen vergleichbaren Produktionen das Bild aus einer feststehenden Perspektive gezeigt wird und sich höchstens noch mal ein Schwenk die Ehre gibt, so setzt der DoP Melissandro Bittencourt auf längere Fahrten mit der Linse. In einem hochbudgetierten Streifen mag das gar nicht so sehr auffallen, aber hier führt es zum markanten Unterschied. So sehr sich dieses Werk nun aus der Masse erhebt, so schnell versinkt er aber auch wieder in ihr. Das Zitat ist bleibt eben doch das wichtigste Instrument. Neben den offensichtlichen Bezügen durch die wandelnden Totbringer finden sich auch Verweise auf Mad Max oder scherzhafte Reminiszenzen zum Eastern. Mit Effekten hält man sich weitestgehend zurück und wenn sie zur Anwendung kommen, dann mit handwerklicher Raffinesse. Das Make-up bleibt im Bereich des finanziell Möglichen und erinnert dann doch wieder an Amateurfilme mit verwandter Thematik.
Im Fazit schneidet der Mix aus Roadmovie, Splatter und Tragikomödie gut ab und schafft es einen sympathischen Eindruck zu hinterlassen. Dem internationalen Festivalpublikum ist der portugiesisch-sprachige Film bereits seit 2010 bekannt, in Deutschland gibt es kein Release für das Homecinema. Letztlich bleibt es fraglich ob sich ein Vertreiber für Porto Dos Mortos finden wird, zu wünschen wäre es dem kreativen Brasilianer und seinem Team, das sich sichtlich Mühe gegeben hat und ein respektables Ergebnis erzielen konnte.