Seit 29.01.2015 im Handel erhältlich.
Der gestählte Körper gilt in jeder visuellen Kunstform als Symbol für Macht und Kraft. Früher porträtierte man muskulöse Menschen eher als Skulpturen oder auf Gemälden. Später im Film sollten die eingeölten Muskelmänner ebenfalls eine Rolle spielen. Sie stürmten in den 1950er Jahren mit angespanntem Bizeps die Leinwände der Kinosäle. Die Geschichte um den Halbgott Herkules schien dabei der perfekte Nährboden für abenteuerliche Heldensagen zu sein, welche bei schwankender Qualität am Fließband produziert wurden. Besonders die italienische Branche überschwemmte die Bahnhofskinos mit Barbaren- und Amazonenfilmen in deren Masse die Herkules-Filme weitestgehend verschwinden. Bevorzugt für die Rolle des Unbesiegbaren waren Bodybuilder, deren einzige Attribute ihre Muskeln waren. In den 50ern war es Steve Reeves der im kurzen Rock und Sandalen die mythischen Ungeheuer zur Strecke brachte. Er diente gleichzeitig als Idol einer ganzen Generation von jungen Kraftsportlern. Bekennender Fan von Reeves ist Arnold Schwarzenegger der die Figur selbst verkörpern sollte, wenn auch in einem moderneren Kontext und als albern konzipierte Komödie. Seine beiden späteren Auftritte als Conan waren aber optisch und thematisch nicht sehr weit entfernt von Herkules. In den 90ern prügelte sich Kevin Sorbo als stärkster Mann der Erdscheibe durch das Fernsehen und im letzten Jahr gab es nach langer Pause gleich zwei Inszenierungen zu bestaunen. In der erfolgreicheren Variante schwang Ex-Wrestler Dwayne Johnson das Schwert. Anlässlich dieses Comebacks veröffentlicht Koch Media einen Herkules-Streifen aus den 80er Jahren in dem Lou Ferrigno als stolzer Krieger bestimmt ist, die antike Welt zu retten.
Dem Göttervater Zeus wurden seine sieben mächtigen Blitze gestohlen und somit steht seine Macht im Zweifel. Dieses Komplott wurde von seinen unkollegialen Mitgöttern geschmiedet, die sich durch den Sturtz ihres Chefs selbst mehr Einfluss erhoffen. Herkules wird von seinem Vater beauftragt die Blitze wieder zu beschaffen. Jeder einzelne wurde in eine Bestie verwandelt und nur der Tot jener gefährlichen Wesen gibt sie wieder frei.
Lou Ferrigno startete seine Karriere als Bodybuilder und entriss Arnold Schwarzenegger das Monopol in der Sportkategorie des Muskelaufbaus. Der Österreicher war ab den 80er Jahren eh mehr daran interessiert seinen Ruf im Filmgeschäft zu festigen aber auch Ferrigno verschlug es vor die Kamera wo er fünf Staffeln lang zum Hulk mutierte. Nachdem die TV-Serie abgesetzt war drehte er in Italien den Film Herkules (Ercole, 1983) dem 1985 die Fortsetzung Die Abenteuer des Herkules folgte. Dieser zweiten Teil, den des hier zu besprechen gilt, besteht zu gewissen Stücken aus Material, dass im ersten Streifen nicht verwendet wurde und bietet auch dramaturgisch so viel Inhalt wie in einen Fingerhut passt. Herkules ist damit beschäftigt, abwechselnd ein Monster zu killen oder seine beiden weiblichen Begleiterinnen mit seinem fundierten Wissen zu Recht zu weisen. Ein Kampf reiht sich an den nächsten und so vergehen die knapp neunzig Minuten wie im Flug. Das hört sich jetzt nicht gerade positiv an aber dennoch ist dieses Werk zu empfehlen denn bei all seiner Naivität und Schlichtheit bietet er ein großes Maß an Unterhaltung und Spaß. Jeder Spezialeffekt feiert sich selbst und die Bandbreite der verschiedenen eingesetzten Trickarten ist riesig. Fotomontagen, Stop-Motion und Zeichentrick finden Verwendung. Während am Anfang die Credits laufen, deren Art und Gestaltung stark an Superman (1978) erinnern, werden die spektakulärsten Szenen vom Vorgänger dazwischen geschnitten. Das stimmt dann etwas traurig, wenn man dieses Wissens nicht mächtig ist, und glaubt das sei eine Vorschau auf Kommendes. Man darf sich aber dennoch auf andere haarsträubende Effekte freuen, welche selbst für 1985 ziemlich alt gewesen sein dürften.
Der Regisseur Luigi Cozzi begann seine Karriere als Regieassistent unter Dario Argento. Nicht viele Streifen schmücken seine Vita aber dem Genre ist er bis heute treu geblieben und er gilt als einer der größten Kenner des phantastischen italienischen Films. Unter den wenigen eigenen Vertretern stechen allerdings einige heraus. Neben den beiden Ferrigno-Antik-Knallern drehte er den deutsch/italienischen SciFi-Horror Astaron – Brut des Schreckens und die Spacekomödie Starcrash mit David Hasselhoff.
Die Abenteuer des Herkules ist ein Trashfest und mehr darf man dieser Perle auch nicht zugestehen oder abverlangen. Die herrlich ernst gemeinte Handlung zwischen dem kunterbunten Treiben ist einer gewissen Gruppe von Menschen sehr ans Herz zu legen. Welche das ist, weiß sie selbst. Viel Vergnügen.
Die Blu-Ray bietet in den Extras eine Dokumentation über Cozzi sowie Trailer und eine Bildergalerie. Die Bildqualität des Hauptfilms ist altersbedingt und vermutlich auch wegen fehlerhafter Master stellenweise mangelhaft, der Gesamteindruck ist aber respektabel. Für diesen Herkules kann man nur von einem runden Release sprechen.