Also sollte man versuchen an dem Ganzen wenigstens ein bisschen niveaulosen Spaß zu haben, was einem jedoch wohl nur gelingen wird, wenn man die Reihe schon im Kindesalter gesehen hat. Denn schließlich gab es für viele Jungs um die zwölf Jahre herum kaum eine bessere Chance als hier mal wenigstens den ein oder anderen nackten Busen zu entdecken. Zumindest wenn der Papa die Videos zu Hause im Schrank hatte, denn die TV-Ausstrahlungen waren, bis auf wenige Ausnahmen in den 90ern sowie heutzutage, allesamt stark gekürzt und somit jedwedem Schauwert beraubt.
Schauwerte welche vor allem in Teil Sieben vorhanden sind. Nachdem sich Boaz Davidson (nach dem 5. Teil) endgültig von der Reihe verabschiedet hatte und die deutschen Produzenten und Macher immer mehr die Reihe an sich rissen, führte mit Walter Bannert nun auch ein Deutscher erstmals Regie. Und das war Verliebte Jungs auch deutlich anzusehen, trifft die Genrebezeichnung „Softsexfilm“ doch vor allem auf ihn zu. Da der Erfolg der Reihe nun stätig nachliess, wollte man wohl nun mit möglichst vielen und durchaus schönen Nackedeis noch einmal das Publikum zurück erobern, was jedoch missglückte. Und das obwohl gerade dieser Teil einer der wenigen ist, welche von Anfang an komplett ungekürzt zu haben waren. Ob es an den geänderten Sehgewohnheiten lag oder daran, dass diese nun nahezu komplett deutsche Produktion in ihrem Entstehungsland ungekürzt zu haben sein sollte, sei dahin gestellt.
Jedenfalls beendete Menahem Golan, welcher als letzter israelischer Produzent noch mit im Boot saß, daraufhin seine Zusammenarbeit und abgesehen von den Hauptdarstellern war Teil Acht nun wirklich eine rein deutsche Produktion, welche auch komplett in Deutschland gedreht wurde. Noch ein Mal wollten es die deutschsprachigen Produzenten um Sam Weynberg wissen und schickten ihre nun schon sichtlich gealterten Jungs auf Mädchensuche. Heruntergeschraubt wurde der klamottige Witz und dass nackte Fleisch, sogar Benny stand nicht mehr so sehr im Rampenlicht wie bisher, sondern unser stämmiger Johnny ist diesesmal die eigentliche Hauptfigur, welcher sogar das (schöne) Ende bekommt. Ja, man wollte anscheinend zurück zu seinen Wurzeln und wenigstens Ansatzweise den Ernst des ersten Films hinbekommen, in dem man die Jungs dabei zeigt, wie sie eine Existenz aufbauen und damit so ihre Schwierigkeiten haben. Leider kam man damit aber viel zu spät, so dass Summertime Blues nun, trotz der löblichen Ansätze, nur noch langweilig und unglaubwürdig wirkte. Der Film wurde eine Boxoffice-Bombe und das Ende war nun eindeutig besiegtelt.
Was bleibt unterm Strich nun eigentlich übrig von dieser „Kultreihe“? Sind es vielleicht die Darsteller, welche teilweise noch heute bekannt sind? Zachy Noy, der Johnny-Darsteller ist jedenfalls noch immer im Business unterwegs, wenngleich seine Filmauswahl sicher nicht die Beste ist. Zudem hatte auch das hiesige Pornosternchen Sybille Rauch hier ihre ersten Gehversuche erhalten, als sich die deutschen Produzenten ab Teil Drei ordentlich ins Geschehen einmischten, genauso wie Bea Fiedler und Sonja Martin, letztere übrigens wirklich eine bildhübsche Darstellerin, die allerdings nach Eis am Stiel der Schauspielerei den Rücken kehrte, genau wie Jesse Kazur, der Darsteller von Benny. Und auch Johnathan Segal, Darsteller des Aufreißers Bobby, hat man nur noch einmal in Schindlers Liste einen Auftritt gehabt, bevor er sich dann lieber auf die Theaterbühne begab. 2012 stellte der sich zu seiner Homosexualität bekennende Segal jedenfalls eine Bühnenversion von Eis am Stiel auf die Beine.
Nee, dann ist es wohl doch eher die Musik. Denn wenn es wirklich einen Punkt gibt, welcher wirklich in allen Teilen passt, dann ist es der akustische Punkt. Da die Geschichte in den 50ern und 60ern spielt, wird auch der entsprechende Soundtrack auf den Plattenteller gelegt und dieser präsentiert einen Hit nach dem anderen. Es ist Party für die Ohren angesagt, wenn sich die Künstler seiner zeit ein Stelldichein geben. Zumal der Musikeinsatz auch nicht selten sehr passend zur Szene gewählt ist, wie z. Bsp. „Mr. Lonely“, wenn Benny am Ende von Teil 1 enttäuscht von dannen zieht. Nein, hier gibt es wirklich mal nichts zu kritisieren.
Somit bleibt Eis am Stiel letztlich ein Produkt seiner Zeit und so sollte die Reihe auch betrachtet werden. Wer dies schaft, wird auch heute noch seinen Spaß daran haben, vor allem wenn man noch ganz jung war, als die Filme das erste Mal über die Leinwand liefen. Zwar ist die Sichtweise heutzutage definitiv eine andere, als einst und das außer dem Original eigentlich kein weiterer Film es wirklich wert ist, noch ein zweites Mal gesehen zu werden, wird einem beim Anblick der kompletten Reihe auch klar. Doch irgendwie, irgendwann, wenn mal wieder die Sonne so sehr auf den Schädel brennt, dass es eine schlechte Idee wäre das Haus zu verlassen, dann kramt man sie doch mal wieder aus der Mottenkiste raus und erinnert sich, wie es damals war. Es gibt einfach Filme, die eigentlich nur den Wert „Erinnerungen an damals“ besitzen und schon dadurch irgendwie Freude machen und dazu gehören die Abenteuer drei Schwerenöter aus Israel nun einmal absolut, egal wie klamottig, sexistisch und albern sie mitunter auch waren.
Abschließende Anmerkung: Neben den soeben besprochenen acht Teilen der Reihe existieren auch ein amerikanisches Remake aus dem Jahre 1982, welches Regisseur Boaz Davidson selbst für den dortigen Markt hergestellt hat und bei uns unter dem Titel Die letzte amerikanische Jungfrau bisher nur gekürzt auf VHS erhältlich ist. Desweiteren existiert unter dem Titel Hasenjagd – Teil 2 ein Spin-Off von Teil 4, in dem allerdings nur Johnny (Zachi Noy) vorhanden ist. Und abschliessend sei auch der israelische Reboot-Versuch von 2001 erwähnt, welcher mitunter fälschlicherweise als Teil 9 der Reihe bezeichnet wird, jedoch eher ein Remake der Teile 1-3 darstellt. Dieser Film hat die Landesgrenzen von Israel bisher jedoch nicht überschritten…