Let us Prey ✍

Ab  27.03.2015 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Die grausamen Ereignisse, die wie eine Flut über eine schottische Stadt hereinbrechen werden, kündigen sich unmittelbar zu Beginn von Let us Prey an. Eine bedrohliche, gewaltige und kraftstrotzende Welle ist das Symbol für den gesamten Film. Sie ist unaufhaltsam, genau so wie die überirdische Macht, die sie an der Küste in Form eines Mannes hinterlässt. Begleitet von markanten und ernsten Elektrosounds betritt er ein kleines schottisches Dorf um jene zu richten, die Blut an ihren Händen kleben haben. All die Sünder auf die das zutrifft, begegnen sich an einem Abend in der örtlichen Polizeiwache und unter sie gesellt sich der Fremde. Er ist die letzte Instanz und ob er von Gott oder Satan gesandt wurde, wird am Ende für die gut bürgerlichen Bestien in Schafspelz keine Rolle spielen.



Die Opfer im ersten Langfilm von Regisseur Brian O´Malley sind gleichzeitig auch alle Täter und müssen für ihre Sünden bezahlen. Die teilweise kranken oder auch einfach leichtsinnigen Vergehen der Protagonisten werden Stückchenweise preisgegeben. Wirklich ins Mark gehen die Abgründe emotional nicht, dies wäre aber notwendig gewesen um am Ende ein befreiendes Gefühl beim Zuschauer zu erzeugen. Der eindringliche Soundtrack hingegen kann an prägnanten Stellen eine Gänsehaut hervorrufen. Dabei sind die Platzierungen dieser Musikspitzen günstig auf die harten Szenen verteilt worden und so wird die Dramatik ausgleichend auf anderen Wege hergestellt.



Die Irisch/britische Produktion präsentiert sich optisch düster und kalt. Was als Psychoterror beginnt mündet final in einem Blutbad. Völlig überdreht stehen sich alle schwarzen Seelen gegenüber und versuchen ihre Haut zu retten, indem sie sich gegenseitig töten. Das bislang eher unauffällige Autorenduo gestaltet die Entwicklung der Charaktere rasend schnell von einem Extrem ins Andere. Zwar bietet eine Polizistin eine schreckliche Vergangenheit und macht sich auf diesem Weg zum einzigen und wahren Opfer aber auch das wird nur als Mittel genutzt um sie als guten Menschen zu plakatieren. Somit verzichtet man auf den kleinsten Funken Glaubwürdigkeit, aber dem Horrorfilm hat das bislang auch nur selten geschadet. Let us Prey möchte womöglich eine Seelenstudie sein, kann dieses Ziel aber nicht erreichen, da die Figuren zu oberflächlich betrachtet werden. Atmosphärisch kann der Streifen aber überzeugen und der Vollstrecker wird zurückhaltend und doch stark von Liam Cunningham verkörpert. Er ist in Hollywood nebenrollenerprobt und hat auch hier eher den Part des Beobachters. Die restlichen Protagonisten sind mit weniger bekannten Gesichtern besetzt und tragen ihre Persönlichkeiten, dem Script angemessen, vor.



Zur Härte der Gewaltdarstellung sei gesagt, dass er sich nicht von ähnlichen Werken abhebt. Der ganz große Ekel bleibt aus und eine neue genreinterne Radikalität wird ebenfalls nicht erreicht. Dennoch sind die Effekte lobend zu erwähnen und wurden weitestgehend von Hand inszeniert. Ganz neu ist das Gesamtwerk natürlich nicht, wozu auch die religiöse Komponente nicht beizutragen vermag, aber es gesellt sich mit Recht zu den sympathischen Brüdern und Schwestern des Genres hinzu.

Beim Erwerb dieses kleinen stimmigen Thrillers sollte man darauf achten, dass er auch in einer gekürzten FSK-18-Fassung erscheinen wird, auch wenn es in Anbetracht der Härte anderer Filme mit geringerer Freigabe nicht wirklich verständlich ist.