Veröffentlichungstermin: ausstehend
Beim Cinestrange Festival in Braunschweig, wurde einem interessierten Publikum zu später Stunde die Ehre zu Teil, der Weltpremiere von Rampage 2: Capital Punishment beizuwohnen. Nur einen Tag vor dieser Aufführung hatte Regisseur und Drehbuchautor Uwe Boll, sein neustes Werk fertig gestellt, so die Aussage der Festivalveranstalter. In einer Videobotschaft vor dem Film erkläre der exzentrische Filmemacher, was ihn dazu bewegte eine Fortsetzung zu verwirklichen. In nur zwei Minuten formulierte er ein weltpolitisches Manifest, welches den Grundgedanken und den Auslöser der Handlung beschreiben soll. Bereits der erste Rampage schickte den Amokschützen Bill Williamson, politisch anti-motiviert, auf die Straße, um sie im Namen der vermeidlichen Gerechtigkeit in eine Schlachtbank zu verwandeln.
Mancher deutscher Zuschauer oder Fan, der sich nicht weitergehend mit den Hintergründen zu jenem Kampfstück von 2009, beschäftigt hat wird vermutlich etwas verwirrt sein, wenn er jetzt hört dass Williamson erneut zur Säuberung der kapitalistischen Weltordnung aufbricht. Im Geburtsland Bolls endet der erste Teil mit einer Texttafel. Diese informiert uns darüber, dass der Amokschütze, der eigentlich davon kam, doch noch gefasst und zum Tode verurteilt wurde. Das sollte den harten Schluss hierzulande abschwächen und kommt in der Originalfassung nicht vor. Die fehlende Logik um ein Sequel mit dem, in der Geschichte, verstorbenen Hauptdarsteller, gibt es somit nur für die deutsche Fassung.
Auf seinem zweiten Feldzug, nachdem er lange untergetaucht war, stellt sich Bill Williamson (Brendan Fletscher) wieder gegen das amerikanische System, welches nur dem schnellen Dollar frönt. Natürlich hat er zuvor selber ein kleines Vermögen mitgehen lassen, jedoch nur um seine weiteren Taten finanzieren zu können. Nachdem man seinen peniblen Vorbereitungen zusehen kann, besetzt er den Keller eines Bürogebäudes und nimmt eine Gruppe von Mitarbeitern als Geisel, deren Kollegen er zuvor um ihr Leben erleichtert hat. Sein Plan, die stupide und selbstzerstörerische Lebensweise der Amerikaner (stellvertretend für den globalen Kapitalismus) zum Wandel zu bewegen, geht dabei einen anderen Weg, als die eines Amokläufers. Als Mischung aus Guerilla und Wirtschaftsterrorist will er sein explosives Ziel erreichen, indem er die Psyche seiner Gefangenen strapaziert und handfest gegen die draußen postierte Spezialeinheit vorgeht.
Uwe Bolls Leistungen werden ihm oft als Solche vom Feuilleton aberkannt, aber auch im cineastischen Untergrund spalten sich die Lager. Boll weiß schon lange was er von den Kritikern zu erwarte hat, die seine Präsentationen nur zu gern in der Luft zerpflücken. Beim ersten Rampage-Streifen gab es aber vermehrt Zuspruch. Wo man sich über die Notwendigkeit der politischen Thematiken streiten und ihre Verwendung als Vehikel oder Begründung von Gewaltdarstellung diskutieren konnte, so war er aber allgemein ein gut inszenierter Actionfilm. Weit entfernt von einer billig anmutenden B-Gurke, fand das Bollwerk mehr Anerkennung als andere Projekte.
Auch ich bin positiv zum Erstling eingestellt und freute mich, Teilnehmer an der Erstaufführung zu sein. Das Resultat konnte am Ende doch in keinem Punkt überzeugen. Nach Bolls flammender Einführung erwartete ich mehr als er zu geben vermochte. Zu viel Footage von Rampage 1, zu viel Dialog und zu wenig Action. Am anstrengendsten sind die Monologe von Williamson, in denen der seinen gebündelten Hass auf die Politik Obamas und auch Bushs, freien Lauf lässt. Dabei stört nicht seine Meinung über die Wirtschaft, Verschwendung und Umweltverschmutzung, sondern dass seine Äußerungen kein Ende finden. Und wer dann glaubt, nach so langem Warten, eine ausschweifende und wiedergutmachende Actionsequenz vor die Linse zu bekommen, wird hier leider enttäuscht werden. Rampage 2: Capital Punishment ist keine Steigerung und führt nicht die starken Elemente weiter, sondern konzentriert sich zu sehr darauf Tiefgründig zu sein, woran er scheitert.
Uwe Boll wünscht sich für das Release in seiner Heimat eine FSK 18 oder KJ Freigabe, die allerdings schwer erreichbar scheint. Denn im Punkt Brutalität hält sich das Stück zurück. Bei diversen Exekutionen enthält man dem Zuschauer die Auswirkungen der abgefeuerten Projektile vor. Das muss man auch nicht unbedingt sehen, aber mancher wird sich daran stören. Ich verstehe das als Kompromiss für eine ungekürzte Veröffentlichung in Deutschland.
Der glänzende Gedanke bei einer Weltpremiere anwesend zu sein, verflog leider rasch. Das ausgerechnet meine erste Rezension zu einem Boll-Film eine negative ist, ärgert mich beinah ein bisschen, hätte ich dem Vorgänger-Werk doch eine gute gegeben und der kritischen Masse trotzen wollen. Womöglich geht dieser Wunsch ein anderes Mal in Erfüllung.