Coonskin ✍

Ab 10.06.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Ralph Bakshis Filme haben Kultcharakter, denn Bakshi gehört zu den wenigen Künstlern, außerhalb des asiatischen Filmraums, die den Animationsfilm dazu nutzen, erwachsene Geschichten zu erzählen. Während das Genre des Animationsfilms sonst eher der familienfreundlichen Unterhaltung gewidmet wird, zeigte Bakshi bereits in den 70ern auf, dass in dieser Erzählform soviel mehr drinsteckt, als nur singende Tiere im kindgerechten Format. Sein „Fritz the Cat“ dürfte dabei zu den meist diskutierten Filmen gehören, provozierte er darin doch ausführlich mit gemalter Gewalt und viel Sex. Ähnliche Titel sollten folgen und Coonskin ist fraglos sein bissigstes Werk.

Laut einem Werbetext im Trailer provoziert Coonskin von der ersten Sekunde an und dem ist sicher nichts entgegen zu setzen. Denn schon in der Eröffnungssequenz sehen wir einem afroamerikanischen Schauspieler dabei zu, wie sehr er es liebt ein (Zitat) „Nigga“ zu sein und dieses entsprechend wortgewand besingt. Danach beginnt die Geschichte um den exzentrischen, afroamerikanischen Priester „Preacherman“, der mit seinem Freund Samson plant, dem gemeinsamen Kumpel Randy bei der Flucht aus dem Gefängnis zu helfen. Während dieser vor Ort auf seine Freunde wartet, erzählt ihm ein alter Mann die Story von drei ähnlich gelagerten Typen: Bruder Hase, Bruder Bär und und Prediger Fuchs…

Und erst ab hier setzt dann auch der typische Erzähl- und Zeichentrickstil Marke Bakshi ein. Sowohl das Intro, als auch das Finale wurden mit echten Darstellern gedreht, unter ihnen Soul-Legende Barry White und Shining-Star Scatman Crothers, welcher auch das Titellied singt. Der Hauptpart ist dabei ebenfalls eine Mischung aus Real- und Animationsfilm, denn größtenteils sind es nur die zentralen Charaktere, welche aus der Zeichentrickfeder stammen, die Locations und so mancher Statist sind dagegen real und die Vermischung der beiden Erzählebenen nicht selten exzellent, wenn auch hier und da etwas grobschichtig. Dies kann man bei einem Film von 1975 jedoch locker verschmerzen.

Was unsere Figuren in Coonskin alles erleben ist mit dem typischen Straßenbild der Ghettos von Harlem, in denen der Film auch spielt, gleichzusetzen. Wie bereits angedeutet erzählt Coonskin eine rein afroamerikanische Geschichte, in der es so gut wie keine weißen Figuren gibt. Lediglich die sexuell aufgeladene Miss Amerika ist weiß, sowie manche Nebenfigur. Und wie es das Medium Film schon oft vermittelt hat, geht es in Harlem vor allem gewalttätig und sexualisiert zu, was Bakshi in seiner skurrilen Zeichentrickart für uns visualisierst. Dabei provoziert er gar heftig, schafft es aber dennoch den schmalen Grad zwischen Provokation und Beleidigung sauber einzuhalten. Er erreicht es, seine Satire unterhaltsam wirken zu lassen, auch wenn er die Missstände und sozialkritischen Brennpunkte dabei niemals auser Acht läßt oder gar romantisiert. Und genau deshalb dürfte Coonskin seinen Wert besitzen, den er fraglos unter den Kritikern und seinem Publikum hat.

 

Und so ist Coonskin eine Mischung aus nicht wenigen Genres. Er ist Drama, Komödie, Satire, Krimi, Action und Gangstermovie in einem und das alles in der hauptsächlichen Form eines Animationsfilms. Es sei deutlich darauf hingewiesen, dass das Werk in keinster Weise in Kinderhände gehört, auch wenn das Cover vielleicht genau dieses impliziert. Hierzulande war der Film seinerzeit sogar in der 18er-Fassung gekürzt, was nach Anblick des mitunter obskuren Treibens auch nicht verwundert. Somit ist Coonskin vor allem denen empfohlen, die schon einmal einen Bakshi-Film gesehen haben und wissen, worauf sie sich einlassen. All jene werden diese kleine Perle des Erwachsenenfilms aber zu schätzen wissen.

Die Blu-ray aus dem Hause Ofdb Filmworks dürfte HD-Fetischisten sicher weniger gefallen. Denn das Bild ist eher auf höherem SD-Niveau, als das es wirkliches HD-Feeling verbreiten kann. Jedoch sollte man dabei bedenken, unter welchen Umständen der Film entstanden ist und wie das Master von 1975 daher ausgesehen haben dürfte. Dann erkennt man doch, wie sauber das Bild geworden ist, denn Dreck oder Risse sind im Bild nicht zu erkennen. Der Ton liegt in DD 2.0 Stereo vor und klingt kräftig. Eine wirkliche Enttäuschung sind da eher noch die Extras, bei denen lediglich ein Trailer vorhanden ist. Dafür steckt das Case aber in einem hübschen Schuber. Unterm Strich somit, trotz der technischen Defizite, eine schöne und begrüßenswerte Veröffentlichung.