Es war einmal im Jahre 1978. Ein irrer Massenmörder Namens Michael Myers kam in die Kinos und lehrte seinem Publikum das Fürchten. Ein Meilenstein der Filmgeschichte war geboren. Doch um ihn soll es hier nicht gehen. Sondern um drei Jungs, namens Benny, Bobby und Johnny (letztere wurden ab und an auch einmal Momo genannt), welche ebenfalls 1978 in die Kinos kamen und für leere Straßen und volle Säle sorgten. Eis am Stiel war geboren, eine Filmreihe mit insgesamt acht Teilen, welche bis zum Jahre 1987 produziert wurde. Die Geschichte dreier junger Burschen, welche versuchen die holde Weiblichkeit ein ums andere Mal für sich zu gewinnen und dabei auch nicht mit Sex geizt. Die Kritiker waren entrüstet, die Eltern schockiert, doch das vornehmlich junge Publikum johlte vor Freude, vor allem in Israel, dem Land aus dem die Idee zur Filmreihe stammt, sowie bei uns in Deutschland. Doch sind diese Filme auch im Jahre 2014 noch uneingeschränkt genießbar? Wohl eher nicht! Auch wenn der Kultstatus nicht unverständlich ist.
Eskimo Limon, so der Originaltitel der Reihe, hatte in den Jahren seiner Entstehung nämlich durchaus so etwas wie einen Unikat-Status. In Zeiten wo die Sexualität unter Teenagern noch weitgehendst tabuisiert war, kam der frisch-frivole erste Teil daher und brach mit den Konventionen. Zwar gab es schon Anfang der 70er Filme, die sich mit der Thematik beschäftigten, man denke nur an die Schulmädchen-Reporte, doch anders als bei diesen Streifen gab Eis am Stiel nicht vor eine Pseudo-Dokumentation zu sein, sondern bettete seine Frivolität in eine richtige Geschichte ein und ließ den Zuschauer nicht nur mit seinen Figuren mitfiebern, sondern auch über ihre Erlebnisse lachen. Ein Film über Teenies für Teenies. Und genau das war es, was damals den Unterschied ausmachte.
Sowieso hebt sich Teil eins weit von dem ab, was dann später folgen sollte. Dass die Reihe vor allem bei Kritikern extrem verpönt ist, hängt nicht von seinem Original ab, welches vor allem heutzutage durchgehend auf positive Resonanz stößt. Denn Eis am Stiel ist nicht nur frech und frivol, sondern auch eine wirklich ernstzunehmende Charakterstudie der Jugend von einst, die mit der Jugend von heute in nicht wenigen Punkten identisch ist. Probleme wie Die Erste Liebe, Das Erste Mal, Liebeskummer, Eifersucht, falsche Freunde, der Besuch bei einer Prostituierten sowie Alkoholmissbrauch und der völlige Zusammenbruch als Resultat des Ganzen, werden auf realistische Weise durchleuchtet und ohne auch nur den geringsten Spott vor Augen geführt. Man kann mit Benny, Bobby und Johnny mitfühlen und vor allem als Erwachsener kommen nicht wenige Erinnerungen an die damaligen Zeiten auf, als man sich selbst in der ein oder anderen Situation wiedergefunden hat.
Vermischt wird das Ganze dabei mit einem gewissen Witz, so dass zwischen den nicht wenigen ernsten Szenen dennoch ein gewisser Frohsinn vorhanden ist. Anders als später wirken diese Momente aber nicht klamottig, sondern wirklich komisch und niemals übertrieben. Sprich die Mischung aus Ernst und Spaß ist im Originalfilm wirklich so perfekt ausgewogen, dass man eigentlich kaum etwas zum kritisieren findet. Zumal es, wie schon erwähnt, seiner Zeit auch wirklich mutig war, exakt diese Themen in exakt dieser Form zu behandeln. Und das fehlende Happy End, eine Sache die man selbst heutzutage eigentlich nirgends in Teeniefilmchen vorfindet, rundet dieses gelungene Eis am Stiel bestens ab. Kurzum, wer sich bisher gescheut hat, Eis am Stiel eine Chance zu geben, der sollte es zumindest beim 1978er-Film versuchen.
Nachdem nun Teil 1 also die Massen ins Publikum zog, war ganz schnell klar, das in Kürze eine Fortsetzung auf dem Programm stehen wird. Regisseur und Drehbuchautor Boaz Davidson, welche heutzutage vor allem als Produzent in Hollywood tätig ist, nahm sich in beiden Punkten der Fortsetzung an, welche dann nur ein Jahr später in die Kinos kam. Und auch Feste Freundin, so der dt. Untertitel, kann noch mit einigen Qualitäten des Vorgängers aufwarten, wenngleich schon hier deutlich spürbar ist, in welche Richtung sich die Reihe bald entwickeln würde. Die Verarbeitung der jugendlichen Probleme bildeten nur noch eine Randerscheinung, Sex und Witz nahmen mehr Platz ein. Auch wenn es hier vielleicht nicht ganz so viel nacktes Fleisch zu sehen gibt, war die Sex-Thematik weit präsenter und mit weniger Ernst behandelt worden, als im Vorgänger. Und dem fehlenden Happy-End zum Schluss wich ein weichgespülter, wenn auch leicht dramatischer Schluss, wie man ihn ab sofort immer zu sehen bekommen sollte. Sogar in exakt der gleichen Konstellation: Benny bekommt das Mädchen.
Dem Publikum gefiel jedoch auch diese Eis am Stiel-Variante und mit fast 15 Millionen eingespielten DMs, war der Film vor allem bei uns ein Megaerfolg. Daher dürfte es auch kaum verwunderlich sein, dass deutsche Produzenten Lunte gerochen hatten und ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben wollten. Und somit steckten sie nun auch ihre Finger in die Eisproduktion und sollten diese bis zum abschliessenden 8. Teil auch nicht mehr heraus nehmen. Doch dass zu viele Köche den Brei verderben ist bekannt und Liebeleien der 3. Teil, welcher nun 1981 in die Kino kam, ist in punkto Klamottigkeit nun genau auf dem Niveau angelangt, welches die Reihe von jetzt an beherrschen soll. Von der ernsthaften Auseinandersetzung mit der Jugend und ihren Problemen hat man nun gar nichts mehr am Hut, es leben nackte Körper, dümmliche Witze und viel, viel Musik, auf die ich jedoch später noch zu sprechen komme.
Kommen wir erst einmal zu den Jokes, welche die Reihe immer weiter runterzieht. Stammtischniveau ist fast noch geschmeichelt, wenn man von nun an dabei zusehen muss, wie der dicke Johnny ein ums andere Mal von seinen Freunden vorgeführt wird oder von kleinen Jungs entweder ins Gesicht gepinkelt oder gar in eine Pfütze aus Pisse hineingestoßen wird. Bobby versucht hingegen ein ums andere Mal mit wirklich dämlichen Methoden die Frauen ins Bett zu kriegen und Benny ist immer hinter der einen wahren Liebe hinterher, welche er grundsätzlich am Schluss dann auch bekommen soll. Nein, wirkliche Ideen gehen der Reihe nun leider wirklich ab. Und die Teile Vier, Fünf und Sechs, namentlich Hasenjagd, Die grosse Liebe und Ferienliebe, sind in ihrer Ideenlosigkeit, trotz der Jungs in Frauenfummel beim Militär in Teil Vier und dem fehlenden Bobby in Teil Sechs (weil sein Darsteller Jonathan Segal sich mit dem Regisseur verkracht hatte), kaum noch zu unterbieten.