Nach Terminator (1984) und der Fortsetzung Aliens (1986) hatte sich James Cameron als lukrativer Filmemacher im Science-Fiction-Genre erwiesen. Als Ende der 1980er Jahre 20th Century Fox sein nächstes Projekt The Abyss ankündigte, wurde bekannt dass die Handlung im Ozean bzw. an dessen Grund angesiedelt ist. Dass setzten gleich zwei verschiedene Produzententeams in Bewegung um einen ähnlichen Beitrag zu entwickeln. Noch bevor die Abyss-Welle losgetreten wurde, war man bemüht auf ihr mitzureiten um einen sicheren Dollar zu verdienen.
Mario Kassar und Andrew Vajna, das erfolgreiche Actionfilm-Duo, ließen den Friday the 13th-Regisseur Sean S. Cunningham eine B-Movie-Variante mit dem Namen Deep Star Six inszenieren. Aurelio De Laurentiis und Luigi De Laurentiis (in der Reihenfolge Neffe und älterer Bruder von Italiens Filmmogul Dino De Laurentiis) verfolgten die Idee ein ebenso prächtiges Werk, mit hohen Produktionsaufwand wie bei Cameron, bei zu steuern. Am Ende sollte der Erfolg bei allen drei Filmen schlecht bis mäßig sein und hinter allen Hoffnungen und Erwartungen zurückbleiben. Genießt The Abyss heute, besonders im Director´s Cut, Kultstatus, sind die andern beiden Werke eher unbekannt geblieben.
Die Laurentiis-Produktion hieß Leviathan und die beiden Europäer konnten einen namhaften Reigen für ihren Streifen anheuern. Regie führte George P. Cosmatos, der hier seinen vorletzten Film inszenierte, bevor der sich 1997 aus dem Geschäft zurückzog. Das Drehbuch erstellten David Webb Peoples und Jeb Stuart. Ersterer schrieb vorher das Script zu Blade Runner, Letzterer für Stirb Langsam. Stan Winston kreierte die Monster-Effekte, die mit denen von The Thing (1982) zeitweise Ähnlichkeiten aufweisen. An der Spitze des Casts bewegten sich Peter Weller und Richard Crenna, zwei Schauspieler mit den Cosmatos bereits vorher zusammen gearbeitet hatte. Weller kannte er aus Unheimliche Begegnung (1983) und Crenna aus Rambo 2 – Der Auftrag (1985). Die restlichen männlichen und weiblichen Darsteller hat man ebenfalls in anderen Rollen gesehen, auch wenn man sie nicht immer gleich zuordnen kann. Mit dieser hochambitionierten Crew drehte man in Italien bei Cinecitta und in der Adria, einen Tiefsee-Horror der thematisch an Camerons The Abyss streifte.
Auf dem Grund des Atlantischen Ozeans ankert die Unterwasserstation Shack 7. Hier fördert die Tri Oceanic Mining Corporation Silber und Steven Beck (Peter Weller) ist damit beauftragt die kleine Crew als Oberhaupt zusammenzuhalten. Ihm zur Seite steht der Arzt Dr. Glen Thompson (Richard Crenna), mit dem jedoch schwer auszukommen ist. Bei einer Sprengung entdeckt das Außenteam ein versunkenes russisches Schiff. Aus dessen aufgebrochenen Rumpf bergen sie einen Tresor der ein Video-Logbuch, ein paar Unterlagen und eine Flasche Wodka beinhaltet. Nachdem zwei Besatzungsmitglieder von dem klaren Schnaps genascht haben, mutieren sie nach einem kurzen schmerzhaften Tot zu einem (!) schrecklichen Wesen, das fortan das Leben der gesamten Besatzung bedroht.
Das Drehbuchgespann verspricht prinzipiell viel, kann der simplen Story den Trash-Faktor jedoch nicht abnehmen. Leviathan (so übrigens der Name des versunken Schiffes) zählt sicher nicht zu den Arbeiten auf die Peoples und Stuart häufiger angesprochen werden. Die Dialoge sind weitestgehend gehaltlos, bieten Smalltalk und einen gewöhnlichen stufenhaften Spannungsaufbau. Die Umsetzung aber ist sehr atmosphärisch und bietet ein hervorragendes Beispiel für ein gelungenes Plagiat. Interessanterweise schaffte es die De Laurentiis-Kopie eher in die amerikanischen Kinos als The Abyss. Die Sets rufen oft Erinnerungen an die Nostromo aus Alien (1979) hervor, was nicht verwunderlich ist, hat Ron Cobb als Designer in beiden Werken Hand angelegt. Vieles zitiert das Team um Cosmatos und der Regisseur sogar sich selbst. Das alles führt aber nicht zu einem Zelluloiddesaster, sondert funktioniert als weniger philosophischer Bastard von The Abyss sehr gut. Von Anfang an nehmen die Geschehnisse an Fahrt auf und gipfeln nach effektvollen menschlichen Verlusten in einem Kampf gegen ein Meeresungeheuer, das aus den Toho-Studios entflohen sein könnte. Der Film selbst hat keinen Humor, ein positives Lachen darf man aber gerne gegenüber der sympathisch gealterten technischen Details verlieren. Letztendlich findet Leviathan sein Publikum bei Liebhabern von 80er Jahre SciFi und wird in diesen Kreisen zu einem Genre-Fest führen, da er alle markanten und benötigten Attribute mitbringt. Die Geradlinigkeit die die Charaktere und die Einfachheit der Story erzeugt, bietet sensationell banale Unterhaltung mit einem Scharm den man sich manchmal in die Science Fiction von heute zurück wünscht.
Leviathan ist in Deutschland auf DVD bei CMV Laservision erschienen. Die Blu-Ray wurde von der VZ Handelsgesellschaft veröffentlicht.