Ab 09.10.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.
1994 startete die us-amerikanische Computergame-Schmiede Electronic Arts, mit ihrem Autorennspiel „Need for Speed“(Verlangen nach Geschwindigkeit), eine erfolgreiche Serie von der seit 1997, jedes Jahr (außer 2001) eine neue Variante veröffentlicht wurde. In Anbetracht des Umstandes, dass im Kino die Fast & Furious-Reihe zu einem Dauerbrenner wurde, scheint es aus wirtschaftlicher Sicht merkwürdig, dass eine Filmadaption des Spiels nicht schon eher realisiert wurde. Vielleicht war es einfach schwierig eine passende Geschichte um das Thema zu gestalten, ohne auf die gängigen und bereits verbrauchten Plots zurückgreifen zu wollen.
Tobey Marshall besitzt eine Tuning-Werkstatt, welche das Erbe seines Vaters ist, genau so wie sein Ruf als guter Rennfahrer. Dieses Talent nutzt er um bei illegalen Turnieren etwas Geld zu verdienen und natürlich weil es seine Leidenschaft ist, mit Höchstgeschwindigkeit über die Bundesstraßen zu heizen. Die Dotationen reichen aber nicht aus um das Familiengeschäft zu finanzieren, was dazu führt das er sich mit seinem Rivalen Dino auf einen Mann-gegen-Mann-Wettstreit einlässt, bei dem es um Millionen Dollar geht. Während des wilden Kräftemessens mit modernsten Streitwagen, kommt Tobeys Freund Pete ums Leben. Dessen Tod hat Dino zu verantworten, der Fahrerflucht begeht. Die Schuld wird ungerechter Weise ihm angelastet und die mehr als dürftige Beweislage sowie die Falschaussage Dinos, bringt ihn zwei Jahren lang unschuldig ins Gefängnis. Nach seiner Entlassung strebt er nach Vergeltung und muss fortan viele gefährliche Hindernisse überwinden um am wichtigsten illegalen Straßenrennen des Landes teilnehmen zu können, bei dem auch Dino antreten wird. Diesen gilt es zu schlagen und anschließend hinter Gitter zu befördern. Vor diesem Finale liegt aber eine rasante Fahrt von New York nach San Francisco, deren Weg, dank seines wissenden Wiedersachers, mit Kopfgeldjägern und wegen des Verstoßenes gegen seine Bewehrungsauflagen auch noch mit Polizisten gesäumt sein wird.
Man entschied sich für eine ernste Erzählung mit ein wenig Humor, der stellenweise etwas albern wirkt. Um das jedoch nicht auf das gesamte Erscheinungsbild des Werkes zu prägen, wird dieser vorwiegend von Sidekicks getragen. Somit behält Aaron Paul, welcher den Tobey mimmt, die düstere und nachdenkliche Aura, die ihn leider oft etwas zu verbissen und deshalb unglaubwürdig aussehen lässt. Viele junge Gesichter Hollywoods sollen ein großes Publikum anlocken, unterstützt werden diese vom etablierten Schauspieler Michael Keaton, der als allsehendes Auge, in Form eines Radiomoderators, über der Jagd/Flucht des rasenden Rächers wacht. Regisseur Scott Waugh hatte sich seit den späten 80er Jahren als Stuntman (er doubelte auch mal Sean Penn und Andy Garcia) und –coordinator verdient gemacht, blieb aber lange uncredited. Das inszenieren, produzieren und teilweise auch schneiden von Filmen kam erst in den letzten paar Jahren zu seinen Tätigkeiten hinzu. Die ersten Gehversuche im dokumentarischen Sektor, führten 2012 zum ersten Spielfilm: Act of Valor. Hier konnte man sehen wo er herkommt und womit er sich auskennt. Die Stunts waren sehr gut in Szene gesetzt, über den Rest zerrissen sich die Kritiker das Maul. Sieht man also seine vergangenen Stücke an, hat der sich mit Need for Speed sehr gesteigert. Er versteht es durchaus eine spannende Geschichte zu erzählen und Emotionen zu erzeugen, wenn auch in typisch platter Hollywoodmanier. Tiefgang hat ohne hin niemand von diesem Streifen erwartet, obwohl der Trailer schon sehr ernst ausgesehen hatte.
Warum aber jetzt speziell ein Need for Speed-Film? Wo liegt die Verbindung zum Spiel? Es könnte auch ein beliebiger Auto-Actioner sein. Um den Bezug nicht zu verlieren, wurde explizit in den Rennszenen, die für Need for Speed so typische Optik integriert. Bei schnellen Fahrmanövern sieht man nicht selten durch die Augen des Steuermannes und hat somit Lenkrad, Armaturenbrett und die Straße vor sich. Gerade die Anzeigen, z.B. der Geschwindigkeit, werden auf Kenner des Games vertraut wirken. Nimmt man das aber weg, bleibt nicht viel übrig, was den großen Namen Need for Speed rechtfertigt.
Der in Deutschland von Constantin Film verliehene Need for Speed ist somit dem großen Kino-Bruder Fast & Furious durchaus ebenbürtig bzw. ähnlich. Die Fahr- und Actionszenen sind sensationell dargestellt und verbinden Real- und CGI-Elemente bestens. Da Waugh versuchte mehr Dramatik einzuflechten kommt es stellenweise zu Dialogen, die sich zu sehr ziehen und die Geschwindigkeit drosseln. Ein Problem dass sich bereits in Act of Valor abzeichnete. Die bunten und lauten Momente überwiegen jedoch und schaffen ein kurzweiliges Vergnügen, das zu sehen sich lohnt und dem Genre keine Schande bereitet.