Ab 05.06.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.
Französische Thriller hatten schon immer eine besondere Wirkung auf mich, da sie thematisch oft düsterer waren als beispielsweise die Ergüsse aus Hollywood, wenn man einmal von wenigen Ausnahmen absehen mag. Neben dem moderneren David Fincher oder dem klassischen Hitchcock, welche ich tributär nennen möchte, musste man sich auch oft mit unausgegorenen Stücken auseinander setzten. In den letzten Jahren wird das Genre in Europa von Luc Besson beherrscht, der an Paris Countdown jedoch nicht mitgewirkt hat.
Die beiden Nachtclubbetreiber Victor (Jacques Gamblin) und Milan (Olivier Marchal) sind schlecht im Geschäft. Die Schulden stapeln sich und da die Kreditgeber ihres Vertrauens in der Pariser Unterwelt heimisch sind, dauert es nicht lange bis Gefälligkeiten eingefordert werden. Die beiden fliegen nach Mexiko um einen dubiosen Deal auszuführen und werden bei der Übergabe in der Wüste von der Polizei verhaftet. Nach einem brutalen Verhör sagen sie gegen den größeren Fisch namens Serki (Carlo Brandt) aus, der am illegalen Geschäft beteiligt war. Nach sechs Jahren im mexikanischen Gefängnis, ist der brachiale Gangster auf Rache und geht in Paris auf die Jagd nach seinen Verrätern.
Der Regiedebütant Edgar Marie hat sich bis zu seinem inszenatorischen Einsatz bei Paris Countdown als Drehbuchschreiber verdient gemacht. Seine Karriere wehrt noch nicht lange. Für die erfolgreiche Cop-Serie Braquo schrieb der zwei Episoden. Zusammen mit dem Schauspieler Olivier Marchal verfasste er mit A Gang Story seinen ersten Spielfilm. Dieses Duo könnte in Zukunft also öfter in Erscheinung treten, arbeiten sie doch in ihren neuen Projekten erneut gemeinsam.
In seiner Geschichte gibt es primär keine sympathischen Figuren. Selbst in emotionalen Situationen wirken seine Protagonisten kalt. Eine Identifikation fällt also schwer, ist vom Regisseur eventuell aber genau so gewollt. Mit einer Spielzeit von 90 Minuten ist das Rachemärchen schnell vorbei, Zeit für Tiefgang bleibt nicht. Die Qualitäten liegen hier eher im visuellen und auditiven Bereich und das könnte auch der Umstand sein, warum der Streifen bei der IMDb bis jetzt durchgefallen ist.
Die Vorbilder von Paris Countdown, sind unumstößlich die aktuelleren Werke des Dänen Nicolas Winding Refn. Was die musikalische Gestaltung zu Beginn erahnen lässt, wird spätestens bei einer Schießerei in einem Bordell Gewissheit. Die optische Verwandtschaft mit Drive ist offensichtlich. Somit schafft Edgar Marie eine Distanz zu den üblichen französischen Spannungsfilmen, die in der Gesamtbetrachtung untereinander oft Ähnlichkeiten aufweisen. Was womöglich von Einigen als einfallsloser Abklatsch gewertet wird, empfinde ich als Fortführung eines großartigen Stils.
Viele Zeitlupen, bestens ausgeleuchtete Szenen und ein poppiger Electrosound, der sehr an Cliff Martinez erinnert, machen Paris Countdown zu einem sehenswerten Genrestück. Wie so selten heißt es hier: Irgendwie bekannt, aber gut.