Wer, wie, was? William Brent Bell kann auch mit seinem dritten Film nicht überzeugen
Werwolffilme gibt es wie Sand am Meer. Wer also dem Genre etwas Innovatives hinzufügen möchte, muss sich anstrengen. Hat man kein großes Budget für blutrünstige Effekte, Maske oder gar CGI, die über die zum Standard gewordene Bildbearbeitung hinausgehen, muss man entweder eine pfiffige Story parat oder einen gewieften Kameramann an seiner Seit haben, der ästhetisch noch etwas aus dem Material herausholt. William Brent Bell, der bereits mit THE DEVIL INSIDE (2012) nicht den Erwartungen entsprach, zeigt mit seinem aktuellen Film auf allen Ebenen, wie man es nicht machen sollte.
Mit Farbfilter belegte Bilder eines Tatorts, Ermittler im Einsatz, Blutspritzer tropfen auf die Leinwand, Einheitssound aus dem Synthesizer. Bereits der Vorspann lässt es vermuten: WER ist nicht viel mehr als ein durchschnittlicher Fernsehfilm auf Kinoformat aufgeblasen. Die Casting-Entscheidung, A.J. Cook in der Hauptrolle zu besetzen, war obendrein etwas unglücklich, da sie die Crime-Mystery-Serie Criminal Minds ins Gedächtnis ruft. Der wenig einfallreiche Fernsehcharakter manifestiert sich so beim Zuschauer und macht es dem Film zusätzlich schwer, von diesem seit Beginn an ihm haftenden Image loszukommen.
Doch bietet der Film dem Publikum leider auch nicht sonderlich viel an, um es bei der Stange zu halten und einen Mehrwert zur oft erzählten Werwolfmär zu liefern. Sowohl Handlung als auch Ästhetik rangieren eher im unteren Durchschnitt. Die beinahe schon banale Story kann mit keinerlei Überraschungen aufwarten: Ein brutaler Mord an einer Familie entsetzt die Öffentlichkeit (weshalb der Film in Frankreich spielen muss, wird nicht klar). Die Polizei tappt im Dunklen, fasst ohne nähere Anhaltspunkte einen riesigen, behaarten Mann, Talan Gwynek (Brian Scott O’Connor). Eine amerikanische Menschenrechtsanwältin nimmt sich des Falles an und versucht zu beweisen, dass der Mann doch nicht der Täter ist – (Achtung! Spoiler!) jedoch vergeblich. Der Werwolf mit der geschundenen Seele ist doch der Mörder, kann aber nichts dafür. Diese Erkenntnis ist wohl als der lang ersehnte Twist gedacht, lässt jedoch nur mit den Achseln zucken. Denn man kann als Zuschauer weder Mitleid mit dem sozial geächteten Werwolf entwickeln, noch Respekt oder Achtung für die hartnäckige Anwältin aufbringen, die intendierte Dramatik plätschert dahin und verebbt zielsicher im Nirgendwo. Nebenbei wird auch noch einer der Ermittler selbst von Talan verletzt und mutiert zum Werwolf. Eine Hetzjagd auf Talan beginnt, ein letzter Showdown zwischen den beiden Tieren gibt dem Familienmörder sowie dem Film wortwörtlich den Rest.
Die wenigen Gewaltausbrüche des Werwolfs sind kleine, kurzweilige Spannungshöhepunkte und sind zugegebenermaßen ansehnlich inszeniert. Die Überwachungskameraästhetik funktioniert hier als einfaches, aber effektvolles Stilmittel. Ansonsten hat der Film leider nicht viel zu bieten. Bell gelingt es weder, interessante Plot Twists noch emotionale Nähe zu seinen Figuren zu erzeugen. Die wenigen gelungenen und somit kurzweiligen Schock- und Ekeleffekte können leider nicht viel herausreißen und man ist als Zuschauer froh, wenn die endlos erscheinenden 89 Minuten Film letztendlich doch vorbei sind.
WER, USA 2014 – Regie: William Brent Bell. Drehbuch: William Brent Bell und Matthew Peterman. Kamera: Alejandro Martinez. Darsteller: A.J. Cook, Simon Quarterman, Sebastian Roché, Vik Sahay. Verleih: Ascot Elite, 89 Minuten. Auf DVD und BluRay erhältlich seit 14. Oktober 2014.