Ab 22.07.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.
Es ist nur ein Spiel, ein Wettrennen. Auf welchem Weg ist man schneller an der Rezeption im Erdgeschoss, mit dem Fahrstuhl oder via Treppe? Dieses Ritual begehen Sebastián und seine Kinder immer, wenn er sie von ihrer Wohnung, in einem prächtigen Altbau mitten in Buenos Aires, zur Schule abholt. Sohn und Tochter leben mit der Mutter zusammen, die sich von ihm getrennt hat und nun auf eine schnelle Scheidung und die Regelung des Sorgerechts drängt. Delia hat es den Kindern verboten, so das Treppenhaus hinunter zu hetzen. Für den gestressten Anwalt ist es eine Art Rebellion dagegen zu verstoßen und es trotzdem zu machen. An diesem Tag wird Sebastián wieder versuchen als Erster vom 7. Stock ins Erdgeschoss zu gelangen, als er aber mit dem Lift unten ankommt, wartet er vergebens auf seine kleinen Gegner. Sie sind unauffindbar, scheinen vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Der Portier beteuert, dass sie nie angekommen sind. Nun beginnt das Rätzel um den Verbleib seiner Sprösslinge und er erhält auch von vielen Seiten Hilfe bei der Suche, nur stellt sich das Gefühl nicht ein das einer von jenen Hilfsbereiten mit dem Verschwinden zu tun haben könnte.
Die argentinisch/spanische Produktion 7th – Floor – Jede Sekunde zählt stellte dem Regisseur und Drehbuchautor Patxi Amezcua bei seinem zweiten Langfilm, schauspielerische Schwergewichte zur Verfügung. Das zerstrittene Ehepaar, das sich in der hilflosen Situation mit einander arrangieren muss, ist mit Ricardo Darín und Belén Rueda mit zwei großartigen Mimen besetzt. Man richtete sogar den Drehplan nach ihren Terminen aus, um sie beide gleichzeitig vor die Kamera zu bekommen. Von ihnen geht der Hauptanteil des Spieles aus. Vor allem der Argentinier Darín, dessen Figur zwischen der Verzweiflung, der Angst um seine Kinder und durch den Druck eines gleichzeitig stattfindenden, wichtigen Prozesses zu implodieren droht, weiß zu überzeugen. Die schöne Belén Rueda, welche wir bereits durch ihr mitwirken in andern Genreprojekten, wie Das Waisenhaus (2007) oder The Body (2012), zu sehen bekamen, zieht den Betrachter auch in diesem Thriller wieder in ihren Bann. Trotz der ernsten Entwicklungen, bringt sie mit jedem Erscheinen, einen erotischen Touch mit, der allein von ihrem betörenden Äußeren ausgeht.
Ein weiterer unverzichtbarer Mitwirkender war das Haus in dem der Vater seine größte Schreckensstunde erleben muss. Man entschloss sich gegen einen Nachbau in einem Studio, drehte in einem real existierenden Gebäude und trickste nur ein paar Stockwerke hinzu, da das erwählte Bauwerk nur vier hatte und die Handlung hingegen von sieben ausgeht. Das Treppenhaus wird von Amezcua als Labyrinth gezeigt. Die Enge des, eigentlich sehr großräumigen, Spielortes wird dabei immer wieder mit dem Blick der Kamera durch die Geländer erzeugt. Bis zur Hälfte des Films trägt sich die Geschichte an jenem Platz aus. Erst dann bricht sie raus und begibt sich in die Weiten der großen Stadt, welche beindruckend im Hintergrund zu ihrem Auftritt kommt.
Die beiden Halbzeiten unterscheiden sich stark voneinander, wobei letztere leider mit der ersten nicht ganz Schritt halten kann. Er beginnt seine Vision als Kammerspiel und lässt sie, als sich schnell enträtselnden, Krimi enden. Beides stellt der Regisseur als Reminiszenz an Alfred Hitchcock dar und tatsächlich kann man ihm das zugestehen. Wenn auch das Spannungsvolumen gegen Ende abnimmt, so bleibt 7th Floor – Jede Sekunde zählt doch in der Gesamtbetrachtung ein sehr fesselndes Stück. Séptimo (der Originaltitel bedeutet „Der Siebte“) ist ein großer Erfolg in den argentinischen, sowie spanischen Kinos gewesen und lohnt sich auch sehr in der Heimauswertung zur Ansicht.