Blood Ties ✍

Seit 25.09.2014 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

New York in den frühen 70er Jahren. Der Polizist Frank (Billy Crudup) hilft seinem Bruder Chris (Clive Owen) nach einem zwölfjährigen Gefängnisaufenthalt Stabilität im neuen Leben zu finden. Job und Wohnung sind schnell besorgt, jetzt zählt nur der Wille von Chris, nicht in gewohnte Muster zurückzufallen. Doch die Arbeit ist mies und das Geld knapp, seine Ex-Frau mit den Kindern fordert mehr als er in den Taschen hat und so ist der Versuchung nach einer kurzen illegalen Beschäftigung, mit einer Aussicht auf den großen Gewinn, bald nicht mehr standzuhalten. Frank kommt schnell hinter die, von seinem Bruder wieder aufgenommenen alten Gewohnheiten und steht nun zwischen den Stühlen. Seine Loyalität zur Familie steht hier im Widerspruch zu seinen Werten als Gesetzeshüter. Was zu Beginn noch auszuhalten ist, nimmt jedoch rasch Dimensionen an, in denen er sich klar für eine Seite entscheiden muss.

Blood Ties bedeutet Blutsbande und bezeichnet die familiäre Bindung der ungleichen Brüder. Kann man als Polizist einen Menschen lieben, der ein Zuhälter und Mörder ist? Bis zum Schluss dieser Mischung aus Gangsterfilm und Drama, bleibt diese Frage ungeklärt. Auf dem Weg dahin kämpfen Chris und Frank mit den getroffenen Entscheidungen, die ihre Zukunft betreffen. Familie, Liebe und Ansehen, sowie die Verteidigung dieser Werte sind die Leitmotive in dieser Geschichte. Leider füllt diese nicht die Laufzeit von zwei Stunden aus und somit gibt es einige unerfreuliche Längen. Erst in der zweiten Hälfte kehrt Chris in die Unterwelt zurück und der Film nimmt an Fahrt auf. Leider fällt er nach beindruckenden Momenten immer wieder in einen monotonen Grundton zurück. Sehenswert bleibt Blood Ties wegen seines ausschweifenden Casts. In weiteren Rollen wurden James Caan, Zoe Saldana, Marion Cotillard und Mila Kunis besetzt. Besonderes Lob verdient das Production-Design von Ford Wheeler und seine Mitarbeitern. Der 70er Jahre Look ist bodenständig und realistisch. Die Wohnviertel, Kleidung und Ausstattung wirken nicht platziert, selbstzweckmäßig oder übertrieben. Die Musikauswahl ist da schon plakativer. Ein Evergreen löst den nächsten ab und fast wähnt man sich in einem Scorsese-Film. Das ist aber als positiver Aspekt zu bewerten, bringt dies doch eine gewisse Kurzweil in ein Werk frei von Höhepunkten.

Blood Ties ist ein Remake des französischen Films Les liens du sang, der in Deutschland unter dem internationalen Titel Rivals bekannt ist. Regisseur der amerikanischen Variante ist Guillaume Canet, der im Original die Figur des rechtschaffenden Bruders spielte. Er verlagert die Handlung vom Lyon der 1979er Jahre ins New York von 1974. In vielen Punkten sind sich die beiden Dramen ähnlich und bestimmte Szenen scheinen identisch gestaltet. So kann Blood Ties als 1-zu-1-Remake charakterisiert werden.


Die Entscheidung zwischen Fleisch und Fisch fällt in diesem Fall besonders schwer. Viele gute Elemente schaffen einen Bonus, den die träge Inszenierung Stück für Stück aufbraucht. Die Darsteller spielen hochklassisch und überzeugen aber Guillaume Canet kann all die großartigen Puzzleteile nicht optimal und mit ausreichend Spannung zusammenfügen. Als Reminiszenz an die 1970er Jahre ist der Streifen Gold wert, als Drama aber nicht intensiv genug und als Thriller zu lasch. Auch wenn die gewaltvollen Überfälle drastische dargestellt werden, die Härte bleibt in den Taten manifestiert und greift nicht auf die Atmosphäre über. Ein explizites Urteil fällt mir schwer und möglicherweise macht genau dieser Umstand Blood Ties sehenswert.