Kinostart: 13.08.2015
Vor zehn Jahren brachte der 2011 verstorbene deutsche Produzent Bernd Eichinger den Comic Fantastic Four in die Kinos.Der Erfolg an den Kassen war in den USA nicht berauschend, aber weltweit konnte er sich doch behaupten. Das führte 2007 zur Fortsetzung Fantastic Four: Rise oft he Silver Surfer. Hier gelangte man zum gleichen Ergebnis.
Die Produktionen gingen bei hohen Kosten für Budget und Werbung mit Plus-Minus-Null in die Bilanzen von Eichinger ein und da Kritiker und Fans eher zurückhaltend reagierten, verzichtete man auf weitere Einsätze mit dem Team, bestehend aus Ioan Gruffudd, Jessica Alba, Chris Evans und Michael Chiklis. Wenn die Comic-Gemeinde seit dem auf irgendwas gewartet hatte, dann auf die Erstverfilmung von 1992. Ein Reboot kam doch eher überraschend.
1986 erwarb Bernd Eichinger die Rechte an dem literarischen Werk von Stan Lee und Jack Kirby bei Marvel. Um diese nicht zu verlieren musste er bis 1992 eine Umsetzung vorweisen. Weder war zu diesem Zeitpunkt Geld für einen „Fantastic Four“-Film vorhanden noch die notwendige Technik um die Figuren glaubhaft darzustellen. In Kooperation mit Roger Corman stellte er in kürzester Zeit für eine Million Dollar die erste Verfilmung des Stoffes fertig. Der Streifen wurde sogar beworben, kam aber nie ins Kino. Das Resultat (The Fantastic Four) schien den Machern außerordentlich schlecht vorgekommen zu sein. Es ging auch nur darum den Vertrag zu erfüllen, damit er zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit hatte einen besser ausgestatteten Film entwickeln zu können, was circa 13 Jahre später auch geschah. Bis heute liegt der legendäre Trash unter Verschluss und man wünscht sich seit jeher diese fantastische Gurke im Bonusmaterial einer Special Edition zu finden, bislang ohne Erfüllung. Tatsächlich wurde auf dem amerikanischen Markt aber schon eine DVD entdeckt. Eine hartnäckige Suche könnte demnach von Erfolg gekrönt werden.
Nun aber zur Gegenwart. Die zwei vorangegangenen Teile sind für den Neuen inhaltlich irrelevant. Man drückte die Reset-Taste für einen Reboot. Ein komplett anderes Produktionsteam wurde beauftragt den Stoff umzusetzten, lediglich Stan Lee ist wider dabei. Neben zwei Newcomern schrieb der erfahrenere Autor Simon Kinberg am Script mit. Fantastic Four profitiert erkennbar von seinen Einsätzen im X-Men-Universum. Den Dreien ist es gelungen den Figuren mehr Sympathie zu verleihen. Entgegen der 2000er-Filme beginnt die Entwicklung in der Kindheit und wenn diese Motive auch nichts Seltenes sind, so stellen sie dennoch einen Gewinn für die Story dar. Prinzipiell bleibt es bei dem bekannten Thema, es wird nichts Neues erzählt. Man erfährt wie die Helden und ihr Antagonist zu ihren überirdischen Kräften kommen. Mittels eines Transporters kann eine andere Dimension bereist werden, die übermenschliche Gefahren birgt. Am Ende steht der Kampf zwischen Gut und Böse, bis dahin dürfen die Charaktere reifen und Konflikte austragen.In der Gesamtbetrachtung fällt Fantastic Four zufriedenstellend aus. Er ist definitiv besser als seine jungen Geschwister. Auch wenn die Besetzung gefühlt aus Teenagern besteht, was die Kalkulation zu betätigen scheint, das heranwachsende Publikum zu erreichen, so fällt die Erzählung doch sehr Ernst aus und ist stellenweise äußerst brutal. Ausgerechnet das gestandenste Mittglied der Truppe, Jamie Bell, verschwindet alsbald hinter der steinernen Maske von „The Thing“. Seine Kollegen bilden gleichwohl einen sehenswerten Cast. Bei dieser Mischung entsteht ein völlig anderes Bild, weniger Comichaft, witzig und bunt wie bei Eichinger. Dieser Schritt ist gut und wichtig für das Franchise auch wenn die mit 98 Minuten recht kurz geratene Produktion an dem finalen Battle krankt. Der gestaltete sich als zu beliebig und gewöhnlich. Bis dahin ist das Science-Fiction-Abenteuer aber beachtlich gelungen.
Auffallend bei der Qualität sind die teilweise reduzierten bis mittelmäßigen Special Effekts. Gerade beim Endkampf in der parallelen Dimension wirkt das CGI, im Vergleich zu anderen Marvel-Abenteuern, oft oberflächlich. Ein Grund könnte sein, dass die Geldgeber nicht zu viel investieren und riskieren wollten bei diesem doch eher weniger gewinnbringenden Vertreter des Genres. Andererseits fällt dieser Umstand gar nicht zu sehr ins Gewicht, denn die Chemie zwischen den Vieren ist stimmig und lässt über das solide Handwerk hinweg sehen. Highlights wie die Offenbarung des Dr. Doom in einer Forschungseinrichtung machen viele negative Kleinigkeiten wieder wett.
Fantastic Four stellt sich ganz klar als Startlinie dar. An den Kinokassen wird sich nun einmal mehr entscheiden, wie es mit den elastischen, unsichtbaren, brennenden und felsigen Helden weiter gehen wird. Trotz des positiven Resümees wäre etwas mehr vom Spirit des Produzenten Matthew Vaughn (Kick Ass, Kingsmen) wünschenswert gewesen. Ob es dazu noch kommt? Erst Mal muss sich herausstellen, ob sie als alleinstehende Reihe funktionieren können oder wieder in einer fremden Dimension verschwinden.