Ab 29.05.2015 auf Blu-ray und DVD im Handel erhältlich.
Wes Cravens Nightmare on ElmStreet gilt bis heute als einer der Inbegriffe des Horrorfilms, in dem es um das Erleben und Überstehen von Alpträumen geht. Wenn die junge Nancy anfängt zu träumen, muss sie sich mit einem gar fürchterlichen Wesen namens Freddy Krueger herumschlagen, welcher ihr sogar bis in die reale Welt folgt. Bei vielen sorgte der Anblick des Films daher für ebensolche Träume, wie bei unserer Hauptprotagonistin. Und das könnte nun im Jahre 2015 auch bei Horsehead so manchem passieren, wenngleich die Herangehensweise hier eine ganz Andere ist. Auch in Horsehead hat die Hauptfigur Jessica gar fürchterliche Alpträume und dies schon seit jüngster Kindheit. Als ihre Großmutter stirbt reist sie nach Hause, um dort deren Begräbnis beizuwohnen. Doch ihre Träume werden immer schlimmer und wie in einem fieberhaften Wahn kann sie sich bald nicht mehr aus dem Grauen befreien. Immer wieder wird sie von einem Wesen mit einem übergroßen Pferdekopf verfolgt und gräuliche Gewalttaten, in Verbindung mit ihrer Familie, füllen diese Träume. Das das Geheimnis hinter ihren Träumen daher irgendwo in ihrer Familienchronik zu finden ist, wird ihr bald schmerzlich bewusst…
Die Story von Horsehead kann man, bei genauerer Betrachtung, sicher mal wieder als den berühmt berüchtigten Aufhänger betrachten, für all das was der Film einem zeigen will. Denn auch wenn das Alptraumszenario durchaus eine Abwechslung ist, zu den üblichen Schlacht- und Folterplatten von heute und sich auch wohlwollend von „Nightmare…“ und Co. unterscheidet, so wäre es letztlich doch ein wenig aufgesetzt, wenn man der Geschichte allzu Bedeutung beimisst, denn dafür reicht das Ganze dann doch nicht aus, um wirklich inhaltliche Tiefe zu übermitteln.
Aber das dürfte auch nicht unbedingt im Sinne von Regisseur Romain Basset gewesen sein, denn wenn wir uns einmal an unsere eigenen Alpträume erinnern, sind diese in aller Regel auch eher wirr und meist (Gott sei Dank) nicht wirklich realitätsnah. Ihm ging es vielmehr darum einen Alptraum greifbar, ja spürbar, zu machen und das ist ihm eindeutig gelungen. In Sachen visueller- und akustischer Komponente dürfte Horsehead aktuell kaum ein zweiter Horrorfilm das Wasser reichen können. Das extreme Spiel mit den Farben, Locations, sowie dem überdimensionalen Schrecken in Form aller möglicher Gruseligkeiten fährt dem Zuschauer tief in die Glieder und bleibt dort haften.
Dabei sollte das Publikum jedoch keine blutrünstigen Szenarien oder Ähnliches erwarten, denn wie in jedem guten Horrorfilm spielt sich das Grauen hauptsächlich im Kopf ab. Zwar wird einem durch die extreme Farbgebung (die in Teilen sogar an Suspiria erinnern mag) sowie auch, im krassen Kontext dazu, durch manche in tiefe Dunkelheit gehüllte Szene einem ein regelrechtes Fest für die Augen beschert, doch alles andere bleibt der Fantasie überlassen, sieht man vielleicht von dem ein oder anderen Moment einmal ab. Hier ist es Basset auf jeden Fall gelungen beide Ebenen zu bedienen, was wohl die Beschreibung „Mindfuck“, welche hier und da in mancher Kritik auftaucht, durchaus rechtfertigt.
In Sachen Darstellern wird zudem ebenfalls hervorragende Arbeit geleistet. Hauptdarstellerin Lilly-Fleur Pointeaux ist sicherlich noch nicht allzu bekannt, doch ihre Performance ist fraglos sehr ansprechend ausgefallen, u.a. weil ihr schönes Aussehen sich auch ideal in die schon angesprochene visuell Komponente einzufügen mag. Zu den bekannteren Gesichtern gehören da eher Catriona Maccoll, die ihre Mutter Catelyn spielt, die sich vor allem durch ihre Auftritte in einigen der besseren Fulci-Filmen einen Namen gemacht hat. Und auch Phillippe Nahon kennt man, der Menschenfeind in den Filmen von Gaspar Noe, der auch als Killer in High Tension zu sehen war. Er hat zwar leider nur einen kurzen und etwas verschenkt wirkenden Auftritt, doch es macht Freude ihn einmal wiederzusehen.
Letztlich ist Horsehead somit einer der ungewöhnlichsten Horrorfilme der letzten Jahre, der es wirklich schaffen kann, dem Zuschauer Alpträume zu bescheren. Auch wenn die Story nicht in Gänze überzeugt, so ist ihre Umsetzung derart gut gelungen, dass man sich einem Rausch der Sinne ausgeliefert fühlt, den man auch so schnell nicht wieder vergisst. Für alle Freunde ungewöhnlicher Filmkost, mit ordentlicher Heimkinoanlage, auf alle Fälle eine Empfehlung wert.
Nicht ganz so ergeht es der Blu-ray aus dem Hause Donau Film, zumindest was die Einzel-Scheibe angeht. Denn diese ist, abgesehen von ein paar Trailern, sowie einem kurzen Making Of, eigentlich gänzlich frei von Extras. Das könnte man jedoch noch verschmerzen, gibt es für alle Extra-Junkies doch ein gut ausgestattetes Mediabook als Alternative zu erstehen. Und auch in Sachen Bildqualität ist die Scheibe über jeden Zweifel erhaben. Den dicken Minuspunkt gibt es jedoch beim Ton. Denn der deutsche Ton liegt nicht nur mit einer unterdurchschnittlichen Synchronisation vor, er ist auch noch in 2.0 Stereo auf der Scheibe untergebracht worden. Wie so etwas bei einem Film aus dem Jahre 2014, welcher in 5.1 gedreht wurde, überhaupt noch möglich ist, ist mehr als fraglich. Und gerade bei einem Film, der unter anderem auch von seinem Surround-Sound gerade zu lebt, ist dies sehr ärgerlich.
Aber glücklicherweise hat es auch der englische 5.1.-Originalton auf die Blu-ray geschafft und dieser klingt dagegen extrem gut und kann vor allem mit seinen satten Bass-Werten, sowie vielen geschickt platzierten Soundeffekten für absolutes Wohlgefallen sorgen und den Zuschauer somit tief ins Filmgeschehen einbeziehen. Von daher sei hier also der O-Ton 100% dem deutschen Ton vorzuziehen.
http://www.youtube.com/watch?v=6alVnCTBX5g