Story: Beim Brand eines Laboratoriums in der kalifornischen Wüste, wo ein Forscher mit Wachstumsbeschleunigungen experimentiert, entweicht eine giftige Tarantel. Bald erreicht das Tier die monströsen Ausmaße eines Hochhauses und droht ganze Städte auszurotten. Mit Napalm-Bomben bewaffnet rückt die amerikanische Luftwaffe an, um dem Biest den Garaus zu machen.
Ein mit einfachen dramaturgischen Mitteln, aber spannend und stilsicher inszenierter Gruselfilm, der zu einem Klassiker des Genres wurde. Beiläufig, aber wirkungsvoll entwickelt er eine unterschwellige erotische und politische Mythologie: Die Spinne als Inkarnation bedrohlicher Triebe, aber auch als Ausdruck wachsender Ängste vor einem Atomkrieg.
DVD/Blu Ray-Release: 12.06.2014 (Koch Media GmbH – DVD)
Horror, Science-Fiction
Land: USA 1955
Laufzeit: ca. 80 min.
FSK: 12
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Robert M. Fresco, Martin Berkeley
Buch: Jack Arnold, Robert M. Fresco
Mit John Agar, Mara Corday, Leo G. Carroll, Nestor Paiva, Ross Elliott, …
Trash, B-Movie oder Schwachsinn. Mit solchen Ausdrücken wurden Jack Arnolds Filme eine lang Zeit betitelt. Seine kreativste Schaffensphase hatte er in den 50er Jahren, als er fest bei den Universal Studios angestellt war. Doch bereits in den 80er Jahren, glücklicherweise noch vor seinem Tod, wurden seine Werke von Kritikern und Publikum zu Klassikern erkoren. Das ist eine Ehre die beispielsweise einem Edward D. Wood verwehrt blieb, waren seine Streifen doch noch lange bis nach seinem Abgang als Schund bezeichnet worden. Der Vergleich mag etwas befremdlich wirken, bot Arnold doch eine wesentlich höhere Qualität. Er hatte aber auch Geld und ein Studio, in dem der drehen konnte, ganz im Gegensatz zu Ed Wood. Sein Plan 9 from Outerspace gilt heute aber ebenfalls als Kult und ist inhaltlich mit den Science-Fiction-Inhalten vom Universal-Auftrags-Regisseur verwandt.
Zu Arnolds bekanntesten Arbeiten gehören Der Schrecken des Amazonas (Creature from the Black Lagoon, 1954) nebst Fortsetzung, Gefahr aus dem Weltall (It came from Outerspace, 1953) und Die unglaubliche Geschichte des Mr.C (The incredible shrinking man, 1957). Er musste aber auch ungenannt, bei anderen Filmen, die Kastanien aus dem Feuer holen, als er für Metaluna 4 antwortet nicht (This Island Earth, 1955) nachdrehen musste. Er inszenierte auch den ersten 3D-Film für Universal und es blieb nicht sein letzter. Alle genannten Streifen sind zur Ansicht zu empfehlen, unterscheiden sie sich doch von andern Arbeiten seiner Genre-Kollegen. In Kurt Neumanns Die Fliege (The Fly, 1958) mit Vincent Price oder Fred McLeod Milcoxs Alarm im Weltall (Forbidden Planet, 1956) mit einem jungem Leslie Nielsen, wirken viele Elemente und Effekte aus moderner Sicht unfreiwillig komisch und verfehlen so oft ihre eigentliches Anliegen beim Zuschauer. Bei Jack Arnold, speziell bei Tarantula bleibt das aus, denn seine Sicht war immer eine ernste. Bei ihm gibt es keine Witze oder lustige Sidekicks. Das macht sein Schaffen in der sieben Jahre andauernden „Universal-Phase“ so besonders und sehenswert.
Das Thema in Tarantula hält sich an die Ängste und Hysterie nach den Abwürfen der Atombomben auf Hiroshima sowie auf Nagasaki und deren Auswirkungen. Somit steht Tarantula zusammen mit Godzilla (Gojira, 1954)und Dinosaurier in New York (The Beast from 20.000 Fathoms, 1953) in einer Reihe und wahren Vorbilder für viele ähnliche Beiträge.
Zum Inhalt von Tarantula: Ein ehrgeiziger Professor experimentiert in der Wüste Arizonas mit Wachstumspräparaten. Er möchte damit den Hunger der Welt bekämpfen, durch die Vergrößerung von Nahrungsmitteln. Getestet wird sein Elixier an Tieren und nach einem Unfall kommt eines davon frei. Die entschwundene Tarantel streift nun durch die trockene Landschaft und beginnt sich von Tier und Mensch zu nähren. Die unwissenden Bewohner von Desert Rock, welche erst noch rationale Gründe für die Kadaver und Leichen suchen, werden bald mit einer mehr als haushohen Spinne konfrontiert.
Die Spezial Effekte waren für die Entstehungszeit auf hohem Niveau und lange Standard in der Filmindustrie. Geschickt verknüpfte Jack Arnold mit seinem Team Bühne, Modeltrick, Fotomontage und echte Tieraufnahmen zu einem stimmigen Gesamtbild. Durch seine dichte Erzählweise und das einbinden von Nebenhandlungen, ein Konzept das sich im heuteigen Blockbustergeschäft gefestigt hat, kann er Spannung erzeugt und Langatmigkeit vermieden. Das erklärt der Meister selbst in einem sehr informationsreichen Interview, das im Bonusmaterial zu finden ist. Hier nimmt er auch Stellung zum Hollywood-System und wie es sich bis in die 80er Jahre verändert hat. Seine Meinung zu Propagandafilmen und Politik in Unterhaltungsmedien bietet einen weiteren interessanten Einblick in das Verständnis des Jack Arnold. Inklusive gibt es auch die Super 8- und Normal 8 Fassungen zu sehen, sowie die reißerischen Trailer und eine ausführliche Bildergalerie mit Screenshots und Kinoaushängen. In Bild und Ton wurde der 1955er Film bestens adaptiert. Die Schwarz-Weiß-Bilder sind scharf und kontrastreich, der Ton klar und Störgeräuschfrei, wie es auf bisherigen Veröffentlichungen auf DVD der Fall war. Zusätzlich hat man die Wahl zwischen zwei verschiedenen Bildformaten. Koch Media ist einmal mehr eine gute Arbeit gelungen und festigt damit seine Ruf, Kultklassikern ein würdiges Heim zu geben.
1992 starb Jack Arnold in Kalifornien und ließ viele unerfüllte Projekte zurück. Zum Beispiel plante er 1984 ein Remake der Arthur Conan Doyle-Adaption Lost World (1925). Trotz intensiver Vorbereitung kam dieses Projekt aber nie zu Stande. Der Grund war, dass seine Art Filme zu machen nicht mehr gefragt war. Das ist sie auch heute nicht mehr, aber Fans gewinnt Arnold stetig dazu. Zu Recht! Dieses Release ist Gold wert. Zugreifen!