Die oberste Devise im Leben eines Ninjas lautet unentdeckt im Schatten zu operieren. Dies ist unseren vier Lieblings-Schildkröten Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo im finalen Kampf von Turtles – Der Film nur bedingt gelungen und so gab es eine Menge Zuschauer bei Shredders Abgang Richtung Müllauto.
Ob sich die New Yorker Bevölkerung zu Beginn von Turtles 2 – Das Geheimnis des Ooze deshalb aus Dankbarkeit und Verehrung ebenso pizzaverückt gibt, wie ihre vier Retter, ist nicht überliefert. Allerdings ist Meister Splinter jegliche Form von Publicity ein Dorn im Auge und so muss er seine Jungs immer wieder zurück auf den lautlosen Ninja-Pfad geleiten.
Die größere Öffentlichkeit ist allerdings das geringere Problem der Turtles, denn wieder erwartend hat Shredder in der Müllpresse doch nicht sein mehr als verdientes Ende gefunden, sondern nur ein paar Schrammen davon getragen. Bis zum Helm gefüllt mit Rachegelüsten ersinnt er einen teuflischen Plan, um es Splinter und den Turtles heimzuzahlen. Dabei wird das Mutagen Ooze, mit dem alles seinen Anfang nahm, eine ganz besondere Rolle spielen.
Alles neu macht die Fortsetzung oder eher alles beim Alten? Beides!
Natürlich hat man nach dem Riesenerfolg des ersten Films nur ein Jahr später mit Turtles 2 – Das Geheimnis des Ooze eine Fortsetzung nachgelegt, um weiterhin ganz oben auf der Erfolgswelle mit zu schwimmen. Am Ruder saß diesmal Michael Pressmann, der später in seiner Karriere vor allem als Serien-Regisseur, von Shows wie Picket Fences, Law & Order und Blue Bloods – Crime Scene New York in Erscheinung treten würde. Dieser war sich mit den Produzenten von New Line Cinema einig, dass der zweite Teil heiterer werden müsse, nachdem es von Elternseite nach Turtles – Der Film doch einige Kritik es sich abzuholen galt, was den Härtegrad und die düstere Atmosphäre des ersten Teils anbelangt.
„Das hatten wir uns aber ganz anders vorgestellt!“
So wurde die Fortsetzung noch etwas kinderfreundlicher konzipiert in dem die Turtles beispielsweise so gut wie nie ihre eigentlichen Waffen zum Einsatz bringen, sondern eher zu weniger gefährlichen Gerätschaften greifen um die Gegner möglichst gewaltfrei zu Boden zu schicken. Am besten verdeutlichst dies die anfängliche Kampfszene in einem Warenhaus, in der Michelangelo seine Gegner nicht mit dem ihm angestammten Nunchakus bearbeitet, sondern mit gleicher Technik zwei Paar Knacker zweckentfremdet. Solche und andere Einfälle seitens der Produktion sind jedoch gut zu verschmerzen, man könnte sogar behaupten, dass die meisten Zuschauer diesen Fakt bisher gar nicht bemerkten. Naja jetzt wisst ihr`s.
Wesentlich störender fällt wieder die Liebe für blöde Soundeffekte in der deutschen Ton-Fassung auf, die abermals sehr effektiv darin ist, dem Film die Ernsthaftigkeit zu nehmen. Wie der Regisseur im recht informativen Audiokommentar auf der Blu-ray von Winkler Film/ Alive zum Besten gibt, war dies eh die größte Herausforderung, nämlich das Gezeigte einerseits komödiantisch zu halten, aber andererseits dem Projekt trotzdem mit dem nötigen Ernst zu begegnen. Ebenso wie es Millionen junger Fans damals auch taten.
Diese Gratwanderung war vor allem dort am heikelsten, wo die von Shredder mittels Ooze neu geschaffenen Mutanten Tokka und Rahzar als neue böse Supermonster ankündigt werden, diese sich aber schnell als im wahrsten Sinne des Wortes infantile und wenig aggressive Kraftmeier herausstellen. Stichwort: Mama.
Doch an den meisten Stellen im Film ist dieser Spagat weitestgehend geglückt. Denn wie in Teil 1 merkt man allen Beteiligten, die große Hingabe an, mit der sie an Turtles 2 – Das Geheimnis des Ooze gearbeitet haben. Der Streifen strotzt wieder vor flotten Sprüchen, witzigen Kampfeinlagen, dynamischen Kamerafahrten, Referenzen zu vielen anderen Filmen und vor allem authentischen animatronischen Tricks. Mittels dieser wurden die Turtles, Meister Splinter, sowie Tokka und Rahzar wieder gefühlsecht zum Leben erweckt. Abermals waren vier Personen pro Schildkröte nötig um diese authentisch auf die Leinwand zu bringen. Neben dem jeweiligen Darsteller im Kostüm, gab es einen Animator zur Herstellung der Mimik, einen Stuntman für die Actionszenen und einen Sprecher für die Nachsynchronisation. Der Aufwand den die Mitarbeiter des Jim Henson`s Creature Shop betrieben war erneut immens, allerdings stand der gesamten Produktion diesmal auch ein Vielfaches an Budget zur Verfügung. Jim Henson selbst konnte die Dreharbeiten nicht mehr miterleben, da der Vater der Muppets leider kurz nach Veröffentlichung des ersten Teils im Mai 1990 verstarb.
Turtles 2 – Das Geheimnis des Ooze ist sinnvoller Weise ihm gewidmet, hätte es ohne seinen kreativen Input doch keine Realverfilmung der TMNT auf diesem Niveau gegeben. Auch wenn der Film letztendlich sein Budget locker wieder einspielte, blieb der Erfolg an den Kinokassen allerdings weit hinter dem von Teil eins zurück.
Nichts desto trotz schickte man die Turtles zwei Jahre später in ihr drittes und vorerst letztes Real-Live-Abenteuer. Ganz getreu dem Motto: Gib mir drei!
Aber dazu an anderer Stelle demnächst mehr.
Die Blu-ray und DVD aus dem Hause Winkler Film/ Alive kommt analog zu Turtles – Der Film und Turtles 3 in den Handel, befindet sich auf gutem technischem Niveau und ist neben dem Audiokommentar noch mit einem interessanten Making-Of angereichert.