Ab 27.11.14 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.
Eine Mordserie, bei der minderjährige Mädchen brutal zugerichtet, vergewaltigt und ermordet werden, erschüttert eine israelische Gemeinde. Ein Verdächtiger ist rasch zur Hand und so ist der Lehrer Dror (Rotem Keinan) als pädophiler Kindermörder gebrandmarkt. Der Polizist Miki (Lior Ashkenazi) ist, trotz mangelnder Beweise, überzeugt von dessen Schuld und geht bei seinen Ermittlungen nicht gerade zimperlich mit seinem „Schuldigen“ um. Das führt zu seiner Suspendierung, die ihn aber nicht daran hindert, mit harten Bandagen fern des Dienstweges an ein Geständnis zu gelangen. Bei seiner Treibjagt und der folgenden Entführung Drors, gerät ihm ein Mann in die Quere, der seine Tochter an dem vermeintlichen Monster verloren hat. Im Keller seines abgelegenen Hauses will er unter Anwendung von Folter erfahren, wo der Kopf seines Mädchens versteckt ist, denn deren Leiche wurde enthauptet aufgefunden. Miki fungiert als Hauptfigur und wird sich dem rachsüchtigen Vater bei seinem Vorhaben anschließen.
Als schwarze Komödie beworben, bewegt sich Big Bad Wolves sehr oft nah an der Grenze der Geschmacklosigkeit. Die fragwürdigen Momente stehen immer am Rand und nicht im Mittelpunkt, sie werden nicht betont sondern sind einfach da. Der Witz ist ebenfalls nur selten plakativ, er versteckt sich auch oft außerhalb des Dialoges. Bitter schmeckt der Charakter des Opfer-Vaters, der in seiner Motivation oft zu ausgelassen gezeichnet ist. Wenn er beispielsweise die Prozedur der Schändung von den vielen jungen Mädchen detailreich erläutert, legt sich die Stirn in Falten, da er es fast mit einem Lächeln im Gesicht zu berichten vermag. Die Zusammensetzung aus verschiedenen Stilelementen wirkt wenig harmonisch. Der Wechsel vom Kammerspiel zur derben Gewaltdarstellung bis hin zum lustigen Plausch funktioniert nicht. Dazwischen finden sich viele Spitzen um das Zusammenleben und die daraus resultierenden Vorurteile zwischen Juden und Muslimen. Die unangenehme Zusammensetzung ist aber nicht dem Talent der Regisseure anzulasten, ich behaupte: es ist in dieser Form unmöglich ein stimmiges Szenario zu gestalten. Zu ernst ist das Thema „Vergewaltigung“ als das es für ein komödiantisches Schmunzelstück herhalten könnte. Es gibt keine heitere Herangehensweise an dieses Gebiet. Am Ende wird ein passenderes Mittel gewählt, denn nachdem die harten Folterszenen einen visuellen Schock hervorgerufen haben könnten, wendet sich die Geschichte eher zum Krimi.
Wenn man das ethische Dilemma aus dem Fokus entlässt, so muss man gestehen dass die technische Komponente zu loben ist. Jede Aufnahme ist auffallend optimal ausgeleuchtet. Die „großen bösen Wölfe“ werden alle von parkettsicheren Darstellern gemimt, auch die Kameraarbeit und der begleitende Score sind hervorzuheben. Diese Zutaten ummanteln das strittige Werk in ein sehr ästhetisches Gewand mit vielen Schauwerten. Was ist aber das Ziel des Films? Soll er schockieren? Soll er unterhalten? Soll er aufrütteln? Soll er zum Nachdenken anregen? Bei der letzten Frage sehe ich den Film selbst als größtes Diskussionsmoment, eher als die zu verurteilenden Taten aller Protagonisten, seien es die perversen Verbrechen oder die rüde Selbstjustiz. Auf jedem Fall bleibt er im Kopf und wenn einem Film das gelingt, haben die Macher schon mal ihr eigenes Ziel erreicht.
Das Regie und Drehbuch-Duo Aharon Keshales und Navot Papushadu, macht es seinem Publikum nicht einfach, denn ihre spezielle Mixtur passt emotional an vielen Stellen nicht zusammen. Die Beschreibung „unausgegoren“ passt aber auch nicht zu ihrer Kreation. Big Bad Wolves ist ein hundertprozentiger Geschmacks-Film und zieht garantiert Folgegespräche mit sich. Vermutlich kann ein solcher Film nur in Israel entstehen und vermutlich ist diese Aussage selbst auch viel zu kontrovers.