Erst vor kurzem stellten wir Euch Dracula 79 vor, John Badhams Version der Geschichte um den transsilvanischen Fürst und seine Machenschaften. Der Film ist vor kurzem auf Blu-Ray erschienen und Badham war als Stargast beim diesjährigen Cinestrange in Braunschweig zugegen. Aber nicht nur dieser Festivalbesucher beschäftigte sich mit Dracula, auch Dario Argento, welcher beim 1. Cinestrange in Dresden seinen Starauftritt hatte, drehte einen Film über eben jenen beißfreudigen Fürsten. Anders als Badham hat Argento jedoch in der Qualität seines Schaffens ziemlich abgebaut und die großartigen Werke ala Suspiria bleiben schon lange unerreicht. Und mit Dracula 3D schaufelt sich Argento nun leider fast schon sein Grab.
Die Geschichte von „Dracula“ ist allseits bekannt und variiert über alle Filme hinweg eigentlich nur in den Details. So geht es also auch in Argentos Werk um den jungen Jonathan, welcher in das Schloss von Graf Dracula kommt und dort dem Fürsten zum Opfer fällt. Seine Geliebte Mina macht sich auf die Suche nach ihm und auch sie trifft auf Dracula, welcher sich in sie verliebt. Nun kann nur noch Vampirjäger Van Helsing helfen, die Ärmste aus den Klauen des flattrigen Grafen zu befreien. Ja, inhaltlich gibt es wahrlich nicht viel Neues zu finden. Eher im Gegenteil, Argento hält sich vergleichsweise eng an die weltberühmte Literaturvorlage von Stoker, so dass der beflissene Dracula-Kenner viele Momente des Werks sicher schon im Voraus zu erkennen vermag und damit nicht gerade vor Spannung beben dürfte.
Aber nun gut, wenn ein Stoff immer und immer wieder neu verfilmt wird, dann erwartet man als Zuschauer nicht unbedingt sonderliche Neuigkeiten in der Story, sondern eher, dass das Altbekannte auf eine ansprechende Art und Weise auf den Zuschauer herübergebracht wird. Doch da scheitert Argentos Dracula leider aus vielerlei Sicht. Das fängt schon bei der Kulisse an, welche alles andere als nach der Burg eines reichen Fürsten aussieht. An allen Ecken und Enden erkennt man hier, dass Argento kaum Budget zur Verfügung hatte, wenn die gleichen Räumlichkeiten immer und immer wieder im Bild auftauchen und sich die ganze Handlung anscheinend immer in derselben Kulisse wiederfindet. Generell ist es um den visuellen Leckerbissen geschehen, wenn man z. Bsp. an die Farbenpracht eines „Suspiria“ denkt, von der hier nichts mehr zu finden ist. Hier wirkt einfach alles nur hohl und öde, was das Auge vor die Linse bekommt.
Auch in Sachen Atmosphäre will sich hier kaum etwas Erwähnenswertes, einstellen. Dass Spannung nicht nur durch eine Geschichte erzeugt werden kann, dürfte vor allem Kennern des Horrorgenres bekannt sein. Mit einem gekonnten Sound und geschickten Spielereien im Kern der Handlung, kann auch aus einer ausgelutschten Story noch so einiges an Suspence herausgeholt werden. Doch davon will sich bei Dracula 3D kaum etwas einstellen. Alles ist hier einfach zu vorhersehbar und zu unaufgeregt inszeniert worden, als das sich wirklich so etwas wie Atmosphäre breitmachen will. Da kann nicht einmal der Score von Darios Haus- und Hofkomponist Claudio Simonetti etwas zurecht rücken. Dieser ist zwar aus gekonnter Feder, doch ebenfalls meilenweit von der eindringlichen Musik früherer Werke entfernt.
Also sitzt die letzte Hoffnung in der dritten Dimension, welche den Film eventuell doch noch wenigstens einen Nährwert verabreichen könnte. Aber auch hier enttäuscht Argento. Zwar wurde der Film in echtem 3D gedreht und so manche Szene im Wald kann mit einer gekonnten Tiefe aufwarten, doch der eher ungeliebte Puppenhaus-Effekt macht in nicht wenigen Szenen diese Momente schnell wieder zu Nichte. Zumal es auch in puncto Pop-Out nur ab und an etwas zu entdecken gibt. Schade, sind die Möglichkeiten von 3D heutzutage doch durchaus schon so weit, dass sie dem Zuschauer, bei gekonntem Einsatz, über so manche filmische Ungereimtheit hinweg sehen lassen.
Wenigstens in Sachen Blut und Splatter kann der Meister hier und da noch überzeugen. Wenn Dracula seine Beißerchen versenkt geht es doch recht saftig zur Sache, genauso wenn er dem einen oder anderen Opfer erst einmal den Kopf abschlägt. Den Dracula gibt uns übrigens Thomas Kretzschmann, Deutschlands Export fürs Deftige. Schon früher hat er immer mal für Argento vor der Kamera gestanden, aber auch schon für Regisseure wie Uwe Boll, was wiederum kein Qualitätsmerkmal ist. Seine Darstellung des Fürsten ist etwas einfach gehalten, kann aber noch zufriedenstellen. Genauso wie Asia Argento, welche immer noch eine sehr schöne Darstellerin ist und hier als Minas beste Freundin auftritt. Und als Van Helsing ist der alte Haudegen Rutger Hauer mit an Bord, kann jedoch ebenfalls nur bedingt überzeugen.
Somit ist Dracula 3D unterm Strich eine weitere Enttäuschung geworden, mit welcher sich Dario Argento keinen Gefallen getan hat. Ich wünsche ihm, dass er bald erkennt, dass es für ihn schon lange Zeit ist Schluss mit seiner Karriere zu machen, um sein hohes Ansehen, welches er durch frühere Filme besitzt, nicht noch komplett zu ruinieren. Für die Verfechter sogenannter „Ultrakunst“ mag Dracula 3D wohl durchgehen, jeder wirkliche Argento-Fan dürfte sich aber mit Grausen abwenden.
Was die Blu-Ray aus dem Hause Koch Media angeht, da bekommt man es mit einer soliden VÖ zu tun. Das Bild ist scharf und besitzt einen guten Kontrast, stellt aber letztlich keine Referenz da. Der deutsche Ton geht in Ordnung (die Synchro eher weniger) und die Extras sind nicht gerade ausufernd aber passend.