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Ab 09.10.2014 im Kino.

Wie jedes Jahr, so wurde auch anno 2014 auf dem Cinestrange wieder der 7 gegen 7-Wettbewerb durchgeführt. Sieben Kurzfilme und sieben Langfilme stellten sich einer 3-köpfigen Jury, welche dem ihrer Ansicht nach besten Kurz- und Langfilm  den begehrten Cinestrange-Award verlieh. Bei den Kurzfilmen war es der schon bei der Genrenale hochgelobte  In the Deathroom von Milos Savic. Ein wirklich großartig gewordener Shortie, welcher den Award vollkommen zurecht erhalten hat. Und bei den Langfilmen? Da hieß der Gewinner Gefällt mir. Ein mit nur geringen Budget, aber bekannten Gesichtern besetzter Horrorthriller aus Deutschland. Doch der unterschwelligen Aufforderung des Filmtitels nachzugehen viel nicht immer leicht.. .


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erzählt die Geschichte von Natascha, die sich auf die Spur nach einem Serienkiller macht, welcher vor allem über Facebook seine Opfer sucht, bedroht und danach tötet. Nach und nach kommt die junge Frau dem Bösewicht auf die Spur und zusammen mit Alex, einem befreundeten Polizisten, dreht sie den Spieß um. Doch so einfach lässt sich dieser Killer nicht eliminieren…

Die Story dreht sich um die Tücken des Internets, insbesondere die Gefahren von sozialen Medien. Da es diese nun noch nicht so viele Jahre gibt, ist das Thema auch noch nicht allzu sehr abgekaut und der irgendwie reißerische Titel macht sich auch ganz gut auf dem Plakat. Doch so wirkliche Innovationen hat das Treiben nicht und wenn man ganz ehrlich ist, hat man auch um solche Dinge wie Logik oder einem sympathischen Zusammenspiel der Figuren einen Bogen gemacht.

gefällt mir posterAber na ja, dass kann man bei solchen Filmen meist noch verschmerzen. Jedoch vermag Gefällt mir auch in weiteren Punkten nicht immer zu überzeugen. Die Atmosphäre wirkt in den ersten Minuten noch bedrohlich, doch schon bald verflüchtigt sich diese merklich aus der Handlung. Spannend wird es zu selten, viele der nächsten Schritte sind meist schon meilenweit im voraus zu erkennen. Am wenigsten gelungen ist jedoch der Versuch, die durchaus harte Handlung immer wieder mit Humorspitzen aufzulockern. Des Öfteren wird das Treiben durch irgend einen dummen Spruch der Figuren unterbrochen, bevor es meist schlagartig gleich wieder ans Eingemachte geht. Und das wirkt dann meist doch eher befremdlich, denn auflockernd. Als positives Highlight herausstechen mag da jedoch eine Szene im Wald, in der ein Pärchen in einem Zelt liegt und plötzlich ein Knacken hört. Als sie daraufhin fragt „Was war das?“ antwortet ihr Freund „Woher soll ich das wissen? Ich bin doch auch nicht von hier“. Schade, dass man diese unfreiwilligen aber gelungenen Gags so mit der Lupe suchen muss.

Zum Ende hin präsentiert sich dann zudem noch eine Auflösung, welche verwirrt und unwahrscheinlich wirkt. Dadurch kommt man einem Aha-Effekt zwar erst einmal erstaunlich nahe, doch sogleich schlägt dieser Effekt eher in Kopfschütteln um. Am besten nicht zu genau darüber nachdenken, was man ja allgemein bei vielen Slasherfilmen vermeiden sollte.

Somit sind die wirklich positiven Details leider fast ausschließlich im Umfeld von Gefällt mir zu finden. Die Ambition, den Genrefilm auch in Deutschland wieder salonfähig zu machen ist fraglos positiv hervorzuheben, genauso wie der eiserne Wille, dass Projekt, trotz vieler schwieriger und widriger Voraussetzungen, bis zum Schluss durchzuziehen und nicht aufzugeben. Des weiteren ist es wirklich erstaunlich, wie viele bekannte Gesichter hier zu sehen sind, obwohl es aus finanzieller Sicht für alle Beteiligten nicht wirklich rosig bei diesem Projekt ausgesehen hat. Udo Schenk, Charles Rettinghaus, Santiago Ziesmer, Gedeon Burkhard, Isabella Vinet und Tobias Schenke dürften dem ein oder anderen durchaus ein Begriff sein und haben sich quasi für einen Apfel und ein Ei zur Verfügung gestellt. Vor allem Letzterer ist fraglos einer der aufstrebendsten deutschen Mimen der letztern 15 Jahre.

Und genau das dürfte es dann auch gewesen sein, was die Jury des Cinestrange letztendes überzeugt hat. Hier wurde wirklich mit viel Elan und eisernem Willen ein Thriller auf die Beine gestellt, welcher aus technischer Sicht durchaus für die große Leinwand gemacht ist. Schade nur, dass der Film dabei inhaltlich und dramaturgisch mit einigen eklatanten Schwächen zu kämpfen hat, welche man selbst mit viel gutem Willen nicht übersehen kann. Somit können wir uns der Entscheidung letztenendes nicht anschließen und werden auch den Klick auf den berühmt-berüchtigten Facebook-Button verzichten… leider.

Unabhängig davon hat es natürlich trotzdem Spaß gemacht die Abordnung aus Crew und Cast um Regisseur Michael David Pate sowie die Hauptdarsteller Isabella Vinet und Tobias Schenke auf dem diesjährigen Cinestrange zu erleben und ihr sehr schätzenswertes Engagement für den Film live mitzubekommen. Und das wiederum Gefällt mir sehr.