Kinostart: 28.08.2014
Das Marvel-Universum weitet sich aus und startet mit der Umsetzung einer erstmals 1969 in Heftform erschienen Comicserie. Die Guardians of the Galaxy sind eine völlig neue Ausrichtung, sagt Kevin Feige und damit wäre dieser Film auch aus der Sicht des Produzenten der spannendste seit langem. Er ist der König des filmischen Marvel-Imperiums und diese Bezeichnung ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man betrachtete, was er alles produziert hat. Alle Avenger-Teilnehmer-Abenteuer, aber auch X-Men und Spider-Man gehören seiner Vita an. Wenn man jetzt noch in die Zukunft schaut, steht da noch das Reboot von Fantastic Four an, samt Fortsetzung und die neuen einzelnen und gemeinsamen Einsätze der Rächerinitiative. Nach Feiges Meinung waren die Guardians das schwierigste Projekt, sieht der Film doch eher wie eine Spaceoper aus, als wie eine typische Comicverfilmung. Genau das ist es aber, was den neuen Marvel so gut macht.
Untypisch, ohne Labels, beginnt die Geschichte im Jahr 1988 in einem amerikanischen Krankenhaus. Der kleine Peter muss den Tod seiner Mutter mit ansehen und als er aus dieser Situation nach draußen flüchtet, wird er von einem Lichtstrahl in ein Raumschiff gezogen. Nach dem sich das Werk nun als Marvel-Studio-Produktion geoutet hat, sehen wir einen erwachsenen Peter, zumindest körperlich. Er stielt sich durch das All und verdient mit dem Verkauf von Diebesgut seinen Lebensunterhalt. Das läuft ganz gut, bis er ein kugelförmiges Objekt entwendet, auf das mehrere Parteien scharf zu sein scheinen. Nach einigen Verfolgungsjagten landet er schließlich im Knast. Die Kugel der Begierde, die ihm nun entwendet wurde, ist eine mächtige Waffe, wie er bald erfahren muss und nach einem inneren Wandel vom Egoisten zum Weltverbesserer, startet er mit einem ungleichen Team von Gefängnisbekanntschaften um die Galaxie zu erretten. Dabei müssen sie Ronan entgegen treten, der wiederrum vom mächtigen Thanos befehligt wird, der uns bereits am Ende von The Avengers vorgestellt wurde.
Mit viel Aufwand setzten sich Disney und Marvel daran die neuen Helden zu etablieren und all die Mühe hat sich auch gelohnt. Dem Zuschauer erwartet ein angenehm buntes und rasantes Science-Fiction-Erlebnis, das neben den perfekten Spezial Effekten auch noch mit einer fesselnden Story aufwarten kann. Im Bereich der Effekte fällt es den Produktionen heute immer schwerer sich zu Unterscheiden. Wenn man nur genug Geld in die Hand nimmt bekommt man das, was man als technisch perfekt bezeichnen darf. Wo man sich früher von Jahr zu Jahr verbesserte, hat sich der Zeitraum in dem man etwas Neues zu sehen bekommt, auf über fünf Jahre ausgedehnt. Guardians of the Galaxy bietet diesbezüglich stellenweise wirkliche Wow-Momente.
Die Charaktere sind passend besetzt und füllen ihre Figuren gut aus. Chris Pratt spielt den Walkman hörenden, sich selbst zum Starlord ernannten, Peter Quill und hat damit seiner erste Kinohauptrolle erhalten. Er machte mit kleinen, aber prägnanten Auftritten in Filmen wie Zero Dark Thirty oder Her auf sich aufmerksam. Etabliert im SciFi und nun neben Avatar und Star Trek ins dritte Franchise eingestiegen, schlüpft Zoe Saldana in die Haut des Aliens Gamora. Bradley Cooper verleiht dem Kampf-Waschbären Rocket Raccoon seine Stimme und mit ganzen vier Worten schafft es auch Vin Diesel dem liebenswerten baumähnlichen Groot Leben einzuhauchen. Wrestling-Überläufer Dave Bautista gibt das letzte Mitglied der Beschützer und darf mit seiner Darstellung jenseits peinlicher Blässe zufrieden sein. Die Nebenrollen sind auch prominent besetzt, selbst wenn die Auftritte unter fünf Minuten Spielzeit liegen. Neben John C. Reilly, Djimon Hounsou, Lee Pace sowie Michael Rooker sind auch Glenn Close und Benicio Del Toro zu sehen. Ganz kleine Rollen, die mit dem bloßen Auge kaum erkennbar sind wurden unter anderen von Josh Brolin, Rob Zombie und Seth Green bestückt.
Als Regisseur verpflichtete man James Gunn, der als Drehbuchautor schon Dawn of the Dead wiederbelebte und sein letzter Film Super begeisterte größtenteils die Kritiker und das Publikum. Diese Superhelden-Persiflage war sicher der Ausschlag gebende Punkt für den Regiestuhl bei Guardians of the Galaxy. Ihm gelingt es die Figuren und die Erzählung nicht in dem Effekt-Gewitter untergehen zu lassen. Der bombastische Score von Tyler Bates hört sich zwar an wie die Hymen der parallelen Marvel-Helden-Sagen aber passt an jeder Stelle perfekt, unterstütz von der Musik des Awesome Tapes Vol. 1 von Peters Walkman. Gerade diese Evergreens von den Jackson 5 bis David Bowie, bringen oft eine ganz eigene Dynamik in die Szenen und zaubern einem nicht selten ein Lächeln ins Gesicht.
Hier passt alles zusammen und nach den eher ernsten, wenn auch mit dezentem Humor gewürzten, Fortsetzungen von Thor, Captain America und Co. wirken die Guardians erfrischend und unbeschwert. Ein Film also, den man diesen Sommer nicht an sich vorbeischweben lassen sollte.