Kennt Ihr den Krampus?
Während man im Norden und Mitteldeutschland diese Frage bisher wohl eher mit Nein beantwortet hat, ist die Gestalt im südlichen Bayern sowie in Österreich und manch weiteren östlichen und südlichen Ländern ein fest im Weihnachtsfest verankerter Mythos um eine Schreckensgestalt, welche in Begleitung von St. Nikolaus auftritt und den bösen Kindern ans Leder geht. Quasi die Rute von Santa Claus in Dämonengestalt, bei der es nicht nur ein paar Klapse auf den Hintern gibt. Spätestens ab 2015 dürfte die Figur auch außerhalb dieser Regionen wesentlich bekannter werden, hat sich doch Hollywood mal wieder vorgenommen, die Menschheit aufzuklären und bringt das Fabelwesen nun auf die große Leinwand. Und wie bei allen großen Produktionen kriechen auch viele kleinere Produktionen aus ihren Löchern, so dass wir es hierzulande nun gleich mit drei Krampus-Geschichten zu tun bekommen, eine im Kino und zwei auf DVD und Blu-ray. Doch ob sich der Blick darauf nun lohnt, darüber klären wir auf. Daher herzlich willkommen zu unserem kleinen Krampus-Special.
Doch bevor ich mich nun den drei Filmen aus diesem Jahr bzw. der letzten Jahre widme, nur ein ganz kurzer Blick auf das, was bisher in Sachen Krampus auf Film zu sehen war: nichts. Bzw. so gut wie nichts, denn ein Blick in Ofdb und IMDB offenbaren gerade einmal zwei TV-Filme aus den 60ern, die eher komödiantisch aufgelegt sind, sowie den ein oder anderen Kurzfilm. Ansonsten herrschte bisher ziemliche Ebbe. Daher ist Krampus: A Christmas Devil, der im Jahre 2013 das Licht der Welt erblickte und nun auch bei uns auf den Heimmedien erschienen ist, fast schon ein freudiges Ereignis, bekommt der Weihnachtsschrecken nun endlich sein filmisches Gesicht. Doch was der Zuschauer mit dem Weihnachtsteufel hier zu sehen bekommt ist Trash und das von gar heftigster Sorte.
Wie ihr bereits gemerkt haben solltet, sind wir hier nun also bei Film eins angelangt, den Indigo Films am 06.11.2015 bei uns veröffentlicht hat und somit auch hier den ersten Krampus-Filmkontakt darstellt. Krampus ist also ein mörderischer Dämon, der den bösen Kindern an die Kehle will. Doch während die Sagengestallt eigentlich all die lieben Leute und Erwachsene zufrieden läßt, ist es dem Krampus hier reichlich egal, wen er vor die Klauen bekommt und ein jeder muss dran glauben. Das mag fürs Horrorgenre auch okay sein und der Film will sicher in keinster Weise dazu dienen, einem den Mythos näher zu bringen. Dafür ist hier einfach alles zu sehr aufs Blutvergiessen gebürstet und die 18er-Freigabe geht fraglos in Ordnung.
Nicht in Ordnung geht dagegen der Rest. Denn Krampus: A Christmas Devil ist wirklich purster Trash, der wirklich alles falsch macht, was man falsch machen kann. Nun gut, der Streifen ist ein Amateur-Produkt und jeder fängt schließlich einmal klein an, doch dieses Produkt langweilt einfach nur komplett. Die Darsteller sind mies, die Effekte noch mieser und der Krampus eine Lachfigur vor dem Herren. In der Ofdb hat der Film gerade einmal eine Wertung von 1,9, die Imdb zeigt derzeit 2 Sterne an und auch an vielen anderen Stellen sind die Verrisse enorm. Dass das Ganze dennoch eine gewisse Fan-Basis in den USA hat und man dort schon über eine Fortsetzung nachgrübelt, ist jedenfalls maximal durch den Drang mancher Filmfreunde zu erklären, schlechte Filmkost unbedingt in ihrer Blödheit abzufeiern. Aber nun gut, vielleicht wird es der Streifen wirklich einmal zu Tele 5 und seiner SchleFaz-Reihe schaffen, denn in diesem Rahmen und mit viel Alkohol mag der Christmas-Devil vielleicht wirklich noch etwas dreckigen Spaß machen.
Absichtlich Spaß machen soll dagegen Krampus, der nun seit Anfang Dezember die weltweiten Kinos bespielt und dabei einen unerwarteten Erfolg hat. In Amerika direkt am Startwochenende auf Platz 2 gestartet und auch außerhalb der Staaten mit guten Einspielergebnissen beseelt, dürfte der Streifen wohl als ein weiterer Erfolg aus den Universal-Studios gelten, das dieses Jahr ordentlich geklotzt hat, wenn es um Einspielergebnisse geht. Dafür zuständig dürfte jedoch kaum die Qualität des Films sein, sondern mehr Werbung und das Merchandise, sowie die Neugier der Amerikaner, auf das europäische Brauchtum, das, wie bereits erwähnt, außerhalb seiner Region kaum bekannt ist. Der Film selbst ist jedoch eine Enttäuschung.
Denn mit dem Krampus an sich hat auch diese Verfilmung wenig zu tun. Auch diesem Krampus ist es egal ob du artig warst oder nicht, ob du Kind bist oder Erwachsener. Krampus ist auch hier ein alles mordender Dämon, der sich durch seine Opfer metzelt. Wenngleich metzelt wiederum etwas zu viel des Guten ist, denn der PG-13 freigegebene Film reiht sich nahtlos in die zahmen und blutleeren Horrorfilme für große Kinder ein, als in die Reihe der wirklichen Schocker. Und dabei ist es vor allem die Atmosphäre, die noch das Beste am Film darstellt. Wenn das dunkle Haus mit tiefstem Schnee zugedeckt ist und sich eine unheimliche Stille in den Straßen breitmacht, dann kann man schon leicht Angst bekommen auf das, was da draußen lauert. Mit Krampus haben wir es jedenfalls mit dem Schneereichsten Film der letzten Jahre zu tun.
Doch wenn wir die Humorschiene betrachten, vergeht einem bald der Spaß. Zwar kann man nicht sagen, dass die Gags allesamt misslungen wären oder man hier nicht lachen kann, denn mit David Koechner und „Two and a Half Man“-Berta Conchata Ferrell hat man zwei Könner des Comedy-Genres verpflichten können. Doch die Mischung ist schlichtweg unausgereift und die hochgradig atmosphärischen Momente werden durch so manch dumpfen Gag gleich wieder zerstört. Hier hätte man sich schlichtweg auf ein Genre konzentrieren sollen, aber nicht darauf fliegene und mörderische Pfefferkuchenmänner mit so manchen Herzrasermomenten zu vermischen. Zumal mit einer österreichischen Oma, die im tiefsten Aktzent spricht, wohl auch noch krampfhaft versucht wurde, die Geschichtet mit seinem Herkunftsort zu verbinden, was jedoch genauso in die Hose geht. Somit ist der Comedy-Part letztendlich zwar hier und da schon witzig, aber eben auch der ganz entscheidende Grund, warum auch diese „Krampus“-Verfilmung nicht wirklich empfehlenswert ist. Zumal man natürlich auch um ein Happy End nicht drum herum kommt, das aber so aufgesetzt wirkt, wie der Stern auf dem Weihnachtsbaum. Und somit müssen wir leider weiter auf eine erfreuliche Kinofassung des Wesens warten.
Daher ist die vielleicht empfehlenswerteste Variante diesesmal auf BLu-ray zu finden: A Christmas Horror Story. Wenngleich man zugeben muss, dass es nicht ganz richtig ist, den Film in ein Special wie dieses hier aufzunehmen. Denn anders als bei den beiden anderen Filmen ist der Krampus hier nur ein kleiner Teil eines großen Ganzen. A Christmas Horror Story ist mehr ein Episodenfilm, in dem nicht nur Krampus sein Unwesen treibt, sondern auch ein Dämon, der ein paar Kids heimsucht, ein Wechelbalk, dass seine Eltern terrorisiert, sowie der Weihnachtsmann höchstpersönlich, der es gegen ein paar Zombie-Elfen aufnehmen muss. Umwoben wird der Grusel von einem windigen Radiomoderator, der im Radio seine Weihnachtsshow präsentiert. Dieser ist übrigens niemand anderes als William Shatner, dem soweit einzigen bekannten Gesicht im Reigen der Darsteller.
Aber befassen wir uns hauptsächlich mit dem Krampus-Part. Wie schon in den beiden Filmen zuvor, wird Krampus auch hier als hörniges Monster präsentiert, das Jagd auf Menschen macht. Anders als sonst, ist Krampus jedoch hier kein reines mysterisches Wesen, sondern eher ein Geist, der die Seele der Menschen besetzt und diese dadurch zu bösen Furien in Krampus-Gestalt macht. Damit soll wohl auf das österreichische Brauchtum angespielt werden, bei dem sich die Menschen als Krampus verkleiden und, ähnlich wie bei einem Zombie-Walk, durch die Straßen ziehen und einen auf Bösewicht machen. Und zum Ende hin kommt es sogar zum Kampf zwischen Santa Claus und seinem bösen Schatten. All das macht diesen Teil von A Christmas Horror Story wirklich unterhaltsam und durch seine hübschen atmosphärischen Bilder auch wirklich so etwas wie gruselig.
Was die restlichen Teile des Films angeht haben wir es jedoch leider erneut nur mit einem ziemlich wechselhaften Mischmasch von Versatzstücken des Horrorkinos zu tun, der mal mehr mal weniger überzeugend geraten ist. Die Wechselbalk-Story ist dabei noch am ehesten zu empfehlen und Santa Claus vs. Elfenzombies ist zumindest hübsch makaber blutig ausgefallen und hat auch eine schicke Pointe zum Schluss zu bieten. Der Rest ist dagegen belanglos, vor allem der Teenie-Horrorpart ist merklich misslungen. Nur kann man leider nicht die einzelnen Episoden skipen, denn A Christmas Horror Story präsentiert die Episoden Szene für Szene durcheinandergemischt, was ein überspringen schwierig macht. Aber nun gut, man kann sich ja auch mit etwas anderem ablenken, bevor es wieder spannend wird.
Daher kommen wir nun zum Schluss leider zu einem ernüchternden Fazit: Ein wirklich guter Krampus-Film fehlt leider. Dreimal hat Hollywood bzw. der amerikanische Filmmarkt nun versucht den Krampus-Mythos filmisch zu ergründen und dreimal ist es leider schief gegangen. Wer Trash sucht wird bei Krampus: The Christmas Devil zwar fündig, aber nicht wirklich glücklich werden. Und für Gruselfans kann die glattgebügelte Hollywood-Variante Krampus zwar für Atmosphäre sorgen, doch wird diese mit unpassendem Humor gleich wieder zu nichte gemacht. Und bei A Christmas Horror Story ist der alte Schurke nun leider nur eine Randerscheinung, in einem wechselhaften Direct-to-DVD-Filmchen. Wer also endlich mal eine richtig gute Krampus-Verfilmung haben möchte, muss weiter warten. Die Amis haben zwar schon weitergemacht und mit Krampus: The Reckoning bereits ein weiteres Filmchen auf den Markt geworfen, doch auch dies sieht arg nach Trash aus. Na dann, frohe Weihnachten!
Krampus: The Christmas Devil
DVD-/Bluray-Release: 06.11.2015 (Indigo)
Horror, Trash
Land: USA 2013
Laufzeit: ca. 83 min.
FSK: ab 18
Regie: Jason Hull
Drehbuch: Jason Hull
Mit Jay Dobyns, Paul Ferm, Andrew Ferrick, Darin Foltz
Krampus
Kinostart: 03.12.2015 (Universal)
Horror, Komödie, Grusel
Land: USA 2015
Laufzeit: ca. 98 min.
FSK: 12
Regie: Michael Dougherty
Drehbuch: Todd Casey, Michael Dougherty
Mit Adam Scott, Toni Collette, David Koechner, Conchata Ferrell, Krista Stadler, Emjay Anthony
A Christmas Horror Story
DVD/Blu-ray Release: 27.11.2015 (WVG Medien)
Horror
Land: USA 2015
Laufzeit: ca. 100 min.
FSK: ab 16
Regie: Grant Harvey, Steven Hoban, Brett Sullivan
Drehbuch: James Kee, Sarah Larsen, Doug Taylor, Pascal Trottier
Mit William Shatner, George Buza, Rob Archer, Adrian Holmes