Seit dem 14.10.2014 auf DVD & Blu-ray im Handel erhältlich.
Mit dem „Meister of Suspense“, Alfred Hitchcock, wird bis heute gerne geworben. „Ein atemberaubender Hitchcock-Like Filme“ steht ganz groß auf dem Cover von Proxy. Logischerweise werden dadurch die Erwartungen in die Höhe geschraubt, denn bei so einem Satz erhofft man als Zuschauer Spannung bis zum Schluss, clevere Plottwist und eben einfach einen gewissen Filmstil, der einen an die Werke des großen Meisters erinnern lassen. Doch auch Zweifel dürfen gegeben sein, denn sich mit der Marke Hitchcock zu vergleichen bzw. damit zu werben ist schon ein gewagter Schritt. Und auch Proxy kann die Erwartungen letztendlich nicht erfüllen.
Der Film erzählt die Geschichte von Esther. Esther ist hochschwanger, doch kurz vor der Geburt wird sie brutal überfallen, wobei sie ihr Baby verliert. In einer Selbsthilfegruppe, mit Frauen die ein ähnliches Schicksal erlitten haben, sucht sie nach seelischer Unterstützung und lernt Melanie kennen, mit der sie sich schnell anfreundet. Doch schon bald beginnt die heile Fassade zu bröckeln, denn eines Tages entdeckt Esther Melanie mit ihrem quicklebendigen Kind. Was ist hier los? Warum belügt Melanie sie? Esther fast daraufhin den Entschluss Melanie zu verfolgen und zur Rede zu stellen. Doch schon bald eskaliert die Situation… Proxy, welcher durch sein Cover gerne als Horrorfilm verkauft wird, ist ein klassischer Thriller mit einem gehörigen Schuss Dramatik, welche stellenweise durchaus unter die Haut geht. Vor allem die ersten Szenen, sowie überhaupt die ganze erste Stunde ist ordentlich erzählt und mit durchaus interessanten und nachvollziehbar handelnden Figuren besetzt, so dass man sich vielleicht wirklich auf einen Film mit der angepriesenen Qualität freuen kann. Doch nach gut der Hälfte wird es dann zunehmend unglaubwürdiger.
Clever in die Mitte des Films gesetzt ist eine knackige Wendung, die erst einmal für Erstaunen sorgt und wirklich Hitchcock zitiert. Aus einem seiner berühmtesten Werke stammt genau eben jene Wendung, wenngleich natürlich in etwas anderer Form. Doch danach wird die Handlung leider immer wirrer und verwobener. Denn mit dieser Richtungsänderung gibt sich Regisseur Zack Parker nicht zufrieden und donnert danach noch die eine oder andere Wendung hinterher und erläutert sein clever aufgebautes Storykonstrukt mit den abstrusesten Erklärungen. Vor allem die letztendliche Auflösung ist so etwas von lasch und unglaubwürdig ausgefallen, dass man sich über die letztendlich unbefriedigend verbrachte Zeit nun ärgert.
Hinzu kommen dann auch so manche Kunstkniffe, die es nicht gebraucht hätte. Die 18er-Freigabe kommt nicht von ungefähr, gibt es, neben der brutalen Anfangsequenz, auch noch eine weitere Mordsequenz, die das rote Siegel so klar wie Kloßbrühe erscheinen lässt. Anders als die Sequenz zu Beginn, ist diese jedoch reiner Selbstzweck. In einer elendig langen Zeitlupensequenz wird jemand mit einer Schrottflinte erst in den Bauch und dann (vermutlich) in den Kopf geschossen, wobei das Blut natürlich in höchstem Bogen aus seinem Opfer nach oben spritzt und anscheinen die komplette Umgebung zu besudeln scheint. Das dies jedoch nicht nur unrealistisch, sondern eben auch in dieser Form absolut unnötig ist, merkt man als erfahrener Zuschauer sofort. Anscheinend wollten die Produzenten mal wieder Blut sehen und damit das Ganze aber nicht so auffällt, wurde es durch die Zeitlupe einfach unnötig auf Kunst getrimmt. Anders ist diese Sequenz nicht zu erklären.
Und zu allem Überfluss bleiben am Ende des Films dennoch zu viele Fragezeichen über den Köpfen der Zuschauer stehen. Denn die abstruse Auflösung ergibt bei demjenigen, welcher sich Proxy gerade in der Flimmerkiste angeschaut hat, nur neue Fragen. Zudem bleiben manche Ereignisse, die wirklich aufgeklärt gehören, letztlich auf der Strecke, jedoch nicht unbedingt weil man den Zuschauer nicht zu viel verraten will, sondern eindeutig aufgrund eines letztlich sehr schludrigen Drehbuchs.
Somit ist Proxy mal wieder ein Film der Marke „viel gewollt, wenig erreicht“. Mit einem gelungenen und spannenden Auftakt, sowie einer durchaus überzeugenden ersten Hälfte, hätte man hierraus einen wirklich gelungenen und „atemberaubenden“ Genrestreifen machen können, doch sobald es losgeht mit den Wendungen wird der Film zu einem seelenlosen, unlogischen und viel zu gewollt wirkenden Werk, das einfach viel mehr sein will, als es letztlich ist. Hier passt mal wieder das einfache Wort „Schade“.
Ganz so traurig sieht es bei der Blu-ray aus dem Hause Ascot Elite jedoch nicht aus. Die Bildqualität kann sich sehen lassen und bringt den rauen Look des Films gekonnt rüber. Auch auf tonaler Ebene geht es ordentlich zur Sache, wenngleich der Film alles in allem eher dialoglastiger Natur ist. Hinzu kommen einige Extras wie Interviews, Behind the Scenes, sowie die obligatorischen Trailer.