Under the Dome – Staffel 1 ✍

Seit 08.05.14 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich.

Under the Dome ist eine klassische Fernsehserie basierend auf einem Roman von Stephen King, der 2009 unter gleichem Titel veröffentlicht wurde und in Deutschland als Die Arena erschien. Die Idee für den Stoff hatte der Meister des literarischen Horrors allerdings bereits 1975 zu einer Zeit als mit Carrie und Salem`s Lot zwar schon die ersten wegweisenden Romane herausgebracht waren, King jedoch noch hauptberuflich als Lehrer tätig gewesen ist. So verwarf er das Vorhaben zunächst, da er sich damals zeitlich nicht imstande sah, den immensen Rechercheaufwand, den die Geschichte in seinen Augen erforderte, zu bewältigen.

underthdomeJahre später nahm er den Gedanken wieder auf und konnte mit Hilfe des Internets alle ihm wichtigen Informationen zusammentragen und die Idee in seinem ihm unverwechselbaren Stil niederschreiben. Denn wie so oft bei King geht es um eine abgegrenzte Gruppe von Menschen, die durch ein bestimmtes Ereignis ihrem normalen Alltag entrissen wird. Dabei spielt natürlich das Ereignis an sich eine Rolle, egal ob es sich um einen tollwütigen Bernhardiner in Cujo, einen gekränkten Fan in Misery oder ein vom Bösen besessenes Hotel in Shining handelt.

Mindestens genauso wichtig, wenn nicht gar noch von größerer Wichtigkeit, sind bei King allerdings auch immer seine Protagonisten, die dieser Situation ausgesetzt sind. Denn wie kein Zweiter versteht es der in Maine lebende Autor greifbare Figuren zu entwickeln, die direkt der Realität entsprungen zu sein scheinen und die jeder von uns so auch in seinem Bekanntenkreis wiederfinden könnte. Oft direkt in der Mitte der Gesellschaft verankert schreibt er auf Augenhöhe meist über ganz normale Menschen mit gängigen weltlichen Problemen. Viele seiner autobiografisch angehauchten Geschichten würden folglich auch ohne Horrorelement bestens funktionieren, was die erfolgreichen Novellen The Body/ Die Leiche und Rita Hayworth and Shawshank Redemption/ Pin up (und ihre ausgezeichneten Verfilmungen Stand by me – Geheimnis eines Sommers und Shawshank Redemption – Die Verurteilten) ganz ohne übernatürliche oder monströse Inhalte eindrucksvoll belegen.

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Und auch bei Under the Dome ist die titelgebende und wie aus dem Nichts auftauchende Kuppel über der Kleinstadt Chester`s Mill zwar das handlungsrahmende Element, allerdings hätten viele der unter ihr stattfindenden Konflikte und Ereignisse auch unter anderen und weit weniger extremen Voraussetzungen geschehen und zutage treten können. Und davon leben letztendlich auch dieser mehr als 1000 Seiten umfassende Roman Kings und die darauf basierende Serie, die er als ausführender Produzent mitbetreute, genau wie Stephen Spielberg, dessen Produktionsfirma Amblin sich für das Projekt verantwortlich zeigt.

Die getroffenen Veränderungen bei der Adaption fürs Fernsehen waren dabei wie so oft vielfältiger Natur. Sie unterscheiden sich in Roman und Serie in einzelne Details (z.B. Form und Beschaffenheit der Kuppel), die auftretenden Protagonisten haben zum Teil doch sehr abweichende Halbwertszeiten oder es wurden für die Adaption neue Charaktere erschaffen und andere wiederum weg gelassen, sowie verschiedene Handlungsstränge überarbeitet.

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Es oblag den zehn verantwortlichen Drehbuchautoren unter der kreativen Leitung von Brain K. Vaughan (Lost) die anspruchsvolle Aufgabe, einen zwar sehr seitenstarken aber nur eine recht kurze Zeitspanne umfassenden Roman auf Serienformat zu strecken. Noch dazu musste man bei diesem Vorgehen, ganz den heutigen Produktionsgepflogenheiten folgend, aufpassen, nicht alles Pulver mit einer Staffel (13 Folgen) zur verschießen um im erhofften Erfolgsfall nachlegen zu können. Dieser ist nach der Fernsehauswertung (CBS) in den USA schon eingetreten und die zweite Staffel befindet sich momentan bereits kurz vor Produktionsende.

Folglich kann man schon erahnen, dass das Finale von Season 1 den Zuschauer dann mit einem ordentlichen Cliffhanger zurücklässt, nachdem nur ein Teil aller Fragen beantwortet wurden und noch so manches Rätsel ungelöst bleibt. Bis dahin gibt es in für das Publikum eine Fülle von Charakteren zu entdecken, welche alle sehr vielschichtig daherkommen und nie eindimensional gezeichnet sind. Da treffen der mysteriöse Fremde Barbie (Mike Vogel), dessen charismatisches und selbstloses Auftreten so gar nicht zu seinem Auftrag passen will, für den er sich in Chester`s Mill befindet und die aufgrund ihres Berufsstandes wenig akzeptierte Journalistin Julia Shumway (Rachel Lefevre) aufeinander, ohne zu wissen, wie eng sie beide durch vorangegangenen Ereignisse verbunden sind.

Weiterhin wäre noch Norrie (Mackenzi Lintz) zu nennen, die auf den ersten Blick ein ganz normaler Teenager zu sein scheint, sich aber trotzdem mit ihren beiden Müttern auf dem Weg in ein Camp für schwer erziehbare Kinder befindet. Die Begeisterung dafür hält sich verständlicherweise bei ihr schwer in Grenzen, so dass sie das „Abenteuer Kuppel“ zunächst fast positiv aufnimmt, zumal sie in diesem Zuge den gleichaltrigen Joe (Colin Ford) kennenlernt. Der ist in dieser Ausnahmesituation allein auf sich gestellt, weil sich seine Eltern außerhalb der Barriere befinden und seine Schwester Angie (Britt Robertson) von Junior (Alexander Koch) dem Sohn eines einflussreichen Stadtrates in dessen Atomschutzbunker gegen ihren Willen festgehalten wird. Junior ist dabei dem Typ Milchbubie entsprechend, hat aber gleichzeitig etwas sehr psychopathisches an sich, was sicher ganz den Genen von Papa Big Jim Rennie (Dean Norris) entspricht, welcher eigentlich für „seine“ Stadt immer nur das Beste will, seine Wahl der Mittel aber oft höchst fragwürdig ausfällt und der eigene Machterhalt immer im Vordergrund steht. Über kurz oder lang kommen alle der genannten Charaktere miteinander in Berührung und es gibt die unterschiedlichsten Verwicklungen beruhend auf vergangenen Verbindungen oder zukünftigen Ereignissen.

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Denn ab dem frühen Zeitpunkt an dem sich die Kuppel über Chester`s Mill senkt, werden die Eingeschlossenen erfahren, was es heißt auf engstem Raum zu (über)leben, mit begrenzten Ressourcen und der Schwierigkeit eine normale öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Zusätzlich ergeben das Unwissen um den Grund für die Kuppel und die vielfältigen persönlichen Verstrickungen ein hochexplosives Pulverfass, das in jeder Folge aufs neue durch einen anderen Zünder zu explodieren droht.

Die Ereignisdichte ist extrem hoch und reicht von Epidemien und akutem Wassermangel, über Großbrände und andere Katastrophen sowie illegalen Fight-Club-Veranstaltungen bis hin zu Militäraktionen außerhalb der Kuppel. Hier jetzt von unrealistischen Szenarien zu sprechen, wie es der Serie zum Teil vorgeworfen wird, ist gewagt, da sicher die wenigsten von uns sich jemals in einer auch nur annähernden Situation befanden und darüber urteilen können. Auch der teils geäußerte Vorwurf, die Charaktere wären klischeehaft entworfen und ihre Handlungen in vielen Fällen wenig plausibel ist nicht unbedingt nachvollziehbar, ist z.B doch das Bild des machthungrigen Politikers nicht aus dem Nichts entstanden, sondern nach dem Vorbild so vieler realer Fälle kreiert. Genau wie die Charakterisierung der rechtschaffenen Polizistin Linda (Natalie Martines), die vor lauter Pflichterfüllungen nach Diensthandbuch manchmal vergisst den eigenen Verstand einzusetzen und so leicht und missbräuchlich instrumentalisierbar wird.

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Somit ist Stephen King und den Autoren der Serie, sowie den verantwortlichen Regisseuren ein höchst unterhaltsamer Genremix gelungen, der neben reichlich Drama auch noch Action,- Thriller-, Fantasy- und Science-Fiction-Elemente beinhaltet. Die Dramatik wird von Folge zu Folge größer und ist dem klugen und nachvollziehbaren Aufbau zu verdanken, bei dem die Autoren nach dem Schema der „Three Fs“ vorgingen. So ist der erste Teil der Staffel geprägt vom Glauben (Faith) der Protagonisten an ein schnelles Ende des Ausnahmezustandes, welcher gefolgt wird von einem Abschnitt der Furcht (Fear) und dann zum Ende in die Phase des Faschismus (Fascism) übergeht.

Der einst durch Regeln, Normen und Gesetze determinierte Kodex eines geordneten und friedlichen Zusammenlebens wird nach und nach abgelöst vom Chaos in dem sich recht bald die durchsetzen, die der Devise „Survival of the Fittest“ am ehesten entsprechen. Bei Under the Dome brauchte es dafür eine mysteriöse Kuppel, in der Realität ist oft weit weniger Spektakuläres von Nöten.

Abschließend sei noch vermerkt, dass neben der inhaltlichen Komponente der Serie auch die technische Seite auf einem hohen Level angesiedelt ist. Die Special-Effects sind sparsam eingesetzt und auch nur dort wo unbedingt notwendig. Sie sind dabei nur selten als solche zu erkennen und meistens von angemessener Qualität, nicht nur was deren Glaubwürdigkeit angeht, sondern auch ihre Kreativität. Denn wenn beim schnellen Absinken der Kuppel zu beginn der Serie eine sich zur falschen Zeit am falschen Ort befindliche Kuh chirurgisch sauber in zwei Hälften geteilt wird, hat das einen mehr als hohen Schauwert. Dieser wird zu Beginn jeder weiteren Episode innerhalb der Zusammenfassung wieder und wieder zelebriert, ganz zur Freude der Zuschauer und zum Leidwesen des armen Rindviehs. Der wirkliche Star unter den FX ist aber die optische Darstellung der eigentlich unsichtbaren Kuppel, bei deren Visualisierung man sich viel Mühe gegeben hat.

Reingekniet hat sich auch Paramount bei der Produktion der technisch einwandfreien DVD und der vor allem im Bild noch etwas besser abschneidenden Blu-ray zur ersten Staffel, welche seit 08.05.14 bei uns im Handel erhältlich sind. Denn neben vier verschiedenen Sprachen und noch mehr Untertiteln bietet die Box eine Menge an Extras, wie einigen entfernten Szenen, einem Gag Reel, diversen Promo-Clips und vier Special-Features, welche recht informativ ausgefallen sind und über die gängigen gegenseitigen Lobhudeleien innerhalb der Crew und des Casts hinausgehen.

Unter den vielen hochwertigen Serien, die heutzutage produziert werden, hat Under the Dome zweifelsfrei seine Daseinsberechtigung und bekommt eine klare Konsumempfehlung, zumindest was die erste Season betrifft. Hoffen wir also, dass Staffel 2 auf dem hohen Niveau anknüpfen kann.