Ab 21.05.2015 im Kino.
Als Pixarmann Brad Bird im Jahre 2011 mit dem 4. Film der Mission Impossible-Reihe sein Live-Action-Filmdebuet gab, traute ihm zunächst niemand wirklich zu, dass er das hinbekommt. Klar, als Regisseur von Animationsfilmen hat er sich mit Die Unglaublichen und Ratatouille schon einen Namen machen können, doch Live-Action ist schon noch etwas Anderes. Aber es funktionierte. Die Kritiker waren begeistert und auch das Publikum lief in ausreichender Menge ins Kino, so dass in kürze nun schon Teil 5 des Tom Cruise-Franchise folgen wird. Doch während hier nun Christopher McQuarrie auf dem Regiestuhl Platz nahm, kümmerte sich Bird nun wieder um ein Disney-Projekt: A World Beyond. Und man kann nur sagen: gut so! Ist das Endergebnis doch wirklich sehenswert ausgefallen.
A World Beyond, der auch Tomorrowland heißt, erzählt die Geschichte der jungen Casey, einer neugierigen und zielstrebigen jungen Dame, die schon mal das Gesetz übertritt, um ihre Vorstellungen in die Tat umzusetzen. Eines Tages wird sie dabei verhaftet, jedoch kurz darauf wieder freigelassen. Als sie ihre Utensilien wiederbekommt, befindet sich darunter auch ein merkwürdiger Pin. Als Casey diesen berüht, befindet sie sich plötzlich in einer fantastischen Zukunftswelt wieder. Als sie Nachforschungen zu eben jenem Pin anstellt, trifft sie dabei auf den kautzigen Frank, sowie dem mysteriösen Mädchen Athena, mit denen sie sich auf nach „Tomorrowland“ macht, einem Ort in der Zukunft. Doch schon bald muss Casey feststellen, dass dieser Trip nicht nur all ihre Vorstellungen auf den Kopf stellt, sondern auch alles andere als ungefährlich ist. Ein actionreiches Abenteuer nimmt seinen Gang.
Wie schon bei Fluch der Karibik basiert der Film auf einer Freizeitattraktion, hier namens „Tomorrowland“, welche im Jahre 1955 in Disneyland in Florida geschaffen wurde. Hinzu kommen einzelne Segmente der Weltausstellung von 1964, für die Walt Disney seinerzeit einige futuristische Ausstellungsstücke geschaffen hatte, die damals ihrer Zeit weit voraus waren. Wer also schon ein etwas betagteres Alter hat und eine der beiden Attraktionen kennen lernen durfte, wird vielleicht das ein oder andere wiedererkennen. Aber, um ehrlich zu sein, ist es im Endeffekt auch wiederum vollkommen egal, ob dem nun so ist oder nicht. Denn A World Beyond funktioniert auch vollkommen ohne diese Vorkenntnisse.
Brad Birds neuster Streich ist eine gelungene Kombination aus typischem Disney-Sci-Fi-Movie und knackigem Actionvehikel. Was den Sci-Fi-Part angeht hat Disney wieder einmal riesige Maschinen geschaffen, utopistische Landschaften und darin eine ganz ordentliche Portion an Zukunftsspinnerei hineingearbeitet, welche insgesamt zwar durchgehend familienfreundlich ist, jedoch für kleinere Kinder kaum erreichbar ist. Wer Sorge hat, das Disney hier mal wieder die eigentliche Geschichte verwässert, kann beruhigt sein, denn bis auf ein wenig Pathos zum Ende hin, bleibt es, trotz jugendfreiheit, durchgehend recht düster, wenn Casey auf Abenteuertrip geht. Die Zukunft, auf die wir hier im Film zusteuern, ist nämlich nichts anderes als das Ende der Welt und nach und nach stellt sich heraus, dass nur Casey dies verhindern kann. Das mag zwar im Grunde nichts Neues sein, doch im Disneygewand hat man solch eine düstere Grundlage dann doch noch nicht zu oft gesehen.
Zumal es auch die Action in sich hat und eine Freigabe unter 12 Jahren nur mit etlichen Schnitten möglich wäre. Hoffen wir mal das Disney diese selten dämliche Idee nicht erneut umsetzt, wie es erst vor kurzem bei der Kinoauswertung von Maleficent geschehen war. Denn wenn dies passieren sollte, wird so einiges auf der Strecke bleiben. Vor allem bei den vielen Roboterschlachten würde man so einiges vermissen, wenn die großartig animierten und agierenden Maschinen nicht selten Arm und Kopf verlieren. Selbst vor dem Überfahren eines kindlichen Roboters wird hier nicht halt gemacht, was fast schon ein wenig Fragwürdigkeit in die Sache einbringt, letztlich aber doch für die raue Umwelt im Film notwendig ist. Kurzum, von etwaigen Ab 6-Fassungen ist definitiv abzuraten.
Aber auch abgesehen von der Action, kann sich der Film sehen und hören lassen. Da Brad Bird kein Freund von Blue- und Greenscreen-Aufnahmen ist, hat er die meisten Kulissen für den Film entweder eigenständig anfertigen lassen oder diese gar auf der ganzen Welt gesucht. Für die Zukunftsszenen hat er dabei auf die „City of Art and Sciences“ im spanischen Valencia zurückgreifen können, was ihm viele Nachbauten in einem Studio erspart haben. Und diese Pracht sieht man dem Film auch an. Zwar spielen nur vergleichsweise wenig Szenen im namensgeben Ort „Tomorrowland“, doch diese Szenen sehen dafür um so prächtiger aus und sind ein Fest für die Sinne. Aber auch die Szenen in Setkulissen können sich sehen lassen. Unter anderem wurde ein Set in der Größe eines halben Fußballfeldes errichtet, das nicht weniger als sechs Monate brauchte, bis es fertig war. Kurzum, Brad Bird und seine Crew haben sich wirklich ennorm Mühe gegeben, um den Ansprüchen des Publikums an einen Big-Budget-Sci-Fi Film zu genügen.
Dazu passend ist dann natürlich auch Hauptdarsteller George Clooney ausgewählt worden, der hier in seiner bekannt kautzig-witzigen Art und Weise nicht nur die Herzen aller Frauen erneut im Sturm erobert, sondern auch so für einen Lacher am Anderen sorgt. Die Figur des in die Jahre gekommenen Forschers scheint ihm wie auf den Leib geschneidert. Dazu Hugh Laurie als Bösewicht, sowie die beiden Jungdarstellerinnen Britt Robertson und Raffey Cassidy, die ebenfalls eine verdammt gute Figur machen.
Somit ist A World Beyond vor allem all jenen empfohlen, die mal wieder einen richtig guten Sci-Fi-Streifen im familienfreundlichen Gewand auf der Leinwand sehen wollen, ohne das dabei der Grundkern der Geschichte allzu sehr verwässert wird. Dafür stimmt bei diesem spektakulären Filmtrip einfach alles und es werden sowohl die Freunde typischer Disneykost verwöhnt, wie auch alle Fans knackiger Action. Nur allzu jung sollte man nicht mehr sein, denn für die Jüngsten unter uns dürfte das Gezeigte hier und da dann doch ne Ecke zu düster sein. Ansonsten jedoch sei der Kinobesuch empfohlen, zumal auch die abschließende Botschaft des Films zu den Schönsten und Notwendigsten gehört, welche ein Film ganz aktuell haben kann.